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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Fechtszenen vorkamen, fand es furchtbar aufregend, Mr. Strachan während der Seereise beim Training zuzusehen. Als Gegner benutzte dieser einen Strohmann, den er sich von Mt. Box, dem Zimmerer, eigens zu diesem Zweck hatte anfertigen lassen, und den er bei gutem Wetter auf die hintere Ladeluke postierte und dann mit dem Säbel bearbeitete.
    Dieser Strohmann wurde an Bord der Gräfin von Greenock allgemein nur genannt, denn der Zimmerer hatte, ob nun absichtlich oder nicht, es irgendwie fertiggebracht, seinem Machwerk sowohl in der Figur als auch im Gesicht eine auffallend große Ähnlichkeit mit dem korpulenten Kapitän zu geben. Sourlies’ Doppelgänger hatte einen mit Segeltuch umwickelten Holzarm mit einer Metallfeder im Handgelenk, an der sein Rapier befestigt war: ein Degen mit drei messerscharfen kleinen Stahlspitzen. Sobald Mr. Strachan ihm einen Schubs gab, um den Mechanismus auszulösen, und dann seine Ausfälle begann, wackelte der Strohmann fast ebenso heftig, wie der alte Sourlies es getan haben würde, wenn er sich gegen einen Angreifer hätte verteidigen müssen.
    Und so begab sich denn Mr. Strachan, nackt bis zum Gürtel, den Säbel in der Faust, in seiner Freizeit, wenn es nicht gerade regnete, auf die mit einer Plane bedeckte hintere Ladeluke, schrie des alten Sourlies’ stummes Ebenbild, das ihm da in Lebensgröße gegenüberstand, mit einem lauten und herausfordernd an und rief ihm zu: «Oh du willst wohl mal wieder, wie? Also dann sollst du auch welche haben, den hier und den da und noch einen, du Jammerlappen!», wobei er tänzelnd hin und her sprang und seinem wohlgepolsterten Gegner die Spitze seines Säbels in den Leib rannte, während Peter und Jennie, die gleichzeitig Freiwache hatten, in respektvoller Entfernung ihren Beobachtungsposten bezogen und ihm fasziniert zusahen, den Blick auf die aufblitzende Waffe gerichtet, deren Bewegungen sie nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließen, so daß ihre Köpfe sich bald vor, bald zurück beugten und bald nach der einen, bald nach der anderen Seite herumflogen wie bei den Zuschauern eines Tennisturniers.
    Als Mr. Strachan einmal, schon ganz am Anfang der Fahrt, einen besonders heftigen Ausfall machte, versäumte er es, den Gegenstoß des Strohmanns zu parieren, so daß die Klinge von Sourlies’ leblosem Doppelgänger ungehindert vorschnellte und Mr. Strachans Arm vom Handgelenk bis zum Ellbogen auf schlitzte und ihn schwer verletzte. Jedermann an Bord ließ daraufhin sofort die Arbeit im Stich, mit der er gerade beschäftigt war, und eilte herbei, um sich die Bescherung anzusehen, einschließlich Kapitän Sourlies, der mit dem Verbandskasten angelaufen kam und die Wunde in Mr. Strachans Arm mit sechs großen Stichen zunähte. Und allem Anschein nach tat er das mit tiefer Befriedigung. Peter und Jennie hatten tatsächlich beide den Eindruck, daß der Käpten sich über diesen Unfall geradezu freute und sich so benahm, als sei er selbst es gewesen, der dem ungestümen Offizier diese Wunde zugefügt hatte, denn während er den verletzten Arm abtupfte und zunähte, hörten sie ihn murmeln, er hoffe, das würde Mr. Strachan eine Lehre sein.
    Für den Offizier war es hingegen nur eine neue wunderbare Geschichte, mit der er nun hausieren gehen konnte, und eine große Genugtuung, wahrscheinlich der einzige Fechter in der ganzen Welt zu sein, der je von einem Strohmann besiegt und dabei schwer verwundet worden war, und das Beste daran war noch, daß er ja den sichtbaren Beweis auf dem Arm trug, da er gewiß zeitlebens eine Narbe zurückbehalten würde.
    Aber am besten gefiel Peter doch der Zweite Offizier, der kleine Mr. Carluke, der ein bißchen so aussah wie ein harmloses Wiesel und in seiner Freizeit für die billigen Magazine und die Hefte mit den Schauerromanen Wildwest- und Indianergeschichten verfaßte, um sein Einkommen etwas nach oben hin abzurunden und sich eine Rücklage für den Tag zu schaffen, an dem er die Seefahrt an den Nagel hängen und sich ganz der Literatur widmen würde. Er hatte noch nie einen Indianer gesehen, außer im Film, und war im Atlantik noch nie über die Scilly-Inseln hinausgekommen, doch hatte er eine Menge über die Cowboys und ihre Eigenheiten gelesen und liebte es, die eine oder andere dramatische Episode seiner spannenden Erzählungen zwischen zwei Wachen in der Abgeschlossenheit seiner Kajüte sich selbst vorzuagieren, bevor er sie zu Papier brachte.
    Er hatte Katzen gern, und so genoß

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