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Meine erste Luege

Meine erste Luege

Titel: Meine erste Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Mander
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zwangsläufig denken wie man selbst.
    Um mich abzulenken, mache ich meine Atemübung, um zu sehen, wie lange ich es schaffe, nicht zu atmen, jedes Mal ein bisschen länger.
    Ich halte die Luft an, bis ich fast ersticke, und schaue auf die Zeiger der Uhr. Es ist eine Art Videogame, nur dass du es mit dir selbst spielst, jedes Mal versuchst du die Luft länger als beim letzten Mal anzuhalten. Das Schöne ist, dass du es auch in der Schule machen kannst, niemand merkt es.
    Einmal hat mich die Squarzetti mitten in so einer Atemübung nach der Hauptstadt von Frankreich gefragt, ich habe sie mit Augen angeschaut, die aus dem Kopf herausgequollen sind, weil ich kurz davor war zu platzen, aber ich konnte mich natürlich nicht rühren.
    Â»Fühlst du dich nicht gut?«
    Ich habe den Rekord geschafft und geantwortet:
    Â»Paris!«
    Ich habe aufs Heft gespuckt, weil ich »Paris« gesagt habe, als hätte Paris viele Ps. Der Fleck ist noch auf dem Heft, weil die Tinte ist durch die Spucke verschmiert.
    Â»Sehr gut!«, hat sie gesagt, sehr zufrieden mit sich selbst.
    Ich weiß, habe ich gedacht. Ich hätte gern eine Stoppuhr, um genauer stoppen zu können.
    Ich schreibe auch gern mit der linken Hand, wie Linkshänder. Oder mit beiden Händen, wie Leonardo da Vinci, der ein Genie war.
    Ich trainiere auch dafür.
    Aber es sieht aus, als hätten Blu oder der Doktor geschrieben. Wenn ich mit der anderen Hand schreibe, kann man nichts lesen.
    Â»Ja, du hast recht. Heute ist ein Tag, an dem nichts geht.«
    Aber könnte ich trotzdem mit Andrea und seiner Mama und seiner Schwester ins Kino gehen? Heute ist Elisabettas Geburtstag, darf ich? Es stimmt, du kannst nicht mitkommen. Aber ich, kann ich gehen? Es ist ein sehr guter Film, er könnte auch für die Schule nützlich sein. Du bist doch nicht böse, wenn ich gehe? Und du sagst auch nicht, dass du nicht böse bist, und wirst dann trotzdem böse? Ich bin nämlich auch ein bisschen böse, weißt du? Ich weiß, es ist nicht deine Schuld. Aber es ist nicht schön, so nach Hause zu kommen, es ist zu still in der Wohnung, wenn du nicht sprichst. Ich kann mit niemandem sprechen. Vielleicht könnte ich mit Giulia sprechen. Glaubst du, das ist eine gute Idee? Glaubst du, sie würde verstehen? Glaubst du, sie könnte uns helfen? Glaubst du, wir können ihr vertrauen? Glaubst du, sie kann ein Geheimnis für sich behalten? Glaubst du, sie ist in der Lage, uns zu verstehen? Glaubst du, sie würde eine Lösung finden, wenn sie uns versteht? Glaubst du, es gibt eine Lösung? Glaubst du, es ist bald zu Ende? Glaubst du, Giulia ruft aus dem Urlaub an? Glaubst du, es ist ihr wichtig? Glaubst du, es ist besser, wir schlagen uns irgendwie durch, so wie immer? Glaubst du, wir brauchen keinen Menschen? Glaubst du, ich kann es schaffen? Glaubst du das?
    Ich könnte ja auch den Tierarzt anrufen, der ist irgendwie auch eine Art Doktor, aber ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist.
    Ich bin hin- und hergerissen, was ich tun soll. Ich werde nichts tun.
    Ich könnte mit einem Freund sprechen, aber ich weiß nicht, ob ich einen Freund habe, der so sehr Freund ist. Die Freunde haben auf jeden Fall alle Eltern, wenn ihnen irgendwas rausrutscht, bin ich erledigt.
    Â»Alles in Ordnung Mama, mach dir keine Sorgen, in der Schule war alles wie immer, alles in Ordnung.«
    Ich gehe rüber.
    Â»Glaubst du, es ist meine Schuld, dass du gestorben bist?«
    Ich muss Andrea anrufen, wegen dem Kino.
    Â»Mama hat gesagt, es geht klar, sie bringt mich. Um wie viel Uhr?«
    Ich kreuze die Finger, weil ich schon wieder lüge.
    Â»Um vier.«
    Â»Okay. Wir sehen uns bei dir.«
    Zum Glück weiß ich, wo Andrea wohnt. Man muss die Straßenbahn nehmen, aber es ist einfach.
    Die Leute in der Straßenbahn stinken. Das ist immer so, wenn es regnet. Die Mäntel stinken nach nassem Hund. Oder nach Sitzen von Raucherautos. Erwachsene stinken hin und wieder mal. Sie haben schlechten Atem, oder ihre Haare riechen nach ungemachtem Bett, die Alten stinken nach alt. Mein Opa roch nach uralt. Er war uralt. Meine Oma roch nach Veilchen- und Maiglöckchenparfüm, nach Wäsche, die man in einem Schrank vergessen hat. Mama ist aus Versehen auf die Welt gekommen, als Oma dachte, sie könnte keine Kinder mehr kriegen, weil sie schon in der Pause war.
    Â»Meine Geburt ist ein Wunder oder ein Witz, weißt du? Ein Witz der

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