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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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wirklich nicht übel. Nun, Was meinst du, Freundchen?» Und dabei warf Jennie ihm einen verschmitzten Blick zu, als wollte sie sich zugleich bei ihm einschmeicheln und ihn herausfordern.
    «Geht in Ordnung», schrie Peter, «ich bin dabei!»
    «Bravo!» rief Jennie und schnurrte leise vor Entzücken. «Ich wußte ja, daß du mithalten würdest. Dann wollen wir jetzt mal weiter hier am Kai längs gehen bis zum ersten Bassin. Du brauchst mir nur die Namen der Schiffe vorzulesen, und dann werde ich schon eins finden, mit dem wir fahren können.»
    Sie setzten sich also unverzüglich in Bewegung und liefen von Wapping Wall bis zu den London-Docks. Bei all den Schiffen, die da im Alten und im Neuen Hafenbecken und dem ganzen so unendlich großen Londoner Hafen vor Anker lagen, blickte Peter zu diesen wohlklingenden und so verheißungsvollen Namen auf, die nebst den Heimathäfen in goldenen Buchstaben unter der Heckreling standen, und las sie Jennie vor.
    «Raimona — Lissabon», las er zunächst.
    «In Lissabon wimmelt es von Katzen — von meinem Schlag», erklärte Jennie abfällig.
    «Vilhjalmar — Helsinki...»
    «Nein, für Klippfisch bedanke ich mich, davon habe ich für mein Le. ben genug», bemerkte Jennie verächtlich.
    «Isis — Alexandria...»
    Bei diesem Namen bekam Jennie plötzlich ganz verträumte Augen und schien sich nicht schlüssig zu sein, ob sie ihren Entschluß, nach Schottland zu fahren, nicht doch ändern sollte, aber dann sagte sie: «Nein, später vielleicht, aber nicht jetzt. Vielleicht, wenn wir aus Glasgow zurückkommen. Alexandria, Kairo und dann den Nil hinauf bis Bubastis. Da möchte ich einmal hin, denn dort hat man uns früher als heilig verehrt...»
    Die Heimathäfen der Schiffe, die sie begutachteten, waren über den ganzen Erdball verstreut, von Suez bis Kalkutta, von Singapore bis Colon und von Bangor, Maine, bis Jamaica in Westindien und Tampico in Mexiko. Und schließlich entdeckten sie ganz am Ende des größten Beckens dicht vor der Einfahrt zu den St. Catherine-Docks noch einen kleinen plumpen Frachtdampfer, der dicht am Kai tief im Wasser lag und dessen Name nicht in goldenen, sondern in schmucklosen weißen Buchstaben aufgemalt und vom Rauch und Ruß so verschmiert und beschmutzt war, daß Peter ihn zuerst gar nicht lesen konnte und in der zunehmenden Dunkelheit ein zweites Mal hinschauen mußte, doch als er ihn dann entzifferte, machte sein Herz einen Freudensprung.
    «Jennie! Da steht: Gräfin von Greenock — Glasgow!»
    «Heureka!» schrie Jennie so schrill, daß ihre Stimme sich fast überschlug. «Das ist unser Schiff! Auf dem Kahn werden wir in den nächsten Wochen zu Hause sein, Peter!»
    Peters Begeisterung kühlte etwas ab, als er den Dampfer genauer in Augenschein nahm. Sein fleckiger, teils schwarzer, teils rostroter Rumpf war auffällig breit und ausgesprochen häßlich mit seinem stumpfen Bug, von dem ein kurzer Mast mit einem riesigen Ladebaum aufragte, der gerade dazu benutzt wurde, schwere Kisten, Säcke und Körbe und große, mit Tonnen und Kanistern gefüllte Netze vom Kai zu hieven und sie dann durch die Luke in den Laderaum zu versenken.
    Mittschiffs erhob sich die Kommandobrücke mit dem Steuerhaus darauf, bei dessen Anblick Peter an ein Stück Schokoladenschichttorte dachte, weil es abwechselnd in hellen und dunklen braunen Streifen angeblichen war. Dahinter ragte ein zweiter Mast auf, mit einem Ladebaum, der ebenfalls hin und her schwang, und noch etwas weiter hinten erblickte Peter die Bullaugen vor den Kajüten-Aufbauten. An jeder Seite hingen zwei Rettungsboote in den Davits, was Peter sehr beruhigte. Am meisten aber beeindruckte ihn der lange, ziemlich schmale, unten braun und oben schwarz gestrichene Schornstein, aus dem eine dicke Rauchfahne quoll, der ein so scharfer ätzender und beißender Geruch entströmte, daß Peter mehrmals heftig niesen mußte.
    «Gesundheit!» rief Jennie und sagte dann mit Nachdruck: «Das wird allerhand Mühe kosten, uns hier an Bord sauber zu halten. Aber du weißt ja wohl, was es bedeutet, wenn der Schornstein so heftig qualmt. Die haben die Kessel schon unter Dampf, weil sie heut nacht noch auslaufen wollen. Wir kommen gerade zur rechten Zeit, denn du siehst ja, sie laden so schnell sie nur können.»
    Jennie sah dem Verstauen der Ladung ein Weilchen zu und sagte: «Sieht mir ganz so aus, als übernehmen die eine sehr gemischte Ladung. Da wird es viel Arbeit für uns geben, zumal darunter auch Lebensmittel sein

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