Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
Vom Netzwerk:
Geschichten von lebensbedrohlichen Krankheiten auf.
    Gegen Ende der Woche, als ich gerade mein erstes gekochtes Ei verdrückt hatte, erzählte mir Igor, daß er seinen Aufenthalt in Bangalore bereits um ein paar Tage verlängert habe und sich nun, da es mir besserginge, wirklich auf den Weg machen müsse.
    Ich hätte glatt wieder anfangen können zu heulen.
    »Okay«, sagte ich.
    »Ich muß gehen, Dave. Es gibt für mich in Bangalore nichts mehr zu tun.«
    »Okay, jedenfalls danke für alles. Ohne dich hätte ich nicht überlebt.«
    »Ich glaub schon.«
    »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Ach, es war doch nicht mal die Ruhr.«
    »Ich weiß, aber mir ist das alles einfach zuviel gewesen, und … ich meine, es ist mir immer noch alles zuviel, aber jetzt habe ich wenigstens wieder Kraft zum Laufen.«
    Aus irgendeinem Grund mußte er darüber lachen.
    »Mann, du mußt ein bißchen positiver denken. Indien ist ein großartiges Land.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Es ist der beste Ort in der Welt.«
    »Nach England.«
    »Du solltest mal durch Afrika reisen. In Afrika, da gibt's diese Fliege, die ihre Eier in nasse Kleider legt. Wenn die Eier deine Körperwärme spüren, schlüpfen so kleine Maden aus ihnen, die sich durch deine Haut winden und in dir zu wachsen anfangen. Man kriegt sie nur raus, indem man Vaseline …«
    »Igor, bitte. Ich bin heute nicht in der Stimmung.«
    »Ich versuche doch nur, dich aufzuheitern.«
    »Ich weiß. Ich fühl mich einfach nur … ein bißchen schwach. Wenn du weg bist, bin ich wirklich ganz allein. Ich hab zwar ein paar Freunde in Cochin, aber die hol ich nie wieder ein, ach, und überhaupt ist alles grade ein bißchen Scheiße.«
    »Dave – du warst krank, und jetzt geht's dir wieder besser. Also sei froh.«
    »Du hast ja recht.«
    »Ich werde nicht mehr dasein, um dir lustige Geschichten zu erzählen, also mußt du dir selbst eine positive Einstellung angewöhnen.«
    »Ja, du hast ja recht.«
    »Und du mußt jetzt selbst zurechtkommen.«
    »Okay. Und danke für alles. Ich meine – dafür, daß du geblieben bist, um mir zu helfen. Die meisten Leute sind nicht so nett … ich meine, sie würden nie … und du … du …« Ich mußte abbrechen, sonst wäre ich in Tränen ausgebrochen.
    Igor drückte mich am Arm, und ich begann zu schluchzen.
    »Na komm, du bist doch ein harter Bursche.«
    »Sorry, das wollte ich nicht. Ich bin nur dankbar, das ist alles.«
    »Hey – das war doch gar nichts. Jeder andere hätte das gleiche getan.« Er reichte mir einen Zipfel der Bettdecke, damit ich mir das Gesicht abwischen konnte.
    »Du bist wirklich nett.«
    »Kein Problem. Wirklich.«
    Er lächelte mich an und versuchte offenkundig abzuschätzen, ob ich mich so weit beruhigt hatte, daß er einen Abgang machen konnte.
    Während ich vor mich hin schniefte, tätschelte er durch die Bettdecke mein Bein und schielte zur Tür.
    »Ich möchte nach Hause, Igor. ICH MÖCHTE NACH HAUSE!«
    Er machte ein langes Gesicht.
    »Du bist bald wieder auf dem Damm. Du mußt nur wieder zu Kräften kommen.«
    »ICH MÖCHTE NACH HAUSE!«
    »Dann geh doch. Wenn du nach Hause willst, kannst du das doch tun.«
    »Kann ich nicht.«
    »Natürlich kannst du.«
    »Kann ich nicht. Es sind immer noch drei Wochen auf meinem Ticket.«
    »Dann laß es doch ändern.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Natürlich kannst du.«
    »Kann ich nicht. Es ist so ein … Dings.«
    »Apex?«
    »Ja genau.«
    »Das kann man trotzdem ändern. Du mußt nur dafür bezahlen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Das kann ich einfach nicht.«
    »Warum? Kannst du dir's nicht leisten?«
    »Weiß nicht.«
    »Wieviel Geld hast du denn noch?«
    »Ungefähr fünfhundert Pfund.«
    »Wieviel ist das? Siebenhundert Dollar?«
    »Vermutlich.«
    »Damit kommst du locker nach Hause. Selbst wenn du dir ein neues Ticket kaufst, kommst du damit nach Hause.«
    »Ich kann aber trotzdem nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil.«
    »Weswegen?«
    »Weil halt.«
    »Warum denn?«
    »Weil es peinlich ist.«
    »Aaah, das ist es also. Wenn du zu früh heimkommst, hast du das Gefühl, daß du klein beigegeben hast.«
    »Genau.«
    »So als ob du den Test nicht bestanden hättest.«
    »Ich hab schon über zwei Monate hinter mich gebracht – ich bin fast durch. Es wäre blödsinnig, jetzt aufzugeben.«
    »Es ist aber eigentlich nicht als Kräftetest gedacht.«
    »Sondern?«
    »Als Urlaub zum Beispiel.«
    »Das ist kein Urlaub. Das ist Reisen. Das ist was ganz

Weitere Kostenlose Bücher