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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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leicht», meinte Peter. Aber das war es ganz und gar nicht. Je öfter er es probierte und je mehr er sich anstrengte und krümmte, desto schwieriger schien es zu werden, sein Hinterbein zu erreichen. Er versuchte es erst mit dem rechten und dann mit dem linken und brachte Beine, Pfoten und Schwanz schließlich so durcheinander, daß er prompt umkippte und Jennie sich rasch selbst ein paar Klapse geben mußte, um nicht zu lachen.
    «Ich kann’s nicht, ich meine, ich weiß nicht, wie...», jammerte Peter, «das geht überhaupt nicht.»
    Jennie fühlte sich zerknirscht und hoffte nur, daß Peter ihr nicht angesehen hatte, wie amüsiert sie gewesen war. «Oh, es tut mir leid», erklärte sie. «Das war nicht nett von mir. Möglich ist es schon, aber es ist sehr schwierig, und du mußt eben wissen, wie du’s anpackst. Ich hab schrecklich lange dazu gebraucht, als meine Mutter mir’s zu zeigen versuchte. Weißt du, man muß dabei richtige lange Hammelbeine machen. Das hast du gewiß schon ein paar dutzendmal gesehen», sagte Jennie und nahm eine überaus drollige Stellung ein, wobei ihr rechtes Bein dicht an ihrem Kopf steil in die Luft aufragte — fast so wie bei dem Schlangenmenschen, den Peter im Zirkus gesehen hatte, und der sich so gelenkig biegen und winden konnte, daß sein Kopf plötzlich unten zwischen seinen Beinen wieder zum Vorschein kam. Peter war überzeugt, daß er das nie fertigbringen würde.
    Er versuchte Jennie nachzumachen, jedoch nur mit dem Ergebnis, daß er sich zwischen seinen eigenen Gliedmaßen überhaupt nicht mehr zurechtfand. Jennie kam ihm noch einmal zu Hilfe. «Schau her», sagte sie, «machen wir’s mal der Reihe nach und zählen wir dabei. Wenn es dir! einmal gelungen ist, wirst du’s bestimmt nicht wieder vergessen. Also...
    Eins: Wippe auf deinem Schwanz!» Peter wippte.
    «Zwei: Stütze dich auf deine linke Vorderpfote!» Peter stützte sich darauf.
    «Drei: Geh in die Hocke und beuge deinen Rücken!» Peter brachte auch das zustande und machte einen so runden Buckel, als wollte er den Buchstaben C darstellen.
    «Vier: Streck dein linkes Bein ganz lang aus! Dadurch hältst du dich im Gleichgewicht und kannst dich, ohne umzukippen, gegen deine Pfote i stemmen.» Auch diese Bewegung führte Peter genau so aus, wie Jennie sie ihm beschrieb.
    «Fünf: Schwinge dein rechtes Bein aus der Hüfte — du wirst sehen, daß dir das jetzt gar keine Schwierigkeit macht — und strecke es kerzengerade in die Luft! Ja, so ungefähr, aber du mußt deine rechte Vorderpfote nach außen drehen, nicht nach innen!» Jetzt klappte es besser, denn diesmal gelang es Peter, sein Bein fast ganz durchzudrücken.
    «Sechs: Nun hast du die richtige Stellung. Halte die Balance, indem du deine rechte Vorderpfote anspannst. Siehst du, so!»
    Peter hätte am liebsten ein Freudengeschrei angestimmt, denn tatsächlich saß er da, ohne umzufallen, obwohl sein Gesäß sich in gleicher Höhe mit seinem Gesicht befand, so daß er nun die ganze Innenseite seines rechten Beins bequem ablecken konnte. Es war ein wunderbares Gefühl, so gelenkig zu sein wie der Schlangenmensch, und er wünschte nur, Nanny wäre da, weil er ihr es so gern gezeigt hätte.
    Wenn er jetzt den Hals nur noch ein bißchen weiter umdrehte, gab es aI1 seinem Untergestell kein einziges Fleckchen mehr, das er mit der Zunge nicht zu erreichen vermochte. Er wusch also erst die eine Seite, und dann brachte er es sogar fertig, die umgekehrte Position einzunehmen und das linke Bein hochzukriegen, ohne eine neue Anweisung von Jennie abzuwarten, was ihm von ihr ein bewunderndes «Oh, du bist aber gescheit», eintrug. «Ich habe eine Ewigkeit dazu gebraucht, bis ich es heraus hatte, wie ich auch mein linkes Bein hochbekam», gestand sie ihm. «Es hängt eben ganz davon ab, ob du rechts- oder linkspfotig bist, aber du hast es gleich spitz gehabt. Und jetzt sind nur noch der Nacken, die Ohren und das Gesicht übrig.»
    In seinem Eifer, noch größeres Lob zu ernten, verrenkte Peter sich fast den Hals und bekam geradezu Stielaugen, als er versuchte, seine Zunge so weit herauszustrecken und umzubiegen, daß er damit an das Fell auf seinem Hinterkopf herankam, aber das wollte ihm natürlich nicht gelingen. «Ach, du liebe Zeit», rief er kläglich, «das scheint mir denn doch am allerschwierigsten zu sein.»
    «Im Gegenteil», erwiderte Jennie lächelnd, «das geht gerade am leichtesten. Du beleckst einfach deine Vorderpfote, und zwar an der Seite!» Peter tat

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