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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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oder deutsch gesprochen hätte, dann hätte ich allerdings kein Wort verstanden. Aber Vati hat gesagt, nächstes Jahr soll ich mit Französisch anfangen...»
    «Ich bin einfach platt», erklärte Jennie, setzte sich hin und zwinkerte mehrmals mit den Augen. «Darüber muß ich erstmal nachdenken. Das hätte ich nie für möglich gehalten — du meine Güte, dann bist du ja wirklich ein kleiner Junge!»
    «Aber ich hab dir doch gleich gesagt, daß ich ein Junge bin», entgegnete Peter.
    «Freilich hast du das getan», gab Jennie zu, «und ich hab es dir auch geglaubt, nur kam es mir nicht ganz geheuer vor. Aber das ist wahrhaftig ein schlagender Beweis! Denn wärst du nichts anderes als eine Katze, könntest du ja unmöglich jedes Wort von ihm verstehen, und ich muß sagen...»
    Doch Jennie kam nicht dazu, das, was ihr auf der Zunge lag, auszusprechen, denn in diesem Augenblick erschien Mr. Grims wieder in der Tür, in der einen Hand eine große Untertasse und in der anderen eine Flasche Milch.
    «Da bin ich wieder», sagte er und lud seine beiden Gäste ein, näher kommen. «Warum denn so schüchtern, ihr zwei? Es ist ganz frische gute Milch!» Und er goß die Untertasse voll bis zum Rand und hielt sie hoch.
    Peters Kehle war so ausgedörrt, daß er sich richtig Gewalt antun mußte, um nicht an Mr. Grims hochzuspringen, und er verrenkte sich fast den Hals und versuchte sich nun auch in einem kläglichen Miau.
    «Schau doch zu, ob du ihn nicht dazu bringen kannst, uns die Milch hier draußen hinzustellen», sagte Jennie. «Es wäre mir sehr viel lieber, wenn wir nicht erst zu ihm reinzugehen brauchten.»
    Die beiden Katzen promenierten also, mit hochgerecktem Schwanz, vor der Tür auf und ab, stießen immer wieder kurze heisere Schreie aus, richteten sich auf und langten mit ihrer einen Vorderpfote nach der Milch. Doch Mr. Grims sagte: «Ihr müßt schon reinkommen, wenn ihr die Milch haben wollt, Pussies. Ich wollte auch gerade meinen Tee trinken.»
    Peter übersetzte seine Worte für Jennie: «Er sagt, er will sie uns drinnen geben!»
    Jennie seufzte und gab nach. «Na schön — also dann komm!» Und behutsam überschritt sie die Türschwelle, schnupperte erst ein paarmal, bevor sie das Haus betrat, und gab Peter durch ein Kopfnicken zu verstehen, daß er ihr folgen solle.
    Mr. Grims schloß gleich hinter ihnen die Tür und setzte die Untertasse mit der Milch auf den Fußboden. Mit einem Freudenschrei, den er mit einem kurzen Schnurren begleitete, stürzte Peter darauf zu, tauchte sein Gesicht in die Milch und versuchte, sie in sich hineinzuschlürfen. Im nächsten Augenblick mußte er heftig niesen und husten und hatte das Gefühl, als sei er nahe daran, an der Milch, die ihm nicht nur in die Nase und in die Augen, sondern auch in die Lunge drang, zu ersticken.
    «O je, o je», rief Mr. Grims, als Peter von der Untertasse zurücksprang. «Sachte, sachte, mein Freundchen!»
    Jennie hatte Mühe, nicht laut herauszuplatzen. «Ach, du Schreck!» japste sie. «Ich wollte nichts sagen, aber ich hab mir schon gedacht, daß das schiefgehen würde. Armer Peter! So kannst du freilich keine Milch trinken. Das können nur Pferde. Wir müssen sie auf schlabbern.»
    «Hatschi, hatschi!» nieste Peter und prustete noch einen Rest Milch aus Lunge und Nase heraus, während ihm vor Anstrengung die Tränen aus den Augen kullerten. «Büdde, büdde, Jeddie», flehte er, «seich mir’s doch! Üch hab ja noch nie...»
    Jennie hockte sich neben die Untertasse und beugte den Kopf ganz tief über die Milch. Dann ließ sie ihre kleine rosa Zunge hervorschnellen und zog sie mit unglaublicher Geschwindigkeit wieder zurück. Und nachdem sie das mehrmals getan hatte, war von der Milch kaum noch die Hälfte übrig.
    Mr. Grims begriff natürlich gar nicht, worum es ging, und sagte lachend: «Oho! Mußt dir wohl erst von deiner Freundin Manieren beibringen lassen, Weißfell, wie? Tut nichts, das haben wir alle mal nötig Na, jetzt bist du aber dran!»
    Doch als Peter aufs neue versuchte, einen Schluck Milch in seine Kehle zu bekommen, stellte er sich wieder so ungeschickt an. Diesmal ver. spritzte er die Milch auf den Fußboden, und nicht ein Tropfen netzte seine durstige Kehle. Er wollte die Hoffnung schon beinahe aufgeben als Jennie, die ihn genau beobachtet hatte, ausrief: «Oh, jetzt weiß ich wo es bei dir hapert! Du mußt deine Zunge beim Schlabbern nach unten einrollen. Wir rollen sie beim Trinken nie aufwärts um, sondern andersrum, nach

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