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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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sich vor. „Ja, schon immer. Mein Vater ist auch Chirurg, was ich dir, glaube ich, schon erzählt habe. So konnte ich von seiner Erfahrung profitieren.“
    „Ist es denn schwer – emotional, meine ich? Deine Patienten sind bestimmt oft übel zugerichtet, oder?“
    „Emotional ist es nicht so schlimm“, erwidert er und führt ein Stück Lachs zum Mund. „Aber natürlich ist ein hohes Maß an Geschicklichkeit und Können erforderlich.“ Er lächelt bescheiden. „Die häufigsten Fälle sind Milzrisse, Schussverletzungen … Wir müssen Blutungen stoppen, Muskelgewebe reparieren … Aber je schlimmer die Verletzung, umso faszinierender ist dann ja die Behandlung.“ Er grinst genüsslich.
    Ich schlucke schwer.
    „Ich nehme an, die meisten Leute finden Knochenbrüche spektakulärer“, fährt Ryan fort, ohne meine zunehmende Blässe zu bemerken. Er klingt etwas bitter. „Aber es ist wohl klar, dass ich zuerst ein verletztes Organ zusammenflicken muss, bevor der Knochendoktor entscheiden kann, wie er Arme und Beine gerade biegt, oder? Wen kümmert es, dass der Oberschenkel zersplittert ist, wenn aus der Milz des Patienten jede Menge Blut sprudelt und wir kaum noch Konserven haben?“
    „Oh Gott!“, entfährt es mir. „Äh … toll! Das ist beeindruckend!“ Ich reibe mir die feuchten Handflächen an der Hose ab und schiebe den Teller weg. „Hör zu, Ryan, ich muss gestehen, dass ich bei solchen Dingen ein wenig empfindlich bin.“
    Er lächelt nachsichtig. „Die meisten Leute sind das“, sagt er fast stolz. „Möchtest du über etwas anderes reden?“
    „Ja, bitte“, hauche ich. Er greift über den Tisch und nimmt meine Hand, mit der ich ein Brötchen umklammere.
    „Ich mag dich gern, Chastity“, sagt er.
    Schön zu wissen, dass meine Phobie anziehend wirkt. Ich schlucke die aufsteigende Magensäure hinunter und lächle zurück. „Ich dich auch.“ Er ist wirklich … na ja, er ist umwerfend. Und nett. „Wo bist du denn aufgewachsen, Ryan?“, wechsle ich das Thema, ziehe meine Hand weg und beiße vom Brötchen ab.
    „Auf Long Island“, antwortet er. „Wir haben zuerst in Huntington gewohnt, aber meine Eltern haben jetzt ein Haus in den Hamptons. Direkt in East Hampton, um genau zu sein. Sehr hübsch dort. Es wird dir gefallen.“
    Das wird es bestimmt, aber seine Aussage lässt mich erneut stutzen. Es wird dir gefallen, wenn ich dich zu meinen Eltern mitnehme – und das wirst du ja bestimmt wollen, weil ich so ein guter Fang bin. Hör auf, Chastity. Er ist absolut nett. Nun sei mal nicht so kritisch. Er redet immer noch, und ich lächle und nicke und trinke einen Schluck Wasser.
    Und dann höre ich etwas … etwas, das mir bekannt vorkommt, das aber noch zu weit entfernt ist, als dass ich es eindeutig identifizieren könnte. Eine dunkle Ahnung lässt mich kribbelig werden. Dieses Geräusch hat etwas mit mir zu tun.
    „Hörst du das?“, frage ich Ryan und neige meinen Kopf in Richtung Fenster.
    „Nein“, sagt er. „Hier drin ist es ganz schön laut.“
    Ich kann den dunklen Schatten, der draußen gerade um die Ecke biegt, nicht genau erkennen, aber mir schwant Fürchterliches.
    „Was ist los?“, fragt Ryan.
    „Ich weiß nicht … Ich bin … oh, Mist! Buttercup!“
    „Aaahhruuhruuhruuh!“
    Und ja, mein Hund galoppiert – galoppiert! – mit flatternden Ohren, schlackernden Lefzen und ungelenk trommelnden Riesenpfoten die Straße entlang. Mein Hund, der sonst zum Gassi gehen fast geschleift werden muss!
    Um ihr Hinterteil sitzt eine von Matts leuchtend weißen Boxershorts, wohl um mein Haus vor Blutspuren zu schützen. Ihr Schwanz, den er durch den Frontschlitz gezogen hat, peitscht wild hin und her. Ich sitze vor Schreck wie erstarrt, während Buttercup vor dem Emo auf den Bürgersteig springt.
    „Warum trägt das Hundie eine Unterhose?“, will ein kleines Mädchen wissen.
    „Oh, mein Gott!“ Ich erhebe mich abrupt und stoße dabei gegen den Tisch. Ryans Wasserglas kippelt. „Wie ist sie nur rausgekommen? Sie ist noch nie weggelaufen! Ich habe den Jungs doch gesagt …“
    Mein herzliebstes Hundchen, die ganzen fünfundfünfzig Kilo läufige, menstruierende Hündin, springen gegen die Scheibe, wobei die Vorderpfoten riesige Matschflecken hinterlassen.Sie bellt und jault vor Freude, dass sie ihr Frauchen erschnüffelt hat. „Aaahhruuhruuhruuh!“
    „Großer Gott“, sagt Ryan.
    Ich starre nach draußen. „Äh … Es ist wohl besser … Das ist … das ist mein

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