Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
Vom Netzwerk:
Damals wurden verschiedene Personen beschuldigt, deren Nachkommen hatten
     noch lange unter der Schande zu leiden. Sie haben sie gleichsam von Generation zu Generation weitervererbt bekommen. Im Dorf
     wusste man immer, wer das Ganze angezettelt hatte. Der, den man für schuldig hielt, war ein Mann mit einem Zylinder. Man hatte
     ihn an jenem Tag gesehen, wie er sich mit seinem Pferdewagen auf den Wegen ums Haus herumtrieb. Vielleicht hat er da auf die
     von ihm gedungenen Mörder gewartet.
    Da die Schuldigen nie gefasst wurden, hielt sich während meiner Jugend und sogar noch nach dem Krieg bei uns ein Klima des
     Argwohns. In den abgelegenen Weilern ließ man die Kinder nicht gerne draußen spielen, und über Geld redete man schon gar nicht.
     Irgendwie hat diese Geschichte den Geist der Gegend geprägt. Die Alten reden heute noch darüber! Dabei kann der Kerl, der
     den Mord begangen hat, heute niemandem mehr schaden.
    Ich habe auch Verbrechen begangen, Sünden, auf die ich alles andere als stolz bin. In meinen wilden Jahren ging ich noch mit
     dem Karabiner auf die Jagd, einem Gewehr, das ich schwarz gegen irgendetwas eingetauscht hatte. Ich zog so über die Felder,
     als es plötzlich in einer Hecke zu rascheln begann. Die Zweige zitterten, ich hielt den Atem an und: »päng«. Meinen Kopf hättest
     du sehen müssen, als ich begriff, dass der vermeintliche Hase ein großer, brauner Kater war. Einen Moment lang glaubte ich,
     auf ein Gespenst gestoßen zu sein, das mir einen üblen Streich spielte, eines von denen, die in La Hague herumgeistern.
    Kurz darauf traf ich eine alte Frau, die so des Weges kam. Sie hielt mich an, ich konnte ihr nicht gut ausweichen:
    »Ach, die Jagd ist also schon eröffnet. Mein großer Kater ist weg. Ich finde ihn nicht mehr. Hast du ihn zufällig irgendwo
     gesehen, Paul?«
    Und ich stand da mit rotem Gesicht und stotterte:
    »Vielleicht hat er ja eine hübsche Katze getroffen, wer weiß?«
    Die arme Alte   …
    Im Jahr darauf ging ich mit Mirza, unserer treuen Hündin, auf die Heide hinaus. Dieses Mal aber jagte sie nicht wie üblich.
     Sie hatte es auf einen Busch abgesehen und umkreiste ihn aufgeregt springend. Aber natürlich wollte ich nicht wieder eine
     Katze erschießen. Ich würde nicht blind auf den Busch zielen. Und so wartete ich, bis Seine Majestät, der Hase, aus dem Versteck
     kam. Päng, das Tier fällt. Und wieder dasselbe! Ich hatte keinen Hasen erlegt, sondern ein großes, fettes Kaninchen. Später
     erfuhr ich, dass es offensichtlich aus seinem Stall ausgebüxt war. Sein Besitzer war schon seit Jahren stolzdarauf, die größten Stallhasen von La Hague zu züchten. Ich habe mich kaum getraut, es zu Hause zu erzählen, so habe ich mich
     geschämt. Aber das Tier war so groß, das wäre jedem aufgefallen. Nun ja, gegessen haben wir es trotzdem   …
    Ich habe halt auch Sachen gemacht, die einfach nicht besonders nett waren. Und als ein Nachbar mir erzählte, dass er gesehen
     habe, wie eine Frau meine Weste an sich drückte, die ich auf der Einfassung hatte liegen lassen, dachte ich mir: »Also nein,
     das geht doch nicht.«
    Seitdem lasse ich meine Sachen nicht mehr so herumliegen. Die Dame hatte wohl einen Sprung in der Schüssel. Ich bin gewiss
     kein Heiliger. Ich habe im Leben auch Fehler gemacht. Denn ich bin einfach nur Paul, mit all meinen guten und schlechten Seiten.
     Ich halte mich nicht für besser als andere Menschen, eher im Gegenteil.

Großvater Bedel
    Wir hatten früher richtige Wachposten in den Dörfern. In Auderville war das ein alter Mann, der immer auf dem runden Stein
     vor seinem Haus saß. Wenn die Leute von der Sonntagsmesse kamen, erbettelte er sich ein paar Sous:
    »Du hast doch bei der Kollekte gerade ein paar Münzen für jemanden hergegeben, den du gar nicht kennst, da kannst du mir ruhig
     auch was geben, damit ich mir einen Schluck Roten kaufen kann.«
    Ihr könnt die alten Leute hier fragen, die erinnern sich alle noch an den Kerl auf dem Stein. So wie sie sich an meinen Großvater
     erinnern.
    Mein Großvater wusste so allerhand. Schließlich hat sich in La Hague auch einiges zugetragen. Ein paar Dinge kann man ruhig
     erzählen, andere besser nicht.
    In unser Dorf kam immer eine Frau, die Hasenfelle verkaufte. Man hörte sie schon von Weitem mit ihrer lauten Stimme und ihrem
     Wägelchen:
    »Hasenfelle! Hasenfelle!«
    Da rief dann mein Großvater gut gelaunt:
    »Hast du denn keine Hasenpfoten?«
    Es jagte mir einen höllischen

Weitere Kostenlose Bücher