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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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kam, mich vorzustellen.
    »Das ist David, mein Reisebegleiter«, sagte sie.
    Fee streckte mir die Hand entgegen und erlaubte mir, ihre klammen, wabbeligen Finger zu schütteln.
    »Sehr erfreut«, sagte sie. »Und das ist meine Freundin, Caroline.«
     
    Wie sich herausstellte, waren Liz und Fiona zu ihrer gemeinsamen Zeit beim Ealing Junior String Orchestra beste Freundinnen gewesen und hatten sich aber, nachdem Liz im Alter von elf Jahren weggezogen war, nur noch einmal wiedergesehen.
    Fiona ging mit Caroline nach oben, um sich »frisch zu machen«, und versprach, »in ein paar Minütchen« wiederzukommen, um »ein bißchen zu quatschen«. Schließlich schwebte sie wieder die Treppen herunter. Sie hatte sich den Schmutz aus dem Gesicht gewaschen und ihr schmieriges Haar nach hinten gebürstet und zu einem Zopf geknotet. Seltsamerweise sah sie damit noch schlechter aus als vorher.
    »Mensch, ist das schööön, dich wiederzusehen«, strömte es aus ihr heraus, während sie Liz' Hand drückte.
    »Und was für ein Zufall!«
    »Wahnsinn.«
    »Nicht zu fassen.«
    »Ich glaube, Krishna muß gewollt haben, daß wir uns wiedersehen«, sagte Fiona. »Sonst wäre das nie passiert.«
    »Und … und … wo kommst du gerade her? Wie lange bist du schon hier?«
    »Caz und ich haben gerade drei Monate in einer Lepra-Station in Udaipur hinter uns.«
    »WAS!« sagte ich und ließ mein Buch zu Boden fallen.
    »Ja, war ziemlich toll.«
    Ich rückte meinen Sessel ein paar Zentimeter nach hinten, um auf Nummer Sicher zu gehen.
    »Ihr habt gerade drei Monate in einer Lepra-Station verbracht?!«
    »Na ja – man nennt das jetzt nicht mehr so. Jetzt heißt es Rehabilitationszentrum und Hospiz für Leprakranke Udaipur – aber es ist eigentlich dasselbe.«
    »Scheiße, wieso macht ihr so was?« fragte ich.
    »Oh, es ist einfach toll.«
    »Ja, ich wollte das auch schon immer mal tun«, sagte Liz.
    »Was?«
    Liz warf mir einen bösen Blick zu. »Ich hab mir nicht die Mühe gemacht, es dir zu erzählen, weil ich dachte, daß du es eh nicht verstehen würdest. Aber ich habe eigentlich immer schon davon geträumt.« Sie wandte sich wieder Fiona zu und setzte erneut ihr honigsüßes Gesicht auf.
    »Fee, Schätzchen, wie war's denn wirklich? War's toll?«
    »Oh, in jeder Hinsicht. Ich bin ein anderer Mensch geworden.«
    »Klar.«
    »Und wie äußert sich das?« wollte ich wissen.
    »Na ja – ich hab jetzt ein ganz anderes Karma.«
    Ich wollte gar nicht wissen, was das nun wieder hieß.
    »Gott, das klingt aber echt toll.«
    »Ich meine, ich hab soviel über mich selbst gelernt… übers Heilen und so.«
    »Wie bist du da reingekommen? Ich hab gehört, das soll ziemlich schwer sein.«
    »Ich hatte Glück. Meine Mutter hat 'ne Freundin, die Vorsitzende von so einem Lepra-Verband ist und die mich an die Spitze der Warteliste gesetzt hat. Wenn du willst, kann ich ein gutes Wort für dich einlegen.«
    »Würdest du das machen? Das wäre super. Ich meine, ich werd bestimmt wieder hierher zurückkommen, und beim nächsten Mal würde ich Indien gern was zurückgeben für all das, was es mir gegeben hat.«
    »Genau. Das war auch definitiv der Grund, warum ich's machen wollte. Weißt du, ich war noch nie vorher hier, aber ich wußte, daß es so sein würde. Und ich dachte, mit den guten Kontakten, die ich habe, ist das einfach eine Gelegenheit, die ich nicht auslassen kann.«
    »Aber … ist das nicht gefährlich?« warf ich ein.
    »Ach was. In den frühen Stadien ist Lepra absolut heilbar. Und nicht halb so ansteckend, wie die Leute immer glauben.«
    »Aber … es ist doch ein bißchen eklig.«
    »Da muß man durch. Die ersten paar Tage waren furchtbar, aber jetzt fühle ich mich bei Leprakranken fast wohler als mit unversehrten Menschen.«
    »Aber … hast du auch Menschen geheilt?«
    »Nein – zu uns sind nur die gekommen, bei denen die Krankheit schon so weit fortgeschritten ist, daß sie nicht mehr zu heilen ist. Deswegen ist Udaipur auch so beliebt.«
    »Wieso?«
    »Weil das total faszinierend ist. Die Krüppel, mit denen man's dort zu tun hat, sind einfach viel schlimmer dran als anderswo, und man muß sie waschen und beim Gehen stützen und ihnen dabei helfen, mit ihrer Krankheit zu leben.«
    »Sie waschen?«
    »Ja, ich war am Schluß richtig süchtig danach.«
    »DU WARST WAS?«
    »Am Anfang ist es schlimm, aber wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat, ist es ein tolles Gefühl.«
    »Wieso das denn?«
    »Weil man sich danach einfach … ja,

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