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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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Törichtes. Ich hätte dem Verlag treu bleiben und ihn ausnehmen sollen. Ich hätte auf fünf Sechsteln des Erlöses bestehen und den Verlag bis zum heutigen Tag ausnehmen sollen. Der Verlag hätte es dulden müssen, und ich hätte bekommen, was mir zusteht. Doch in einem ordentlichen Anfall von größter Halsstarrigkeit löste ich unsere Beziehungen und trug
Der Prinz und der Bettelknabe
zu J. R. Osgood, dem nettesten Menschen und unfähigsten Verleger der Welt. Das Buch brachte mir nicht mehr als siebzehntausend Dollar ein. Allerdings glaubte er, beim nächsten Mal mehr zustande zu bringen. Also gab ich ihm
Alte Zeiten auf
dem Mississippi
, schlug ihm allerdings vor, dass er das Buch auf meine Kosten herstellen und gegen eine von mir zu zahlende Provision verkaufen sollte. Als er die Druckplatten hergestellt hatte und die erste Auflage gedruckt und gebunden war, hatte mich seine Emsigkeit sechsundfünfzigtausend Dollar gekostet, und die Monotonie des Scheckschreibens wurde mir lästig. Osgoodvermasselte es erneut, die liebe gute Seele. Ich glaube, mein Gewinn an diesem Buch betrug nur dreißigtausend Dollar. Vielleicht waren es mehr, aber es ist lange her, und ich kann nur meinen Eindruck wiedergeben.
    Trotzdem führte ich ein weiteres Experiment außerhalb meines eigentlichen Geschäftsbereichs durch. Ich holte Charles L. Webster, einen angeheirateten jungen Verwandten, nach New York, um mit ihm als Sekretär und Manager
Huckleberry Finn
selbst zu publizieren. Ein kleines Buch, von dem in finanzieller Hinsicht nicht viel zu erwarten war – doch schon drei Monate nach seiner Veröffentlichung überreichte mir Webster eine Abrechnung und einen Scheck über vierundfünfzigtausendfünfhundert Dollar. Das überzeugte mich, dass ich als Verleger kein völliger Versager war.
    Donnerstag, 22. Februar 1906
    Susys Bemerkungen über ihren Großvater Langdon – Mr. Clemens erzählt
von Mr. Atwater, Mr. David Gray und von einer kürzlichen Begegnung
mit David Gray jr. bei einem Dinner
    Von Susys Plauderei über ihren Großvater bin ich weit abgeschweift, aber das macht nichts. In dieser Autobiographie ist es meine Absicht, abzuschweifen, wann immer mir danach zumute ist, und wieder zurückzukehren, wenn ich so weit bin. Jetzt bin ich zurückgekehrt, und wir werden aufschreiben, was Susy über ihren Großvater zu sagen hat.
     
    Aus Susys Biographie
     
    Ich habe erwähnt, dass Mama und Papa in ihrem Haus in Bufalo nicht wohnen bleiben konnten, weil es sie so sehr an Großpapa erinnerte. Mama erhielt einen Brief von Tante Susy, in dem diese viel von Großpapa erzählt, und der Brief zeigte ganz deutlich, wie jeder, der Großpapa kannte, ihn liebte und achtete, so dass Mama mir erlaubte abzuschreiben, was über Großpapa darin steht, fand sie doch, dass es gut hierherpassen würde.
     
    Quarry Farm
    16. April 85
    Livy, Liebe, erinnert dich die heutige Meldung über General Grant auch an Vater? Du weißt sicher noch, wie Vater, als Richter Smith und die anderen, die er als Testamentsvollstrecker bestimmt hatte, aus dem Zimmer gingen, sagte: »Gentlemen, ich werde Sie alle überleben«, wie er lächelte und fröhlich war. Zu der Zeit hatte er viel weniger Kraft, als General Grant sie zu haben scheint, aber denselben wunderbaren Mut, mit dem Feind zu kämpfen. Schon die ganze Zeit erinnert mich General Grant in vielem an Vater – an seine ruhige Geduld. Gewiss besteht zwischen beiden Männern eine ausgeprägte Seelenverwandtschaft. Tag für Tag die Berichte aus dem Krankenzimmer der Nation zu hören bringt mir die Tage jenes Sommers 1870 lebhaft in Erinnerung. Und doch scheinen sie so weit entrückt. Verglichen mit heute scheine ich ein Kind gewesen zu sein, sowohl an Jahren wie an Erfahrung. Seitdem habe ich das beste und das schwerste Leben gehabt, und ich weiß, dass es bei dir auch so ist. Alles davor kommt mir vor wie ein Traum. Ich nehme an, das lag daran, dass wir uns umgewöhnen mussten, damit unser Leben ohne jene treibende Kraft weitergehen konnte. Auf seine ruhige Weise war Vater im Leben so vieler Menschen, nicht nur für uns, eine solche Kraft, Livy, Liebe – nicht von derselben Art oder demselben Maße, aber was für eine Kraft!
    Während der letzten Abendgesellschaft war ich reichlich beeindruckt, als Mr. Atwater lange Zeit ruhig vor Vaters Bildnis stand, sich dann zu mir wandte und mit zitternder und gebrochener Stimme sagte: »Wir werden seinesgleichen nicht mehr erleben« – und das nach fünfzehn Jahren von

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