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Meine himmlische Geliebte

Meine himmlische Geliebte

Titel: Meine himmlische Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joann Ross
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mehr als einmal zu spüren bekommen, was es hieß, eine Mutter zu haben, die von der Erde stammte.
    Doch sie und ihr Bruder fühlten instinktiv, daß es zwecklos war, ihre menschliche Herkunft zu leugnen.
    "Schluß jetzt", knurrte der Gerichtsdiener, legte Julianna Handschellen an und zerrte sie von ihrer Mutter fort.
    Den angsterfüllten Gesichtsausdruck ihrer Mutter würde sie nie vergessen, das wußte Julianna genau.
    Eine Stunde nach dem Urteilsspruch traf Erothenes Lycurgus bei Julianna ein..
    Aufgrund seiner uneingeschränkten Autorität als Mitglied der herrschenden Klasse schickte er die Wachen fort.
    "Ich habe dich gewarnt." erklärte er. Der sonst so gleichmütige weißhaarige Mann wirkte verbittert, und seine Miene spiegelte Gefühle wider, die er siebenundachtzig Jahre erfolgreich unterdrückt hatte.
    Julianna seufzte. "Ich weiß."
    "Schlimm genug, daß du ständig für die Gleichberechtigung der Frau gekämpft hast. Aber mußtest du unbedingt die Großen Weisen als Heuchler bezeichnen?"
    "Das ist doch wahr", empörte sich Julianna aufgebracht. "Wie konnten sie es wagen, Frieden und Vernunft zu predigen, nach dem Blutbad, das sie angerichtet hatten?"
    "Das ist eine üble Verleumdung!" Als der alte Mann sich unruhig umschaute, wurde Julianna klar, daß man ihr Haus mit Abhöreinrichtungen gespickt hatte.
    "Es ist die Wahrheit", erwiderte sie ruhig. Was konnte ihr schließlich jetzt hoch passieren? "Ich verfüge über Dokumente, die belegen, daß vor der Herrschaft der Großen Weisen eine friedliche matriarchale Gesellschaft auf Sarnia existierte."
    Sie runzelte die Stirn, als sie an die sensationellen Funde dachte, die ihr bei ihren Untersuchungen in die Hände gefallen waren. "Zumindest herrschte so lange Frieden, bis es den Mann der Großen Mutter nach Reichtum und Macht gelüstete."
    "Darf ich dich daran erinnern, daß die Großen Weisen deine eigenen Vorfahren waren?" Der Tonfall ihres ehemaligen Mentors war eine Spur zu scharf für einen echten Sarnianer.
    "Sie waren eiskalte Mörder", konterte Julianna, "die ein Gemetzel unter Unschuldigen angerichtet haben, um die uneingeschränkte Macht zu erhalten."
    "Dafür gibt es keine Beweise", entgegnete er bissig.
    "Oh, doch, die gibt es sehr wohl."
    "Dann zeig sie uns", schlug er vor. Gier blitzte in seinen Augen auf. "Zeig uns, daß deine Behauptungen nicht aus der Luft gegriffen sind."
    Julianna wußte, daß er hergeschickt worden war, um ihr das Beweismaterial abzunehmen und es dann sofort zu vernichten. "Eines Tages wird die Wahrheit ans Licht kommen", beharrte sie ruhig. Bis dahin waren die Briefe und das Tagebuch, die ihre Anschuldigungen stützten, an einem sicheren Ort versteckt.
    Sein Gesicht rötete sich. "Ich bin hergekommen, um dir eine Chance zu bieten, deine Ketzerei zu widerrufen. Sag dem Gericht, daß du alles erlogen hast, Julianna. Laß dich von einem guten Psychiater behandeln, dann bekommst du mildernde Umstände."
    "Es wäre eine Lüge zu behaupten, ich hätte einen Meineid geleistet", erklärte Julianna und straffte würdevoll die Schultern. "Und als echte Sarnianerin ist mir jegliche Lüge zuwider."
    "Keine echte Sarnianerin hätte sich je so verhalten, wie du es getan hast", gab er wütend zurück. "Du wirst für den Rest deines Lebens verbannt werden. Und was deine staatsfeindliche Frauenbewegung betrifft - deren Tage sind gezählt!"
    "Vielleicht - vielleicht aber auch nicht."
    Er zog die weißen Brauen hoch. "Was soll das heißen?"
    "Ich will damit nur sagen, daß es immerhin möglich ist, daß ich nach Sarnia zurückkehre und meine Behauptungen verteidigen kann."
    "Noch keiner hat es geschafft, von Australiana zu fliehen."
    "Nun, vielleicht bin ich ja die erste", erwiderte Julianna kühn. "Falls nicht...
    Aber glaube mir, der Hohe Rat mag mich zum Schweigen bringen, aber die Frauenbewegung wird er nicht unterdrücken können. Sie wird leben, noch lange nachdem meine Asche durch das Universum treibt."
    Lycurgus' Miene verfinsterte sich. "Mögen die Alten Götter Erbarmen mit deiner Seele haben."
    Damit verließ er sie.
    Spät in der Nacht lag sie hellwach auf ihrer Schlaf matte und starrte aus dem Fenster hinaus auf den Mond Australiana, der als strahlendroter Ball am Himmel stand. Auch wenn sie im Gegensatz zu ihrem Bruder nicht Gedanken lesen konnte, hatte sie dennoch das Gefühl, das jammervolle Schluchzen ihrer Mutter zu hören.
    Schließlich zog sie sich die Decke über den Kopf, rollte sich zusammen und wünschte sich, daß

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