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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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den
New York Herald,
und so genoss ich ein recht hohes Ansehen, aus dem ich Profit schlagen konnte. Dann und wann erzielte ich fünfundzwanzig Dollar für einen Artikel. Damals unterstützten Riley und ich die billigen Fremdenpensionen. Es brauchte zweivon uns, und selbst dann noch gingen sie ein. Seitdem glaube ich, dass billige Fremdenpensionen, die ihre Geschäfte auf Kredit tätigen, einen Fehler machen – aber lassen wir Riley für den Augenblick beiseite. Ich werde ein andermal von ihm reden.
    Ich hatte Gelegenheit, einen Artikel über eine uralte moosbewachsene Schuldforderung zu verfassen, die den Kongress in jener Sitzungsperiode beunruhigte, eine Schuldforderung, die den Kongress schon seit dem Krieg von 1812 beunruhigt hatte und die zwar angezahlt, aber nie ganz abbezahlt worden war. Die Schuldforderung betraf den Mais und das Futter, die die amerikanischen Truppen im Krieg von 1812 in Maryland oder irgendwo in der Gegend verbraucht hatten. Ich schrieb den Artikel, und er ist in einem meiner Bücher zu finden, wo er »Über den großen Rindfleisch-Kontrakt« heißt. Ich musste den Preis für Mais im Jahre 1812 ermitteln und fand diese Aufgabe recht schwierig. Schließlich ging ich zu A. R. Spofford, der damals Kongressbibliothekar war – Spofford, der Mann mit dem phänomenalen Gedächtnis –, und trug ihm mein Anliegen vor. Er kannte jeden Band in der Bibliothek, dessen Inhalt und Standort. Er sagte gleich: »Ich kenne nur zwei Quellen, die diese Information zu liefern versprechen:
Tooke über Preise
« (er brachte mir das Buch) »und die
New York Evening Post
. Damals veröffentlichten Zeitungen keine Marktberichte, doch um 1809 begann die
New York Evening
Post
auf Bögen von Briefpapiergröße Marktberichte zu drucken und diese in die Zeitung einzulegen.« Er brachte mir einen Ordner mit der
Evening
Post
von 1812. Ich sichtete
Tooke
, und dann begann ich die
Post
zu sichten – und ich war in großer Eile. Ich hatte weniger als eine Stunde zur Verfügung. Aber in der
Post
fand ich eine persönliche Darstellung, die sogleich meine Aufmerksamkeit fesselte. Es war der Brief eines Gentlemans, der die Ankunft der Briten und den Brand des Kapitols miterlebt hatte. Die Angelegenheit war für ihn von herausragendem Interesse, und er wählte seine Worte aus dem Stegreif. Der Brief muss drei Tage später mit heißem und höchstem Interesse in New York gelesen worden sein, wenn auch nicht mit heißerem Interesse als dem, welches mein Blut neunundfünfzig Jahre später aufwallen ließ. Als ich den Bericht ausgelesen hatte, stellte ich fest, dass ich die gesamte Zeit, die mir zur Verfügung stand, darauf verwendet hatte, und mehr.
    16. Januar 1906
    15. Januar, Fortsetzung
    Jener Zwischenfall machte einen nachhaltigen Eindruck auf mich. Ich glaubte auf eine Entdeckung gestoßen zu sein – die bereits angedeutete, die Entdeckung eines großen Unterschieds zwischen dem Interesse an »Nachrichten« und an »Geschichte«; dass Nachrichten Geschichte in ihrer ersten und besten, ihrer lebhaften und faszinierenden Form sind, während Geschichte ihr blasser und stiller Abglanz ist.
    Das erinnert mich daran, dass ich diese beiden Formen bei meinem täglichen Diktat autobiographischer Notizen die ganze Zeit über vermische. Mit dieser Verfahrensweise hoffe ich, mir die Vorzüge beider zu sichern. Nach meinen vielen Experimenten bin ich davon überzeugt, endlich die richtige Art gefunden zu haben, wie man eine Autobiographie spinnt. Vor Jahren fertigte ich provisorische Notizen an, die ich beim Abfassen autobiographischer Kapitel verwenden wollte, doch im Grunde waren diese Notizen so gut wie nichts wert. Wenn ich sie, solange mir ihre Bedeutung noch frisch im Sinn war, umgehend auf der Seite erweiterte, waren sie nützlich; ließ ich sie jedoch mehrere Wochen oder Monate lang ungenutzt, hatten sie ihre Suggestionskraft und ihr Begeisterungspotential für gewöhnlich eingebüßt. Es waren verwelkte Blumen, ihr Duft hatte sich verflüchtigt. Doch an das gegenwärtige Vorhaben glaube ich. Wenn Sie jeden Morgen um elf mit Ihrer stenographischen Pflanze eintreffen, finden Sie mich friedlich und gemütlich rauchend im Bett, unbesorgt darüber, dass ich bald an die Arbeit gehen und anfangen muss, meine Lebensgeschichte zu diktieren. Wenn ich für meine Inspiration auf verblasste Notizen angewiesen wäre, würde ich in Schwierigkeiten geraten und mein Werk schon bald abscheulich werden. Für mein jetziges System dagegen benötige

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