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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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dich zu waschen. Vergiß nicht: alle Katzen respektieren einander, wenn sie Toilette machen. Das ist unsere erste Regel, was den gesellschaftlichen Anstand betrifft, und die mußt du auch befolgen.
    In welcher Situation und welcher Schwierigkeit du dich auch befinden magst, du kannst nicht fehlgehen, wenn du dich wäschst. Kommst du in ein Zimmer, in dem ein Haufen Leute, die du nicht kennst und die dich verwirren, aufgeregt durcheinanderreden, setz dich einfach in ihre Mitte und putz dich ein bißchen. Dann werden sie sich bald beruhigen und dich ansehen. Erschreckt dich irgendein Geräusch, so daß du entsetzt aufspringst, und jemand, den du kennst, hat gesehen, daß du Angst hattest - fang sofort an, dich zu waschen.
    Ruft dich jemand und du hast keine Lust, hinzugehen, möchtest den betreffenden aber auch nicht beleidigen — wasch dich. Bist du gerade unterwegs und weißt plötzlich nicht mehr, wohin du eigentlich wolltest, setz dich ein Weilchen und mach dich erstmal etwas frisch. Dann wird es dir schon wieder einfallen. Tut es dir an irgendeiner Stelle weh, wasch sie. Bist du es müde, mit jemandem zu spielen, der so freundlich war, sich die Zeit dafür zu nehmen, und du möchtest gern aufhören, ohne seine oder ihre Gefühle zu verletzen — wasch dich ruhig.
    Ach, es gibt da noch Dutzende von Gelegenheiten. Sitzt du vor einer geschlossenen Tür und bist wütend, weil niemand sie dir aufmacht — wasch dich ein bißchen und denk nicht mehr daran! Streichelt jemand im selben Zimmer eine andere Katze oder einen Hund, und du ärgerst dich darüber — mach dir nichts draus und wasch dich. Bist du traurig — wasch dir deinen Kummer einfach fort. Nimmt dich jemand auf den Arm, der dir nicht sehr sympathisch ist und der nicht gut riecht — wasch seinen Geruch von dir ab, und zwar so, daß er’s merkt. Wirst du von Rührung überwältigt, wirst du ihrer am besten Herr, wenn du dich schnell etwas wäschst. Zu jeder Zeit, auf jede Art und gleichviel, zu welchem Zweck, wo du auch gerade bist, wann oder warum immer du reine Luft oder etwas Ruhe haben oder über etwas nachdenken willst — wasch dich!
    Und», schloß Jennie, während sie tief Atem holte, «natürlich wäschst du dich auch, um sauber zu werden und sauber zu bleiben.»
    «Ach je», entgegnete Peter ehrlich besorgt, «ich weiß wahrhaftig nicht, wie ich mir das alles merken soll.»
    «Das brauchst du ja gar nicht», erklärte Jennie. «Du brauchst dir nur die eine Grundregel zu merken: Bist du dir im Zweifel — wasch dich!»
    Peter, der zwar nichts dagegen hatte, einigermaßen sauber zu sein, es aber wie alle Jungen mit der Sauberkeit nicht allzu genau nahm, erblickte in dieser Verpflichtung, sich fortwährend zu waschen, ein großes Problem, das seine ganze Zeit in Anspruch nehmen würde. «Ja, das stimmt, ich entsinne mich, ihr scheint euch andauernd zu putzen», sagte er widerstrebend, «ich meine, alle Katzen, die ich je gesehen habe. Ich verstehe bloß nicht, warum ihr das eigentlich tut. Warum verschwender eine Katze soviel Zeit daran, sich zu waschen?»
    Jennie dachte über diese Frage erst einen Augenblick nach, bevor sie antwortete: «Weil es ein so angenehmes Gefühl ist, sauber zu sein.»
    «Na, jedenfalls werde ich das nie tun können», behauptete Peter, «weil ich jetzt, wo ich ein Kater bin und keine Hände mehr habe, ja gar nicht überall hinlangen kann. Und selbst, als ich noch ein Junge war, mußte Nanny mir immer den Rücken waschen.»
    «Davon kann keine Rede sein», erwiderte Jennie. «Du wirst gleich sehen, daß es keine einzige Stelle gibt, wo eine Katze nicht hinlangen kann, um sich zu waschen. Wenn du je eine Katze gehabt hättest, würdest du das wissen. Jetzt guck mir gut zu. Fangen wir mit dem Rücken an. Ich mach’s dir erst vor, und dann setzt du dich hier neben mich und machst es nach.»
    Darauf drehte sie mit wunderbarer Leichtigkeit und Grazie ihren Kopf herum, preßte das Kinn fest an den Körper und strich mit der Zunge immer wieder über und rund um ihr linkes Schulterblatt, wobei sie allmählich mit ihrem Kopf immer weiter ausholende Bewegungen machte, bis die rauhe rosige Zunge mühelos an ihrem Rückgrat entlangfuhr.
    «Oh, das werde ich nie fertigbringen», rief Peter, «weil ich meinen s Kopf nicht so weit nach hinten biegen kann wie du. Ich weiß nie, was hinter meinem Rücken vorgeht, wenn ich mich nicht ganz umdrehe.»
    «Versuch’s doch mal», erwiderte Jennie nur.
    Peter probierte es, und während es ihm

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