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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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liegt daran,
dass ich ihn auf Grundlage der überlieferten Fakten untersuche, die anderen Theologen nicht. Von
Pflichtgefühl überwältigt, malen sie die Fakten aus. Einige übermalen sie ganz. Übermalen sie und
malen stattdessen bessere hinein, die sie ihrer eigenen Einbildungskraft entnehmen. Sie schminken
sich eine Joseph-Darstellung zurecht, so wie sich wacklige Banken zur Täuschung der Bankinspektoren
ihre Bilanzen zurechtschminken. Verbindlichkeiten, die ein Licht auf die wahren Verhältnisse werfen
würden, unterschlagen sie und fügen an deren Stelle phantasievolle Vermögenswerte ein. Sage ich etwa
nicht die Wahrheit? Vorletzten Sonntag wurde der überaus fachkundige und fähige Dr. Silverman in der
Times
folgendermaßen zitiert:
     
    Doch die Farmer, die Landwirte und Hirten, die für ihren
Lebensunterhalt auf die Erträge des Bodens angewiesen waren, litten während der Hungersnot am
schwersten. Um das Volk vor dem sicheren Hungertod zu bewahren, teilte Joseph das Volk aus in die
Städte, von einem Ende Ägyptens bis ans andere (1. Buche Mose, 47,21), wo er sie unterstützte.
Solange sie Geld hatten, gab er ihnen Lebensmittel um Geld, als das Geld erschöpft war, nahm er ihre
Rinder, ihre Pferde, ihre Schafe und Esel und notfalls sogar ihr Land als Pfand für Nahrung. So
fütterte die Regierung die Rinder, Pferde &c., die andernfalls verendet wären.
    Später wurde das Land [das
Eigentumsrecht?] den früheren Eigentümern zurückgegeben; sie bekamen Samen, um das Feld zu
bestellen, und so viele von ihren Rindern, Pferden, Schafen &c., wie sie benötigten, und der
Regierung brauchten sie nur den Fünften des Zuwachses an Tieren und Erzeugnissen zu geben.
    Josephs Plan war staatsmännisch und
humanitär zugleich. Dem Pharao und seinen Ratgebern leuchtete er sofort ein, und es wundert einen
nicht, dass Joseph zum Vizekönig von ganz Ägypten ernannt wurde. Joseph bekämpfte erfolgreich all
die menschlichen Haie und Spekulanten, die die Armen in den Jahren der Hungersnot ausgeplündert und
sie dem Hungertod und der Bettelei überlassen hatten. Er nahm Land und Tiere der Bedürftigen als
Pfand und gab ihnen dann ihr Erbe [das Eigentumsrecht?] zurück. Für die Lebensmittel, die er unter
ihnen verteilte, berechnete er nur den gerechten Marktpreis. Ohne die weise Einrichtungöffentlicher Lagerhäuser, die Joseph hatte bauen lassen, hätte das Volk all seine
Besitztümer verloren, wäre das ganze Land im Elend versunken, und wie in vorangegangenen
Hungersnöten wären Tausende und Abertausende gestorben.
     
    Das ist die Bilanz Dr. Silvermans –
ausgemalt und vergoldet und bereit für den Inspektor. Dies aber ist die Darstellung der Bibel. Die
Hervorhebungen stammen von mir:
     
    Es war aber kein Brot in allen Landen; denn die Teuerung war
sehr schwer, dass das Land Ägypten und Kanaan verschmachteten vor der Teuerung.
    Und Joseph brachte
alles
Geld zusammen, das in Ägypten und Kanaan gefunden ward, um das Getreide, das sie kauften; und Joseph
tat alles Geld in das Haus Pharaos.
    Da nun Geld gebrach im Lande Ägypten
und Kanaan, kamen
alle
Ägypter zu Joseph und sprachen: Schaffe uns Brot! Warum lässt du uns
vor dir sterben, darum dass wir ohne Geld sind?
    Joseph sprach: Schafft euer Vieh her,
so will ich euch um das Vieh geben, weil ihr ohne Geld seid.
    Da brachten sie Joseph ihr Vieh; und
er gab ihnen Brot um ihre Pferde, Schafe, Rinder und Esel. Also ernährte er sie mit Brot das Jahr um
all ihr Vieh
.
    Da das Jahr um war, kamen sie zu ihm
im zweiten Jahr und sprachen zu ihm: Wir wollen unserm Herrn nicht verbergen, dass nicht allein das
Geld, sondern auch alles Vieh dahin ist zu unserm Herrn; und ist
nichts mehr übrig
vor
unserm Herrn denn
unsre Leiber und unser Feld
.
    Warum lässt du uns vor dir sterben
und unser Feld? Kaufe
uns
und
unser Land
ums Brot, dass wir und unser Land
leibeigen seien dem Pharao; gib uns Samen, dass wir leben und nicht sterben und das Feld nicht wüst
werde.
    Also
kaufte
Joseph dem
Pharao das ganze Ägypten. Denn die Ägypter
verkauften
ein jeglicher seinen Acker, denn die
Teuerung war zu stark über sie. Und ward also
das Land Pharao eigen
.
    Und er teilte das Volk aus in die
Städte, von einem Ende Ägyptens bis ans andere.
    Ausgenommen der Priester Feld. Das
kaufte er nicht; denn es war von Pharaofür die Priester verordnet, dass sie
sich nähren sollten von dem Verordneten, das er ihnen gegeben hatte; darum brauchten sie ihr Feld
nicht zu verkaufen.
    Da sprach Joseph zu

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