Meine geheime Autobiographie - Textedition
mit einem armen kleinen Trauerflor um den Arm, dankte mir und sagte, nichts hätte zeitlich passender sein können als dieses Geld, seine arme kleine Frau sei sprachlos vor Dankbarkeit für den Dienst, den ich ihm erwiesen hatte. Er weinte, und Stoddard und ich weinten mit ihm, was nur natürlich war. Auch Dolby weinte. Zumindest wischte er sich die Augen und wrang sein Taschentuch aus und schluchzte röchelnd und zeigte andere übertriebene Anzeichen von Kummer. Stoddard und ich schämten uns für Dolby und versuchten dem jungen Mann begreiflich zu machen, dass er es nicht böse meine, so sei er nun einmal. Der junge Mann antwortete betrübt, er stoße sich nicht daran, für andere Kränkungen sei sein Kummer viel zu tief; er denke nur an die Beerdigung und an die hohen Kosten, die –
Wir schnitten ihm das Wort ab und sagten ihm, er solle sich nicht quälen, sondern alles Weitere uns überlassen; die Rechnungen an Mr. Dolby schicken und –
»Ja«, sagte Dolby mit einem vorgetäuschten Zittern in der Stimme, »schickenSie sie mir, und ich werde für sie aufkommen. Was, Sie gehen schon? In Ihrem erschöpften und zerrütteten Zustand dürfen Sie nicht allein gehen; Mr. Stoddard und ich werden Sie begleiten. Kommen Sie, Stoddard. Wir werden die leidtragende Mama trösten und dem Baby eine Haarlocke abschneiden.«
Es war empörend. Wieder schämten wir uns für ihn und äußerten es auch. Aber er war ungerührt. Er sagte:
»Ach, ich kenne diesen Menschenschlag, die Wälder sind voll davon. Ich mache folgendes Angebot: Wenn er mir seine Familie zeigt, gebe ich ihm zwanzig Pfund. Kommen Sie!«
Der junge Mann sagte, er werde nicht bleiben, um sich beleidigen zu lassen; und er verabschiedete sich und nahm seinen Hut. Aber Dolby sagte, er werde ihn begleiten und nicht von ihm weichen, bis er die Familie gefunden habe. Stoddard ging mit, um den jungen Mann zu besänftigen und Dolby zu mäßigen. Sie fuhren über den Fluss und durch ganz Southwark, aber die Familie fanden sie nicht. Schließlich bekannte der junge Mann, dass es gar keine Familie gab.
Die Geschichte, die er Tom Hoods
Annual
für drei Guineen verkauft hatte, war »Jim Wolf und die Katzen«. Meinen Namen aber hatte er nicht daruntergesetzt. So wurde die kleine Erzählung dreimal verkauft. Jetzt verkaufe ich sie ein weiteres Mal. Es ist eines der besten Besitztümer, das ich je hatte.
Fragmente meiner Autobiographie
Privater Bericht eines Manuskripts, das zu Schaden kam
Es geschah in London; nicht erst neulich, aber auch nicht vor allzu vielen Jahren. Ein Bekannter hatte sich eine gewisse Herzensaufgabe vorgenommen, und als er mir davon erzählte, war ich interessiert. Er hatte die Idee, eine gute Übersetzung der Aussagen in Jeanne d’Arcs Inquisitions- und Rehabilitationsprozessen anfertigen zu lassen und sie der englischsprachigen Welt vorzulegen. Eine Übersetzung war zwar schon viele Jahre zuvor angefertigtund veröffentlicht worden, hatte jedoch keine Verbreitung gefunden, und das zu Recht, denn sie war die reinste Flickschusterei. Diesmal aber würden wir es richtig anstellen; denn mein Bekannter war ein begeisterter Anhänger Johannas, und da er viel Geld besaß und nichts anderes zu tun hatte, als es auszugeben, nahm ich ihn beim Wort, als er sagte, er habe den fähigsten Menschen in Großbritannien angestellt, um diesen lange vernachlässigten Schatz zu heben und seine Reichtümer der Öffentlichkeit zu übergeben. Als er mich bat, zu dem Buch eine Einleitung zu verfassen, war meine Freude vollkommen, meine Eitelkeit befriedigt.
In diesem Augenblick fiel mir durch eine glückliche Fügung eine biographische Skizze über mich in die Hände, die so gerecht und lobend ausfiel – besonders was ein gewisses Detail betraf –, dass sie mir große Genugtuung verschaffte und mir – ich will’s nicht leugnen – der Kamm schwoll. Denn sie enthielt ein Loblied auf etwas, was ich liebend gern loben hörte –
die gute
Qualität meines Englisch
; überdies hatten es vier englische und amerikanische Literaturexperten von höchster Autorität angestimmt. Komplimente höre ich ebenso gern wie der nächstbeste Mensch und bin wie er schwer zufriedenzustellen; diese aber stellten mich zufrieden. Ich war so erfreut, wie Sie es gewesen wären, hätte man das Kompliment Ihnen gemacht. Beflügelt von jenem gewichtigen mehrstimmigen Urteil, begann ich mit der Einleitung zu Mr. X’ Buch und nahm mir vor, ein Englisch von solcher Qualität hinzulegen, dass es die
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