Meine himmlische Geliebte
Kapitän, also ist es nur logisch, daß dir auch die entsprechenden Privilegien zukommen.
Ich werde auf dem Boden schlafen."
Ein weiterer Fluch kam über seine Lippen, und Juliannas Sprachkenntnisse reichten nicht aus, um seine Worte hinreichend zu verstehen.
"Du wirst den Teufel tun." Er setzte sich auf den Boden und zog die Stiefel aus.
"Ich schlafe hier unten."
"Aber..."
Streng wies er auf das schmale Bett. "Du schläfst hier oben, verstanden? Das ist ein Befehl des Kapitäns."
Sein Kasernenhofton ließ sie zusammenzucken, und sie hätte nicht übel Lust gehabt, angemessen zu parieren. Doch sie bezähmte sich. "Wenn du dich auf deine Autorität als oberster Befehlshaber dieses Raumschiffs berufst, kann ich mich nicht widersetzen."
Sie brachte ihn noch um den Verstand. Er hatte immer gedacht, seine Schwester wäre die sturste Frau unter der Sonne, aber Julianna konnte es mit Leichtigkeit mit Charity aufnehmen.
Dylan knirschte mit den Zähnen und entschuldigte sich im stillen bei seinen Eltern, die ein Vermögen für seine kieferorthopädische Behandlung ausgegeben hatten. "Schön, dann wäre ja alles geklärt."
Damit legte er die Laserpistole neben sich auf den Boden, knipste das Licht aus und legte sich hin. "Und keine Angst, ich werde nicht vom Vorrecht des Kapitäns Gebrauch machen und mich dir in der Nacht unsittlich nähern."
"Das hätte ich auch nie vermutet. Immerhin bist du Starbucks Freund, und wenn mein Bruder auch nur den geringsten Grund zur Annahme gehabt hätte, du wolltest mir schaden, hätte er dich nie zu mir geschickt. Ich denke, du wirst dich schon zügeln können, falls dich in der Nacht irgendwelche körperlichen Gelüste überkommen sollten."
Sie wartete auf eine Antwort, Widerspruch oder Zustimmung, doch alles, was sie hörte, waren Dylans gleichmäßige Atemzüge.
"Dylan?" flüsterte sie.
Aus seiner Richtung ertönte nur ein tiefes Schnarchen.
Er war zwar bei ihr, doch aller Logik zum Trotz hatte sie sich noch nie so einsam gefühlt.
Sie legte sich auf das schmale Bett, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf den Morgen.
Julianna träumte.
Es war dunkel, und sie war ganz allein, irgendwo mitten in einem sturmgepeitschten Meer. Dir Vater hatte ihr zwar irgendwann einmal das Schwimmen beigebracht, und Starbuck hatte sie daraufhin gleich als Amphibie bezeichnet. Ihre Mutter hatte über den Streit gelacht und sie "kleine Meerjungfrau" genannt.
Doch aus irgendeinem Grund hatte sie in dieser dunklen, stürmischen Nacht vergessen, wie man schwamm. Ihr war, als hätte sie Bleigewichte an den Füßen, sie paddelte mit Armen und Beinen, doch allzubald übermannte sie übermächtige Erschöpfung.
Eisige Wogen brandeten über sie hinweg, tauchten sie immer wieder unter. Am Ufer standen schwarzgekleidete Männer, sie hatten die Arme vor der Brust verschränkt und starrten mit grimmigen Mienen in das blasse rötliche Licht des zunehmenden Mondes.
Sie wölke um Hilfe rufen, schluckte jedoch nur salziges Wasser, und obgleich sie tapfer gegen die Gewalt der Elemente ankämpfte, spürte sie, wie sie tiefer und tiefer in den dunklen Fluten versank.
Doch so schnell gab Julianna nicht auf. Mit letzter Kraft erhob sie den Kopf über die Wogen,, und in dem Moment erkannte sie die Männer, die dort am Ufer standen: es war der Hohe Rat. Sie lachten und weideten sich an ihren Qualen, freuten sich auf ihren Tod.
Sie rief ihnen etwas zu, aber dann spürte sie, daß starke Tentakeln ihre Beine umschlangen und sie unaufhaltsam in die Tiefe zogen.
Von diesen verzweifelten Schreien erwachte Dylan, sprang auf, lief zu Julianna und zog sie in seine Arme.
"Ist ja alles gut." Er küßte sie auf die Wange, auf die Schläfe und aufs Haar,
"Ganz ruhig, ich bin ja bei dir."
Mit der linken Hand tastete er nach der Sensorenplatte, die die Deckenbeleuchtung einschaltete, und wählte gedämpftes Licht.
Juliannas Gesicht war kreidebleich, die Augen schreckensweit geöffnet. Die Nadeln, die ihre Frisur hielten, waren herausgerutscht, und ihr dicker Zopf fiel über ihre Schulter. Dir Gewand klebte an ihrem Körper, und vor Angst klapperte sie mit den Zähnen. Sie blinzelte ein paarmal und versuchte, die Person, die vor ihr stand, zu erkennen. Angestrengt bemühte sie sich, etwas zu sagen, doch ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Julianna zitterte wie Espenlaub.
"Du hast nur schlecht geträumt." Die dunkle, warme Männerstimme war Balsam für ihre überstrapazierten Nerven, und das sanfte Streicheln
Weitere Kostenlose Bücher