Meine himmlische Geliebte
Prescott nicht der brutale Transportschiffkapitän war, für den sie ihn zunächst gehalten hatte, so war es dennoch nicht ungefährlich, mit einem Fremden über dieses heikle Thema zu reden.
"Es ist ein wenig kompliziert."
"Hat es mit den Dokumenten zu tun, die du gefunden hast und die belegen, daß die Großen Weisen Verbrecher waren?"
Von klein auf hatte man ihr beigebracht, ihre Gedanken und Gefühle nicht zu zeigen, doch in diesem Augenblick gelang es ihr nicht, ihr Entsetzen zu verbergen. "Woher weißt du das?"
"Starbuck hat es mir gesagt. Er meinte auch, daß du da einer brisanten Sache auf der Spur bist." Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu. "Sieht ganz so aus; als hätte er recht."
"Starbuck hat immer recht", erwiderte Julianna und seufzte tief.
Starbucks Schwester und er waren zwar in Gefahr, aber dennoch fiel es ihm schwer, den Blick von ihren vollen Brüsten abzuwenden, die sich überaus reizvoll hoben und senkten, während sie aufseufzte.
"Bei meinen Forschungen über die Vergangenheit unserer Kultur bin ich auf einige Dokumente gestoßen, die die Großen Weisen nachhaltig belasten."
"Starbuck hat mir erzählt, daß eure Familie von den Größen Weisen abstammt", warf Dylan ein.
"Richtig. Und unserer Geschichtsschreibung preist sie dafür, daß sie einem wilden, unzivilisierten Planeten Frieden und Vernunft gebracht haben." Sie runzelte die Stirn, denn sie wußte, daß dies eine infame Lüge war. "Doch das Material, das ich gefunden habe, belegt, daß lange bevor die Großen Weisen nach Sarnia kamen, hier bereits eine friedliche, blühende matriarchale Kultur existierte."
"Auch das hat Starbuck mir gesagt."
"Wirklich?" Ihre Miene spiegelte unverhohlenes Erstaunen.
"Ich habe dir doch erzählt, daß wir enge Freunde sind", erklärte Dylan. "Und vor seinem besten Freund hat man eben keine Geheimnisse."
"Dann weißt du sicher auch, daß in dem Tagebuch steht, daß die Großen Weisen keineswegs in friedlicher Absicht kamen, sondern auf Bitten des Ehemanns der Großen Mutter, der Herrscherin des Planeten. Die Frauen regierten auf dem Planeten Sarnia schon seit einigen Jahrhunderten, und Frieden und Wohlstand sorgten für zufriedene Bewohner, die alle gleiche Rechte besaßen.
Doch damit war es vorbei, als der machthungrige Mann der Großen Mutter in einem blutigen Aufstand die Herrschaft an sich riß. Danach wurden Mitglieder der regierenden Familien brutal umgebracht und ihre Kinder auf den Mond Australiana verbannt, um eine Gegenrevolution im Keim zu ersticken."
"Dieser Mond ist dann zu einem Straflager geworden für die, die sich nicht in die sarnianische Gesellschaft einordnen wollen", ergänzte Dylan. Er hatte Starbucks Schilderung nicht vergessen. "Eine Kolonie für diejenigen Bürger, die sich nicht an die strengen Gesetze halten, die auf Logik und Vernunft basieren und die sich weigern, die unangefochtenen biologische Überlegenheit der Männer anzuerkennen."
Julianna nickte. "Genau."
"Starbuck war sich nicht sicher, ob es dir gelungen ist, die Echtheit des Tagebuchs nachzuweisen", gab Dylan zu bedenken.
"Kurz nach seiner Abreise habe ich den Nachweis erbringen können."
"Wie denn?"
,,Das Tagebuch gehörte der jüngsten Enkelin der Großen Mutter. Sie ist dem Blutbad entkommen, weil die Haushälterin sie in einfache Kleider gesteckt und sie als ihre eigene Tochter ausgegeben hat. Sie wurden dann nach Australiana ins Exil geschickt." Sie erschauerte bei dem Gedanken. "Ich habe eine ähnliche Technik angewandt wie die auf der Erde übliche C 14-Methode zur Altersbestimmung archäologischer Funde. Das Tagebuch wurde in den ersten fünf Jahren der Herrschaft der Großen Weisen und des Mannes der Großen Mutter geschrieben."
"Und was ist mit den Briefen?"
"Die Briefe, die bezeugen, daß der Mann der Großen Mutter mit unseren Vorfahren zusammen einen blutigen Aufstand angezettelt hat, um uneingeschränkt über Sarnia zu herrschen?"
Dylan nickte.
"Die sind ebenfalls authentisch. Das Material, auf dem die Briefe geschrieben wurden, stammt vom Heimatplaneten der Großen Weisen. Jedes Detail ihres Plans ist genau beschrieben."
"Aber warum sollten sie irgendeinem Machthungrigen helfen, einen ganzen Planeten in seine Gewalt zu bringen?" Dylan war es als Wissenschaftler gewohnt, alles genau zu analysieren.
"Dafür gab es zwei Gründe, die aus den Briefen ersichtlich sind. Der erste ist, daß sie über eine neue, verheerende Waffe verfügten, die sie gern testen wollten.
Diese Waffe
Weitere Kostenlose Bücher