Meine erste Luege
haben und mich reinzukuscheln und den ReiÃverschluss zuzuziehen, es würde mir auch gefallen, so einen Katzenschwanz wie er zu haben und damit zu wedeln, wenn ich sauer bin, ihn zu sträuben, wenn ich Arschgesichter treffe, und ihn aufzustellen, wenn ich glücklich bin und Lust habe, mit hocherhobenem Kopf spazieren zu gehen.
Vielleicht würde es mir gefallen, Blu zu sein. Der geht wieder zu Mama und schnarcht.
»Hast du Blu zu fressen gegeben?«
Normalerweise fragt Mama mich das, bevor ich aus der Wohnung gehe:
»Hast du Blu zu fressen gegeben?«
Sie fragt mich das nur, um mich zu nerven, denn sie weià genau, ob ich es gemacht habe oder nicht. Wenn ich zurückgehe, um ihr den Napf zu zeigen, sagt sie:
»Beeil dich.«
Wenn ich mich beeile, sagt sie:
»Beweg dich.«
Bevor ich die Wohnung verlasse, sehe ich nach, wie es Mama geht, aber ich bleibe drauÃen, ich schaue von Weitem, der Morgen ist zu kurz.
Ich muss rennen. Ich renne, und die Kanten der Bücher im Rucksack drücken mir in den Rücken, ich muss die Riemen kürzer machen oder schneller aus dem Haus kommen und normal gehen.
Es ist saukalt, wenn ich schnaufe, sieht man den Atem, und wenn man den Atem sieht, heiÃt das, dass ich lebe, auch wenn ich vor Kälte sterbe.
Es ist der kälteste Winter seit Neunzehnhundertirgendwann, und es ist auch windig, was es sonst fast nie ist. Der Wind ist gut bei der Umweltverschmutzung, weil dann gibt es weniger Feinstaub, und das ist der Schlauste, der kriecht überall rein, ohne dass man ihn sieht, und dann macht er einen krank.
Zum Glück wohnen wir nicht weit von der Schule entfernt.
Es sind dreitausendsiebenhundert Schritte, mehr oder weniger, denn jedes Mal, wenn ich sie zähle, kommt was anderes raus.
Am Schultor treffe ich Andrea, Glück gehabt, jetzt sind wir zu zweit.
Drinnen, in dem Gang, wo mit Heftzwecken Zeichnungen festgemacht sind, gibt es ein Schild, auf dem steht: »Laufen verboten«, ich frage ihn, ob er an Gott glaubt.
»Bist du blöd?«, ist seine Antwort, und wir beeilen uns, in die Klasse zu kommen.
Ich merke, dass ich eine etwas schräge Frage gestellt habe, so für den frühen Morgen, ich muss achtgeben, dass mir keine komischen Sachen rausrutschen.
»Siehst du das? Das ist ein Stückchen Granit, in die Hand eingewachsen, eine Felshand, fass mal da an.«
Mein Banknachbar hat Krusten auf den Händen, weil er sich gestern mit dem Skateboard hingelegt und sich am Kies abgeschürft hat. Er kratzt sich den Schorf vom Knöchel und macht Blutflecken auf das Ãbungsbuch, das Blut hört nicht auf zu flieÃen und breitet sich auf den Seiten aus, und vom Fleck aus wachsen die Wimpern der Pantoffeltierchen, und die Squarzetti wird ganz aufgeregt, weil sie Angst vor Blut hat.
» O Gott, Blut!«
Felshand wird nach unten gebracht, um sich die Kriegsverletzungen behandeln zu lassen. Später protzt Felshand mit einem neuen Pflaster.
Mir gefallen Pflaster sehr, ich klebe mir auch welche drauf, wenn ich mir gar nichts getan habe, aber dann male ich mir die Haut mit Filzstift an, damit es realistischer aussieht. Mit Pflastern sieht man nach einem abenteuerlichen Leben aus, nach einem, der stürzt, aber sich nie wirklich wehtut.
»Was hast du denn da?«
»Nichts, war nur ein leichter Karateschlag, ich habe sieben Ziegelsteine mit einem einzigen Schlag durchgehauen.«
»Jetzt aber mal halblang!«
Die Geschichte mit meinem Banknachbarn ist das abenteuerlichste Ereignis des Vormittags.
Antonella verzieht das Gesicht, als müsste sie in Ohnmacht fallen, als sie das Blut sieht. Ich würde gern kotzen, denn bei echtem Blut wird mir immer schlecht, doch ich kann es zurückhalten, es ist nur die rote Seele vom Bic-Stift, die alles vollgespritzt hat, weil ich wieder mal den kleinen Stöpsel verschluckt habe. Ich denke an meine himmlische Seele, von der ich nicht weiÃ, ob es sie gibt, und sehe mir die himmelblauen Augen von Antonella an, die immer schöner wird, und allein bei dem Gedanken, dass sie mich ansehen könnte, werde ich rot.
Ich halte durch, obwohl die Ãbelkeit bei mir eine Erinnerung an den Kindergarten hochkommen lässt: ganze Röhrennudeln Nr. 6, die wie Rettungsringe in einer Pfütze aus TomatensoÃe schwimmen, ein Kind, das wie ein Elefant trompetet und sein Mittagessen vor die Tafel kotzt und nicht mehr aufhört Schreie auszustoÃen, bei denen man
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