Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine gute alte Zeit - Teil I

Meine gute alte Zeit - Teil I

Titel: Meine gute alte Zeit - Teil I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Mahlzeiten assistierte, mit der Su p penterr i ne ins Zimmer kam und sie auf die Wärmeplatte auf der Anrichte stellte. Sie hob den D e ckel auf und steckte den großen Suppe n löffel hinein. Dann zog sie ihn voll wieder heraus und tat ein paar kräftige Schlucke. L e wis, das Stubenmädchen, kam herein und sagte: »Ich werde jetzt den Gong anschlagen …«, unterbrach sich dann und rief: »Aber, Louie, was machst du denn da!«
    »Ich stärke mich nur ein wenig«, antwortete Barter mit einem herzl i chen Lachen. »Mm, die Suppe ist nicht schlecht!« und nahm noch einen Schluck.
    »Leg sofort den Löffel zurück und setz den Deckel auf!«, sagte L e wis schockiert. »Also wirklich!«
    Barter lachte ihr kehliges, gutmütiges Lachen, legte den Lö f fel zurück, setzte den Deckel auf und wollte gerade in die Küche ve r schwinden, um die Suppenteller zu holen, als Tony und ich unter dem Tisch hervork a men.
    »Ist die Suppe wirklich gut?«, erkundigte ich mich.
    »Ach du meine Güte! Wie du mich erschreckt hast, Kind!«
    Ich war mäßig überrascht, erwähnte den Zwischenfall aber erst ein paar Jahre später. Mutter unterhielt sich mit Madge über unser früh e res Hausmädchen Barter. »Ich erinnere mich auch an Barter«, mischte ich mich plötzlich in das Gespräch. »Sie hat im Esszimmer die Suppe aus der Terrine gegessen, bevor ihr alle zum Dinner kamt.«
    »Aber warum hast du uns das nicht erzählt?«, staunte Mutter. Ich starrte sie an. Warum hätte ich das denn e r zählen sollen?
    »Nun ja«, antwortete ich, »es schien mir…« Ich nahm alle meine Würde zusammen und erklärte: »Es liegt mir nicht, I n formationen aus der Hand zu geben.«
    Dieser Ausspruch wurde mir noch lange im Scherz vo r geha l ten. »Es liegt Agatha nicht, Informationen aus der Hand zu geben!« Aber das stimmte. Es lag mir nicht. Wenn sie mir nicht relevant oder interessant erschienen, steckte ich alle Informationsschnitzel weg, die mir zug e tragen wurden, heftete sie soz u sagen in einen Ordner in meinem Kopf ein – für die übrigen Mitglieder meiner Familie, die allesamt extravertierte Plaude r taschen waren, eine unverständliche Gepflogenheit. Bei keinem von i h nen konnte man sich darauf verlassen, dass er ein ihm anvertrautes Geheimnis für sich behalten würde. Wenn Madge zu e i nem Ball oder zu einer Party ging, wusste sie nachher eine Unmenge amüsanter Dinge zu berichten. Ich hingegen war in dieser Beziehung vermutlich meinem Vater nachgeraten. Wenn ich gefragt wurde, ob sich e t was Spaßiges oder Interessantes ereignet hatte, antwortete ich spontan: »Nichts.« – »Was hat Mrs Soundso bei der Party getragen?« – »Weiß ich nicht mehr.« – »Wie ich h ö re, hat Mrs S. ihren Salon neu tapezieren lassen. In we l cher Farbe?« – »Hab’ nicht hing e schaut.« – »Oh, Agatha, du bist ein hof f nungsloser Fall, du bemerkst nie etwas!«
    Ich pflegte meine Meinungen und Ansichten für mich zu behalten. Nicht dass ich eine Heimlichtuerin gewesen wäre. Es schien mir nur, dass die meisten Dinge nicht von Belang waren – wozu also lange darüber reden? Zweifellos war ich ein langweiliges Kind mit den be s ten Aussichten, die Sorte von Mensch zu werden, die sich besonders schwer in eine Gesel l schaft einbeziehen lässt.
    Ich habe auf Gesellschaften nie eine gute Figur gemacht und auch nie viel Gefallen an ihnen gefunden. Sicher hat es Kindergesellschaften g e geben, aber wohl kaum so viele wie heute. Ich erinnere mich, dass ich zum Tee Freu n dinnen besuchte und dass Freundinnen zu mir kamen. Daran fand ich Vergnügen und finde es heute noch. Ausstattungspa r tys gab es, glaube ich, in meiner Jugend nur um die Wei h nachtszeit. Ich e r innere mich an eine Art Kostümball und an eine Gesellschaft, bei der es e i nen Zauberkünstler gab.
    Mutter hatte für Partys nichts übrig. Die Kinder, meinte sie, erhitzten sich zu sehr, regten sich übermäßig auf und aßen zu viel; wenn sie dann nachhause kamen, wurde ihnen oft übel. Vermutlich hatte sie Recht. Nach dem Besuch vieler Kinde r partys jeder Größenordnung bin ich zu dem Schluss geko m men, dass mindestens ein Drittel der Kinder sich dabei gar nicht richtig unterhält.
    Bis zu zwanzig Teilnehmern ist eine Party noch übe r blickbar – sind es mehr, wird die Toilettenfrage zum zentralen Problem! Da kommen Kinder, die auf die To i lette gehen wollen, andere, die nicht gerne s a gen, dass sie auf die Toilette gehen wollen, wieder andere, die bis zum letzten A u

Weitere Kostenlose Bücher