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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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Durchschuss hatte er zwei Wörter ausgelassen, und auf den nächsten zwei, drei Seiten folgte kein Absatz. Was in aller Welt sollten wir tun? All die Seiten neu setzen, um die beiden fehlenden Wörter einzufügen? Anscheinend gab es keinen anderen Ausweg. Das Ganze würde eine Stunde in Anspruch nehmen. Dann müsste dem großen Prediger ein Fahnenabzug zugeschickt werden; wir müssten warten, bis er ihn gelesen hätte; wenn er Fehler finden würde, müssten wir sie korrigieren. Es sah ganz so aus, als würden wir den halben Nachmittag verlieren, bis wir endlich loskämen. Da hatte Wales eine seiner brillanten Ideen. In der Zeile, in der die beiden Wörter fehlten, stand der Name Jesus Christus. Wales machte daraus kurz J. C. Das schaffte Platz für die fehlenden Wörter, nahm jedoch einem besonders würdevollen Satz 99 Prozent seiner Würde. Wir schickten den Korrekturabzug los und warteten. Wir hatten nicht vor, lange zu warten. Unter denUmständen planten wir, uns zu verdrücken und angeln zu gehen, bevor der Abzug zurückkäme, aber wir waren nicht flink genug. Schon bald erschien der große Alexander Campbell am anderen Ende des zwanzig Meter langen Raumes, und seine Miene tauchte das Zimmer in Düsternis. Er kam auf uns zugeschritten, und was er sagte, war knapp, aber streng und treffend. Er erteilte Wales eine Lektion. Er sagte: »Setze nie wieder in deinem Leben den Namen des Heilands herab. Nimm ihn
ganz
hinein.« Diese Ermahnung wiederholte er mehrere Male, um ihr Nachdruck zu verleihen, dann ging er.
    Damals hatten die gewöhnlichen Flucher der Umgegend ihre eigene Art, dem Namen des Heilands
Nachdruck
zu verleihen, wenn sie ihn auf profane Weise gebrauchten, und dieser Fakt hatte sich in Wales’ unverbesserlichem Hirn festgesetzt. Er bot ihm Gelegenheit, sich vorübergehend zu amüsieren, was ihm kostbarer und wertvoller erschien als alles Angeln und Schwimmen zusammen. Also nahm er die lange, ermüdende und langweilige Aufgabe auf sich, alle drei Seiten neu zu setzen, um sein vorheriges Werk zu verbessern und nebenbei auch die Ermahnung des großen Predigers sorgfältig zu verbessern. Er erweiterte das anstößige J. C. zu Jesus H. Christus. Wales wusste, es würde ihn in ungeheure Schwierigkeiten bringen, und so kam es auch. Aber er konnte einfach nicht widerstehen. Er musste sich dem Gesetz seiner Veranlagung beugen. Ich weiß nicht mehr, worin seine Strafe bestand, aber er machte sich nichts daraus. Er hatte seine Dividende ja bereits eingestrichen.
    In meinem ersten Lehrjahr beim
Courier
tat ich etwas, was ich seit fünfundfünfzig Jahren zu bereuen versuche. Es war ein Sommernachmittag und genau das richtige Wetter für kostbare Ausflüge an den Fluss und andere Vergnügungen, aber ich war ein Gefangener. Alle anderen hatten frei. Ich war allein und traurig. Ich hatte irgendein Verbrechen begangen, und das war meine Strafe. Ich sollte meinen freien Tag verlieren und noch dazu den Nachmittag in Einsamkeit verbringen. Die Druckerei oben im zweiten Stock hatte ich ganz für mich allein. Ein einziger Trost war mir beschieden, und der war freundlich, solange er vorhielt. Es bestand in der Hälfte einer länglichen dicken Wassermelone, frisch und rot und reif. Ich höhlte sie mit einem Messer aus und konnte sie restlos in mir unterbringen – bis ich so vollwar, dass mir der Saft aus den Ohren lief. Es blieb nur noch die leere Schale übrig. Sie war groß genug, dass sie als Kinderwiege hätte dienen können. Ich wollte sie nicht verschwenden, aber mir fiel auch nichts ein, was ich mit ihr anstellen könnte, um mir ein wenig Amüsement zu verschaffen. Ich saß am offenen Fenster, das auf den Gehsteig der Hauptstraße zwei Stockwerke unter mir hinausging, als mir in den Sinn kam, sie jemandem auf den Kopf fallen zu lassen. Ich war unschlüssig wegen der Tollkühnheit dieser Idee und hatte auch einige Bedenken, weil das Amüsement größtenteils zu meinen Gunsten und kaum zugunsten der anderen Person ausfallen würde. Aber ich entschloss mich, es zu wagen. Ich sah aus dem Fenster und wartete, dass der Richtige vorbeikäme – ein sicherer Kandidat –, aber er zeigte sich nicht. Jeder Kandidat oder jede Kandidatin stellte sich als unsicher heraus, und ich musste mich zurückhalten. Endlich aber sah ich den Richtigen nahen. Es war mein Bruder Henry. Er war der bravste Junge der ganzen Gegend. Er tat niemandem etwas zuleide, er kränkte niemanden. Er war zum Verzweifeln brav. Er war von überbordender Güte

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