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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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versteckt. Das ist der »Weinkeller« der Männer, die
     sich vor ihren Frauen verbergen, um einen Schluck mehr zu trinken als nötig.
    Manchmal aber handelt es sich um Edelmetalle   …
    Wenn man Gold oder Silber findet, ist das natürlich alles andere als lachhaft. Das erzählt man auch nicht herum. Mein Großvater
     hat uns mal von einem Schatz berichtet, der auf der Heide auf einen neuen Besitzer wartet, nur drei Kilometer von uns entfernt.
     Eine Frau, die ein Verbrechen begangen hatte, wurde von den Gendarmen abgeführt. Sie wusste, dass man sie ins Gefängnis stecken
     würde, und so hatte sie ihren Schatz in einen Sack gepackt und trug ihn unter den Röcken mit sich. Der Schatz musste schwer
     sein, denn sie ging sehr langsam. Man erzählt, dass sie an einem bestimmten Punkt auf der Heide die Gendarmen plötzlich bat,
     »austreten« zu dürfen. Die Polizisten ließen sie längere Zeit allein. Und offensichtlich entledigte sie sich dabei ihres Schatzes,
     denn hinterher ging sie leichten Schrittes vor den beiden her.
    Wenn jemand diesen Schatz tatsächlich gefunden haben sollte, so redet er darüber nicht. Ich habe ihn nicht. Jedenfalls sieht
     man in der Gegend immer wieder tiefe Löcher, die mit der Hacke gegraben wurden.
    Als man überall ägyptische Gräber öffnete und dort massenhaft Gold fand, ließ ein Monsieur Duchevreuille in der Gegend von
     Auderville ein Hügelgrab öffnen, das vier im Rechteck angeordnete Steine flankierten. Als es so weit war, versammelten sich
     alle Würden- und Krawattenträger der Gegend. Die Aufregung war groß. Das haben die Alten uns erzählt. Alles hielt den Atem
     an, als man den Tumulus öffnete. Was für Herrlichkeiten würde man darin wohl entdecken? Man stieß erst nach einigen Tagen
     auf die Grabkammer, aber statt Gold fand man nur Asche und versteinerte Knochen.
    Die
horsains
, die uns besuchen, also die »Auswärtigen«, wie wir sie nennen, geraten oft in Verzückung, wenn siedie »Deutschen-Pfähle« finden. Das sind ein paar Pfosten in der Bucht von Écalgrain, auf denen die Deutschen während des Kriegs
     einen Beobachtungsposten errichtet hatten, eine Holzhütte. Da man dort, vor allem Richtung Jobourg, auch behauene Feuersteine
     findet, bilden sich die Leute immer ein, die Pfähle seien eine Art Carnac der Normandie, und wir widersprechen ihnen nicht.
     Wenn sie es so wollen.
    Was man auf unseren Feldern öfter mal findet, sind kleine Pfeilspitzen aus Feuerstein aus der Wikingerzeit. Zumindest nehme
     ich das an. Es heißt, sie sollen das Haus vor Unglück bewahren.
    Und dann haben wir noch die Kuhkratzer. Das sind auch Steine und zwar große Granitblöcke mitten im Feld, an denen die Kühe
     sich die Schwarte reiben können, wenn Fliegen und Bremsen über sie herfallen. Da haben wir schon Tränen gelacht. Es gab Schatzsucher,
     die mit einer Art Bratpfanne zum Graben angerückt sind, um dort das Gold der Kelten zu suchen.
    In einer Nachbargemeinde kam jedes Jahr so ein Typ mit seiner ganzen Schatzsucherausrüstung an. Wir haben über ihn gelacht,
     weil er jeden Sommer da war, und ihn recht respektlos »Schürfpfannengesicht« getauft. Und dann hat er tatsächlich einen Schatz
     ausgegraben, und zwar genau am Fuß eines Kuhkratzers. Der war den ganzen Aufwand wert. Wir waren sprachlos! Seinen Fund hat
     er sogar mit dem Besitzer des Feldes geteilt.
    Mir hingegen ist einmal Folgendes passiert: Ich war auf dem Feld, und aus irgendeinem Grund wurde mein Blick plötzlich von
     einem kleinen Erdklumpen angezogen (mit schönen Steinen für meine Mäuerchen geht mir das genauso). Ich weiß heute noch nicht,
     wieso, aber ich fing an, mit dem Daumen die Erde abzukratzen unddann halte ich auf einmal ein kleines Kreuz mit einem Christus aus Elfenbein in Händen.
    Ich hab’s in die Tasche gesteckt.
    Und dort habe ich es seitdem gelassen. Ich habe meinen Fund als Zeichen genommen und habe das Kreuz in ein Stück Papier gewickelt
     und in eine winzige Dose mit Reklame für Kakaopulver gesteckt. In dieser Dose führe ich auch meine Herztabletten mit – man
     weiß ja nie! – und eine Medaille mit der heiligen Therese, die mir ein junger Mann mal geschenkt hat.
    Hier in unserer Gegend redet man nicht gerne über Geld. In Saint-Germain-des-Vaux wurde im Jahr 1900 eine Frau erstochen,
     die ein hübsches Vermögen hatte. Die Mörder sind durchs Fenster verschwunden. Nach der Tat blieb eine große Blutlache auf
     dem Boden zurück. Den Fleck soll man heute noch sehen.

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