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Meine gute alte Zeit - Teil I

Meine gute alte Zeit - Teil I

Titel: Meine gute alte Zeit - Teil I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Die Häuser haben dort ganz andere Schornsteine als unsere Häuser hier in England.«
    Von seinem Standpunkt aus eine durchaus vernünftige Beobachtung. Es war ein optisches Detail, das ihn wir k lich beeindruckt hatte, das für ihn den Unterschied zw i schen Paris und London ausmachte. Er schlug später eine künstlerische Lau f bahn ein.
    In diesem Zusammenhang eine andere Erinnerung. Als mein Bruder wegen Invalidität aus dem Dienst aussche i den musste und aus Ostafrika nach London zurückkeh r te, brachte er se i nen eingeborenen Diener Shebani mit. Begierig, diesem einf a chen Afrikaner die Herrlichkeiten Londons zu offenbaren, mietete mein Bruder einen W a gen und ließ sich mit Shebani durch die ganze Stadt fa h ren. Er zeigte ihm die Westminster Abbey, den Buckin g ham Palace, die St. Paul’s Cathedral, das Rathaus, den Hyde Park, und so weiter. Als sie wieder daheim waren, fragte er Shebani: »Was hältst du von London?« Sheb a ni rollte die Augen. »Es ist wunderbar, Bwana, eine wunde r bare Stadt. Nie hätte ich gedacht, dass ich so etwas zu sehen bekommen würde.« Mein Bruder nickte befriedigt. »Und was hat dich am meisten beei n druckt?«, fragte er. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Oh, Bwana, das Fleisch in den Geschäften. So wunderbare Geschä f te. Überall hängt das Fleisch in großen Stücken, und niemand stiehlt es! Nein, die Leute gehen ganz ruhig daran vorbei. Wie reich, wie groß muss ein Land sein, dass so viel Fleisch ganz offen in den Läden hängt!«
    Ein Standpunkt. Der Standpunkt eines Kindes. Wir alle h a ben ihn einmal eingenommen, sind aber mittlerweile so weit davon abgekommen, dass es uns schwerfällt, dahin zurückzukehren. Ich erinnere mich, dass ich meinem E n kel Mathew zusah, als er vielleicht zweiei n halb Jahre alt war. Er wusste nicht, dass ich ihn beobachtete. Er stieg sehr vorsic h tig die Treppe herunter. Es war für ihn eine Leistung, die er zum ersten Mal vollbrachte, und er war stolz darauf, aber doch auch ein wenig ängstlich. »Das ist Mathew, der die Treppe hinunte r steigt«, murmelte er. »Das ist Mathew. Mathew steigt die Tre p pe hinunter. Das ist Mathew, der die Treppe hinuntersteigt.«
    Ich frage mich, ob das Leben für uns alle auf diese We i se beginnt, dass wir, sobald wir überhaupt denken kö n nen, sozusagen in der dritten Pe r son von uns denken. Habe ich einmal zu mir gesagt: »Das ist Agatha in ihrem Sonntagskleid, die jetzt ins Speisezimmer hinunte r geht?« Es ist, als ob der Körper, in dem unser Geist herbergt, uns a n fangs fremd wäre. Wir kennen seinen Namen, wir unterhalten eine Verbindung mit ihm, aber wir haben uns noch nicht ganz mit ihm identifiziert. Wir sind Agatha, die spazieren geht, Mathew, der die Treppe hinunte r steigt. Wir sehen uns, aber wir fühlen uns noch nicht so recht. Und eines Tages beginnt der nächste Abschnitt unseres L e bens. Plötzlich heißt es nicht mehr: »Das ist Mathew, der die Treppe hinuntersteigt.« Plötzlich bin ich es, der die Treppe hinuntersteigt. Im Augenblick, da wir das »Ich« erreichen, tun wir den ersten Schritt in die Ric h tung des eigenen, persönl i chen Lebens.

Zweites Kapitel

Spiel und Ernst
     
    1
     
    S olange man nicht den Blick auf seine eigene Ve r gange n heit zurückwendet, wird einem nicht klar, wie ungewöh n lich das Bild ist, das ein Kind sich von der Welt macht. Der Blickwinkel ist völlig verschi e den von dem eines Erwachsenen, die Dinge stehen in keinem Verhältnis z u einander.
    Kinder sind durchaus imstande, alles, was um sie herum vo r geht, auf intelligente Weise zu bewerten. Sie besitzen ein recht gutes Urteilsvermögen, das ihnen gestattet, Ch a raktere und Menschen richtig zu taxi e ren. Aber es scheint ihnen nie in den Sinn zu kommen, sich über das Wie und Warum der Dinge den Kopf zu zerbrechen.
    Ich war etwa fünf Jahre alt, als Vaters finanzielle Lage anfing, ihm So r gen zu machen. Er war der Sohn eines reichen Mannes und hatte es als selbstverständlich b e trachtet, dass er immer über ein sicheres Einkommen verfügen würde. Mein Großv a ter hatte ein kompliziertes System von Stiftungen errichtet, die nach seinem Tode wirksam werden sollten. Ursprünglich gab es vier Tre u händer. Der erste war sehr alt und zog sich von allen G e schäften zurück, der zweite wurde in eine Nervenheila n stalt eingeliefert, und die anderen zwei, Männer in V a ters Alter, starben bald darauf. Ob es bloße Unfähigkeit war oder ob es im Zuge der

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