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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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Zuerst bekam ich fast einen Brechreiz davon, aber mit zunehmender Dauer der Reise fand ich allmählich Geschmack daran. Der Trick an der Sache war, beim Trinken nicht an Tee zu denken. Solange man sich einreden konnte, daß es ein aufgewärmter Soft Drink war, ging es. Und der Zuckerkick war groß genug, um den Lebenswillen wiederherzustellen, der nach mehreren Stunden Arschversohlen ziemlich am Ende war.
     
    Im Bus befand sich nur noch ein einziger weiterer West-Reisender. Und trotz der Tatsache, daß er den besten Sitz ganz vorn hatte, war es unverkennbar, daß er sich ziemlich elend fühlte. Jedesmal, wenn wir anhielten, war er der erste, der augenblicklich aus dem Bus sprang und im Schweinsgalopp davonraste, eine Rolle Klopapier in der Hand.
    Liz fing auf einem unserer Zwischenstopps ein Gespräch mit ihm an, aber als ich sah, daß sein Hemd voller Kotze war, beschloß ich, mich lieber von ihm fernzuhalten. Wie sich herausstellte, war er Belgier und hatte Blut im Stuhl. Danach gingen wir ihm beide aus dem Weg.
    Im Preis für das Busticket war auch ein Mittagessen enthalten, wie wir herausfanden, als jemand uns ein Papptablett auf den Schoß knallte, auf dem sich verschiedene undefinierbare Haufen mit Curry befanden. Bei jedem einzelnen Haufen wartete ich ab, bis Liz davon probiert hatte, bevor ich es selbst versuchte – aber wirklich geheuer war mir nur der gelbe Haufen, bei dem ich erkennen konnte, daß es sich um Linsen handelte. In einer Ecke des Tabletts stand ein Schälchen, welches mit einem unidentifizierbaren weißen Zeugs gefüllt war, das sich zu einem festen Klumpen mit glatter Oberfläche geformt hatte. Der Typ zu meiner Linken sah, daß ich darin rumstocherte, und sagte: »Crrd.«
    »Was?«
    »Crrd.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Crrd.« Er nahm einen Löffel. »Sehr gut.«
    »Liz, was ist ›Crrd‹?«
    »Das ist dieses weiße Zeug.«
    »Das weiß ich auch, aber was ist da drin?«
    »Keine Ahnung.«
    »Willst du's mal probieren?«
    »Klar, warum nicht.«
    Sie nahm einen großen Batzen davon in den Mund.
    »Schmeckt gut. Ungefähr wie Joghurt.«
    »Nee, nee – das Zeug rühre ich nicht an.«
    »Wie du willst.«
    Sie aß ihre Portion komplett auf und schwor, daß es total lecker sei. Aber ich hielt sie ein bißchen für verrückt. Denn schließlich wird Joghurt ja aus Milch gewonnen, oder nicht? Es ist einfach bekloppt, sich erst jede erdenkliche Mühe zu geben, damit man nichts ißt, was mit Krankheitserregern verseucht ist, nur um sich dann sehenden Auges ranzige Milchprodukte ins Maul zu schaufeln. Also echt nicht.
    Der Rest der Fahrt dauerte doppelt so lange, wie ich gedacht hatte, und wenn nicht hin und wieder aus dem Nichts irgendwelche Leute erschienen wären und uns durchs Fenster Bananen und Nüsse verkauft hätten, wäre ich verhungert.

Ein
paar strategische
Entschuldigungen
    Bis wir in Simla waren, hatte ich schon so viele Bananen gegessen, daß ich Durchfall bekam, obwohl ich während der gesamten Reise erst zwei Currys gegessen hatte.
    Liz fand es zum Brüllen, daß ich mir den Magen verdorben hatte, indem ich Currys gemieden hatte – was ich als ein Anzeichen dafür nahm, daß sich die Stimmung zwischen uns verschlechterte. Einmal unternahm ich den Versuch, die Atmosphäre zu bereinigen, indem ich meinen Ärger darüber rausließ, daß sie Jeremy einfach eingeladen hatte mitzukommen. Aber es klappte nicht. Sie regte sich total auf und geiferte herum – von wegen, daß uns der Bus ja schließlich nicht gehöre, genausowenig wie uns Simla gehören würde, und daß es immer nett wäre, unterwegs ein bißchen Gesellschaft zu haben. Ich konnte mir nicht helfen, aber das klang verdammt so, als ob ich als Gesellschaft nicht mehr zählen würde – was ich ebenfalls als schlechtes Zeichen wertete.
     
    Simla war ganz nett, und wir verbrachten ein paar Tage damit, durch die Stadt zu laufen und uns alle Sehenswürdigkeiten anzuschauen, die im BUCH erwähnt wurden. Obwohl es bei weitem weniger Bettler gab als in Delhi und wir im allgemeinen viel seltener belästigt wurden, wurde ich immer noch nicht das Gefühl los, daß ich total Schiß hatte. Vor allem und jedem. Sogar Leute, die uns nicht anschrien, weil sie etwas kaufen oder verkaufen wollten, machten mir angst. Allein schon dieser Ich-bin-arm-und-du-bist-reich-Blick löste Schuldgefühle in mir aus und machte mich total fertig.
    Am schlimmsten waren die Kinder, die die ganze Zeit um dich rumschwirrten und dich fragten, wie du heißt oder

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