Meine Freundin Jennie
ausgeübt hatten, so daß die Ratten und Mäuse, die sich ursprünglich auf dem Frachter hatten einschiffen wollen, diese Buchung wieder rückgängig machten und den Dampfer ungeschoren ließen.
Mr. Strachan, der offensichtlich im Hinblick auf sein Verhalten gegenüber Peter und Jennie ein schlechtes Gewissen hatte, kümmerte sich kaum noch um sie und schien ihnen sogar auszuweichen, als befürchtete er, daß irgend jemand durch die beiden erfahren könne, wo, wie und Warum er sich das blaue Auge zugezogen hatte. Mr. Carluke jedoch war sehr freundlich zu ihnen, kraulte ihnen das Kinn oder streichelte ihnen den Kopf; und Peter und Jennie verbrachten viele Stunden in seiner Kajüte und sahen ihm zu, wie er ein neues Werk für Pipshaw’s Magazin verfaßte, eine Erzählung, der er der Titel gab: . Dieser Roger verblüffte seine Feinde dadurch, daß er, wenn er sie erschoß, in einen Spiegel blickte und seine Pistole über seine Schulter hinweg auf sie abfeuerte. Während Mr. Carluke vor seinem Rasierspiegel die entsprechende Szene mimte, setzte Peter seiner Freundin die Einzelheiten, genau auseinander, und Jennie war davon genauso beeindruckt wie er.
So verging ihnen die Zeit wie im Fluge, bis sie, ehe sie sich’s ver. sahen, schon North Foreland passierten und steuerbords Broadstairs und Margate in Sicht kamen mit dem Mäuse-Leuchtturm vor der Hafenbucht der Peter und Jennie wegen seines Namens natürlich besonders interessierte. Immer wieder starrten sie zu dem Blinklicht hinüber, und bald darauf bog der Frachter in die Themsemündung ein und dampfte dann den Fluß selbst hinauf.
Diesmal gingen Peter und Jennie aber kein Risiko ein, weshalb sie sich bereits drei Stunden, bevor sie an ihrem Reiseziel anlangten, zusammen davonstahlen und unter den Kohlenbunkern, dicht bei der Schiffsschraube, versteckten, wo niemand sie finden konnte.
Noch lange nachdem die Gräfin in London angelegt hatte, hielten sie sich in ihrem Versteck verborgen, und erst gegen fünf Uhr nachmittags, als auf dem Achterdeck kein Mensch mehr zu sehen war, schlichen sie über die Gangway, an der wie üblich keine Wache stand, an Land und betraten so wieder heimischen Boden. Zitternd vor Aufregung und Vorfreude, liefen sie dann denselben Weg, den sie damals gekommen waren, zurück zu der einsamen Baracke mit den Geranien...
Mr. Grims schläft
Während der ganzen Heimreise an Bord der Gräfin von Greenock hatten Peter und Jennie oft darüber gesprochen, wie erfreut und überrascht Mr. Grims sein würde, wenn er sah, daß sie zurückgekommen waren, und erfuhr, daß sie für immer bei ihm bleiben wollten.
Immer wieder hatten sie darüber beratschlagt, wie ihre Rückkehr vor sich gehen sollte, und Jennie hatte gemeint, es würde doch besonders nett sein, wenn sie sich zur Teestunde bei Mr. Grims einfinden würden, wie bei ihrem ersten gemeinsamen Besuch. Sicherlich würde er sie wieder einladen, aber wenn er diesmal hinausgehen müßte und die Tür offen ließ, würden sie eben dableiben und sich vielleicht an ihm scheuern oder sich still in einer Ecke zusammenrollen, um ihm zu zeigen, daß sie nun seine Katzen waren.
Peter dachte, es wäre noch viel lustiger, wenn Mr. Grims dann gerade seine Runde über die Kais machte und die dort aufgespeicherten Waren inspizierte, sich also nicht in seiner Baracke aufhielt; und die Tür würden sie schon aufstoßen können, wenn er sie nicht zugeschlossen haben sollte, oder womöglich auch durch ein Fenster hineingelangen. Jedenfalls würden sie schon drinnen sein, wenn er eintrat, und vielleicht, wie Peter es Jennie ausmalte, jeder auf einem Fensterbrett neben einem Geranientopf sitzen.
Er erklärte Jennie auch, daß Mr. Grims, wenn er von draußen hereinkam, sie höchstwahrscheinlich zunächst gar nicht bemerken würde, falls sie sich ganz still verhielten, weil seine alten Augen sich vermutlich nicht so rasch an die Lichtveränderung gewöhnen konnten. Aber dann wollten sie beide laut miauen: , wie Peters Schulfreunde das einmal an einem seiner Geburtstage getan hatten, als sie von seinen Eltern heimlich eingeladen worden waren, um ihn zu überraschen.
Jennie gefiel diese Idee auch ungeheuer gut, besonders als Peter sich dann noch die Mühe nahm, ihr ausführlich zu schildern, was für ein zufriedenes und glückliches Gesicht Mr. Grims machen würde, sobald er erst einmal begriff, was
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