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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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getroffen, dachte ich damals. Ich kam in ein Haus unweit der Kensington High Street, zu einer Familie, die nur aus drei Personen bestand, dem Vater, der Mutter und einer kleinen Tochter. Und dort wuchs ich heran und blieb drei Jahre bei ihnen, ohne daß auch nur ein einziges Wölkchen den Horizont trübte!»
    «Wie war denn das kleine Mädchen?» erkundigte sich Peter.
    Jennie antwortete nicht gleich, und in ihrem Auge schimmerte wieder eine Träne auf, aber diesmal machte sie sich nicht die Mühe, sie fortzuwischen. «Sie war ein reizendes Kind», sagte sie schließlich in dem zärtlichen Ton, in dem man von jemand spricht, den man geliebt und bewundert hat, und ihre tränenfeuchten Augen blickten in die Vergangenheit zurück. «Sie hatte langes, lockiges braunes Haar und ein so hübsches Gesicht. Und ihre Stimme klang so sanft, daß sie meinen Ohren nie weh tat. Eigentlich hieß sie Elizabeth, doch wurde sie immer Buff genannt, und sie war damals zehn Jahre alt. Ich liebte sie so sehr, daß ich schon bei dem bloßen Gedanken an sie zu schnurren anfing.
    Wir waren zwar nicht reich, aber doch ganz wohlhabend. Ich hatte einen eigenen Korb mit einem Kissen darin und durfte in Buffs Zimmer Schlafen. Die Pennys — so hießen sie mit Nachnamen — ließen mir’s an nichts fehlen, ich bekam sogar immer etwas von ihrer Fleischration ab und jeden zweiten Tag Fisch und soviel Milch, wie ich nur trinken konnte. Wenn Buff am Nachmittag aus der Schule kam, erwartete ich sie an der Haustür, um ihr gleich auf den Arm zu springen, mein Gesicht an ihrer Wange zu scheuem und mich dann auf ihre Schultern zu legen, denn es machte ihr Spaß, mich so spazierenzutragen, als trüge sie einen Pelzkragen.»
    Peter wurde etwas traurig, während er Jennie zuhörte, da er sich’s genau so, wie sie es ihm gerade schilderte, auch immer gewünscht hatte — eine zutrauliche kleine Pussie, die da war, wenn er nach Hause kam, ihm auf die Schulter sprang, sich zärtlich an ihm schubberte und schnurrte, wenn er sie streichelte, und die ihm ganz allein gehörte.
    Jennie seufzte hörbar, als sie ihm nun von den guten alten Zeiten sprach, und Peter sah alles deutlich vor sich: Wie die kleine Katze, sobald das Hausmädchen morgens früh ins Zimmer kam und die Vorhänge aufzog, mit einem Satz auf das Bett hüpfte, Buff mit einem zärtlichen Miauen und Schnurren guten Morgen wünschte und darum bettelte, mit ihr Mäusejagd zu spielen. Dann bewegte das Kind die Finger der einen Hand unter der Steppdecke, während Jennie diese geheimnisvollen und aufreizenden Bewegungen gespannt verfolgte, schließlich zum Sprung ansetzte — wobei sie stets darauf bedacht war, die Krallen einzuziehen —, und haargenau auf der Stelle landete, wo die Decke einen Buckel machte; und Buff jauchzte und schrie vor Lachen. Was für ein köstlicher Spaß war es doch, den neuen Tag so zu beginnen!
    «Ach, und zu Weihnachten und Neujahr», fuhr Jennie fort, «kamen lauter Päckchen in Seidenpapier an und auch große Pakete, und wenn die ausgepackt wurden, durfte ich immer in die leeren Schachteln kriechen, und das ganze Haus roch nach all den guten Sachen, die es in den Feiertagen zu essen gab. An meinem Geburtstag — am zweiundzwanzigsten April, wenn es dich interessieren sollte — bekam ich auch immer neues Spielzeug und noch andere Geschenke, und Buff gab mir zu Ehren eine Gesellschaft. Natürlich wurde ich mächtig verwöhnt und verhätschelt, aber ich fand das herrlich. Wer hätte das nicht getan?
    Das waren die drei glücklichsten Jahre meines Lebens. Jede einzige Minute war ich mit Buff und ihren Eltern zusammen, wenn sie zu Hause waren, und ich liebte sie alle von ganzem Herzen. Mit der Zeit lernte ich sogar ihre Sprache verstehen, obwohl die sehr schwer ist und so rauh und unmelodisch klingt. Heute habe ich fast alles wieder vergesset« aber damals kannte ich doch so viele Wörter, daß ich ihnen nicht am Gesichtsausdruck oder am Klang der Stimme anmerkte, ob sie mit mir zufrieden oder unzufrieden waren, und immer wußte, was sie von mir wollten.
    Eines Tages — es war Anfang Mai und ist jetzt also genau zwei Jahre her — stellte ich fest, daß die ganze Familie sehr tätig und furchtbar zerstreut und mit sich selbst beschäftigt war und im Hause irgend etwas Besonderes vorging.»
    «Ach je», sagte Peter, der schon ganz unruhig wurde, «ich ahnte es ja, daß dieses Glück nicht von Dauer sein konnte. Es war einfach zu vollkommen!»
    Jennie nickte. «Ja, das ist

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