Meine himmlische Geliebte
bedeuten hat?" fragte Julianna, nachdem sich die Tür des Kabine wieder geschlossen hatte. Der Kuß wirkte immer noch in ihr nach, und sie wußte nicht, auf wen sie wütender sein sollte: auf den Mann, der sie vor allen Leuten an sich gerissen hatte, oder auf sich selbst, weil sie in seinen Armen schwach geworden war.
"Gedulde dich noch eine Weile, ich habe erst noch etwas zu erledigen", erwiderte er in einem Ton, der keinen Protest zuließ.
Sie reckte ihr Kinn und verschränkte die Arme vor der Brust. Wütend beobachtete sie, wie er gründlich sämtliche Wände und das spärliche Mobiliar nach Sensoren und Abhöreinrichtungen absuchte. Er arbeitete so geschickt und umsichtig, daß er ihr tatsächlich Bewunderung abrang.
Allerdings bezweifelte sie, daß ein Mitglied der Besatzung die Kühnheit besaß, einen Bespitzelungsversuch zu wagen, denn die Kapitäne der Transportschiffe galten als brutale Burschen. Andererseits war Überwachung auf Sarnia nichts Ungewöhnliches, und es konnte gut sein, daß ein Beamter heimlich die Kapitänskabine mit Abhörgeräten und Kameras versehen hatte.
Als Dylan die Halterungen der Halogendeckenleuchten abschraubte, ertappte sie sich dabei, daß sie seine schlanken, wohlgeformten Hände bestaunte. Es waren Hände, wie sie sonst nur Künstler hatten, Musiker vielleicht. Plötzlich dachte sie daran, wie er sie vorhin mit diesen wundervollen Händen gestreichelt und erregt hatte, und schon röteten sich ihre Wangen und in ihrem Bauch schienen Schmetterlinge zu tanzen. Nur mit großer Anstrengung gelang es ihr, diese verwirrenden Gefühle und Gedanken beiseite zu schieben.
"Sieht aus, als wäre altes in Ordnung", bemerkte Dylan schließlich.
"Sie ahnen ja nicht, wie sehr mich das erleichtert."
Er hob eine Braue und musterte Julianna forschend. Sie schaffte es sogar, seinem prüfenden Blick standzuhalten und eisige Distanziertheit auszustrahlen.
Aber Dylan ließ sich nicht täuschen. "Es ist Zeit, daß wir offen miteinander reden", erklärte er besänftigend. "Und das wäre nicht möglich gewesen, wenn man uns abhört." Stirnrunzelnd nahm er die Speisen vom Tablett und schnupperte an ihnen. "Ich habe zwar keine Ahnung, was das ist, aber da ich am Verhungern bin, habe ich keine Wahl."
Wie auf das Stichwort begann Juliannas Magen zu knurren. "Ich habe auch großen Hunger", bekannte sie.
"Gut. Dann essen wir erst und unterhalten uns danach."
Schweigend nahmen sie die Mahlzeit zu sich, doch bei jedem Bissen verzog Dylan das Gesicht. "Himmel, was würde ich jetzt für einen Cheeseburger geben", seufzte er.
.
"Einen Cheeseburger?"
"Das ist gegrilltes Hackfleisch, mit Käse überbacken. Dazu kommen Salat, Tomaten und Zwiebeln und schön viel Senf. Das Ganze steckt zwischen einem großen Sesambrötchen."
"Wir Sarnianer essen kein Fleisch", meinte Julianna nur.
"Mag sein, aber dein Bruder hat sich schnell daran gewöhnt", gab Dylan zurück. "Er war erst zwei Tage auf der Erde und schon süchtig nach Pepperonipizzas." Er lächelte, als er an Starbucks gesunden Appetit dachte.
Unbewußt erwiderte sie sein Lächeln und ging zum vertrauten Du über. "Du kennst meinen Bruder wirklich, stimmt's?"
"Seinetwegen bin ich überhaupt nur hier. Er hat mir aufgetragen, dir und deiner Mutter zu sagen, daß es ihm gutgeht auf der Erde."
"Aber warum ist er nicht selbst gekommen?"
Dylan lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
Julianna errötete, als sie merkte, daß sie voller Bewunderung das Spiel seiner Armmuskeln bei dieser Bewegung betrachtete.
"Wie ich bereits sagte, das ist eine längere Geschichte. Ich werde dir alles genau erzählen, nachdem du mir gesagt hast, wie du in diese furchtbare Situation geraten bist."
Wie gern würde sie Dylan vertrauen, und es schien offensichtlich zu sein, daß er ihren Bruder gut kannte. Doch gerade als sie sich mit diesem Gedanken anfreunden wollte, kam ihr ein entsetzlicher Verdacht.
"Haltet ihr meinen Bruder auf der Erde gefangen?''
Mißbilligend runzelte er die Stirn. "Natürlich nicht. Er wäre auch sicher wieder nach Sarnia zurückgekehrt - zumindest noch einmal - wenn er nicht befürchtet hätte, Charity nie wiederzusehen."
"Charity?" Julianna schaute ihn verständnislos an.
"Charity ist meine Schwester", erklärte Dylan. "Sie hat Starbuck das Leben gerettet, nachdem er in Castle Mountain gelandet war, mitten in einem Schneesturm."
Den Namen des Ortes erkannte sie sofort wieder. Er war auf dem Computermonitor
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