Meine geheime Autobiographie - Textedition
hingegen stürzten aus dem Haus und ließen ihre gesamte Beute zurück. Eine Alarmanlage ist eine nützliche Einrichtung, wenn man mit ihr umzugehen weiß.
Als Rev. Mr. Goodwin die Villa seines Vaters zu Ende baute, kam ich eines Tages dort vorbei. Ich wollte hineingehen und nachschauen, welche Fortschritte das Haus machte, und in dem ersten Zimmer, das ich betrat, fand ich Mr. Goodwin und einen Tapezierer. Da erzählte mir Mr. Goodwin die folgende kuriose Geschichte. Er sagte:
»Das Zimmer hier wartet schon eine gute Weile. Das ist eine Morris-Tapete, und sie hat nicht gereicht. Sehen Sie, da ist eine Lücke, von der Decke bis halb zum Boden. Ich habe in New York angefragt und mehr Tapete bestellt – sie konnte nicht geliefert werden. Ich habe mich nach Philadelphia und nach Boston gewandt, mit demselben Ergebnis. Soweit diese Leute wissen, ist in Amerika nicht eine Rolle von der Tapete übrig. Ich habe nach London geschrieben. Von dort kam dieselbe einförmige Antwort – die Tapete sei vergriffen – kein Meter davon aufzutreiben. Da habe ich dem Tapezierer gesagt, er solle die Tapete abreißen, wir würden sie durch ein anderes Muster ersetzen, was mir sehr leidtat, weil ich dieses Muster jedem anderen vorzog. In diesem Moment blieb ein Mann, der wie ein Farmer aussah, vor dem Haus stehen, begann über die Holzbohle zu gehen, über die Sie eben gegangen sind, und kam herein; doch da sah er das Schild dort oben – ›Kein Zutritt‹ –, ein Schild, das Sie von Ihrem Abstecher in dieses Haus nicht abgebracht hat,
ihn
aber hielt es auf. Ich sagte: ›Herein, herein.‹ Er trat ein, und da es das erste Zimmer ist, schaute er natürlich hier herein. Er sah die Tapete an der Wand und bemerkte beiläufig: ›Das Muster kenne ich. Ich habe eine Rolle davon zu Hause auf meiner Farm in Glastonbury.‹ Es dauerte nicht lange, bis wir uns wegen der Rolle, die wer weiß wie lange in seinem Farmhaus herumgelegen hat und für die er keine Verwendung hatte, handelseinig geworden waren – und jetzt schließen wir die Lücke dort.«
Es war nur ein Zufall, aber ich finde, ein merkwürdiger und interessanter.
MRS. MORRIS’ ZUSTAND VERSCHLIMMERT SICH
Kabinettsbeamte drängen Präsidenten,
sich von Gewalt gegen Frau zu distanzieren
EINE DEBATTE IM HAUS
Mr. Sheppard kritisiert Präsidenten,
republikanische Parteiführer versuchen es zu unterbinden
Exklusivbericht der New York Times
WASHINGTON, 10. Jan. – Mrs. Minor Morris, die am Donnerstag aus dem Weißen Haus geschleift wurde, befindet sich heute Abend in kritischem Zustand.
Am Samstag schien sie auf dem Weg der Besserung, und die Ärzte machten ihr Hoffnung, dass sie bis Montag entlassen würde. Zu Beginn dieser Woche wendete sich ihr Zustand zum Schlechteren und hat sich seitdem stetig verschlimmert. Heute erlitt sie einen Blutstau, und es geht ihr noch schlechter. Augenscheinlich steht ihr Nervensystem heute Abend kurz vor dem Zusammenbruch.
Die Blutergüsse, die die Polizisten ihr zufügten, sind noch nicht zurückgegangen, ein eindeutiger Beweis dafür, wie schwerwiegend sie waren. Ihre Arme, ihre Schultern und ihr Hals zeugen noch immer davon, wie mit ihr umgesprungen wurde. Geistig und physisch ist sie stark mitgenommen.
Heute war zu erfahren, dass zwei Kabinettsbeamte, einer davon Sekretär Taft, seit zwei Tagen auf den Präsidenten einzuwirken versuchen, er möge eine Erklärung abgeben, in der er sich von dem Vorgehen seines stellvertretenden Sekretärs Barnes, der Mrs. Morris’ Hinauswurf angeordnet hatte, distanziert und sein Bedauern über die Art ihrer Behandlung ausdrückt. Außerdem versuchten sie ihm das Versprechen abzuringen, er werde Maßnahmen ergreifen, die sicherstellen, dass sich ein solches Vorkommnis nicht wiederholt.
Der Präsident wies den Rat der beiden Kabinettsbeamten entschieden zurück. Er bevollmächtigte Mr. Barnes, jene Erklärung aufzusetzen, die dieser abgab und in der Mrs. Morris’ Behandlung gerechtfertigt wurde, und jetzt wird es nicht mehr soleicht sein, einen anderen Kurs einzuschlagen. Aus glaubwürdiger Quelle ist jedoch zu erfahren, dass die beiden Kabinettsbeamten in ihren Anstrengungen nicht nachgelassen haben. Beide betrachten die Angelegenheit nicht als »bloßen Zwischenfall«, sondern als schwerwiegenden Skandal.
Der Morris-Zwischenfall wurde heute kurz vor der Vertagung des Hauses von Mr. Sheppard aus Texas zur Sprache gebracht. In der anstehenden Debatte über das philippinische Zollgesetz
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt