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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
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Vorgarten zehn, in einem anderen Garten gleich Hunderte. Wenn drei davon sich zeigen, dann ist das wie im Kindermärchen, erst ist alles ganz kalt, und wenn die Sonne herauskommt, dann strecken sie sich, öffnen ihre Flügelchen und lächeln. Diese Blümchen im Frühjahr verbreiten das Gefühl der Freude, als ob sie sich selbst freuten und mit ihnen jeder, der sie ansieht - das ist eine Tatsache, der kann auch ich mich als Gärtnerin bis heute nicht entziehen.
    Zu den ersten Vorfrühlingsboten gehört auch der Winterling aus der Familie der Hahnenfußgewächse, knappe zehn Zentimeter hoch mit seinen kleinen gelben Blüten, die nicht nur die Menschen, sondern auch die ersten Hummeln und Bienen erfreuen. Jetzt geht’s los, genau jetzt. Wenn die ersten sich trauen, dann werden die anderen nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Tage werden spürbar länger, es kommt mehr Licht, mehr Sonne, und es werden weitere Blumen folgen. Gemeinsam bringen sie Zuversicht - und eines ist klar: Sie täuschen sich nie. Natürlich kann es sein, dass es noch einmal schneit, aber das stört dann kaum noch, dann schmilzt der letzte neue Schnee schnell wieder um die Pflänzchen herum, es entstehen kleine runde Pools, und da sitzen die Blüten voller Lebenslust, sind morgens noch ein bisschen geschlossen und nachmittags alle aufgeblüht - und lächeln wieder.

    Bald kommen all die anderen aus ihren Zwiebeln, die wir im Herbst in den Boden gebracht und über den Winter längst vergessen hatten. Zwiebeln gehören zu unseren Glücksboten. Vielen fällt es schwer zu glauben, dass aus diesen runzeligen, teilweise hässlichen, schrumpeligen Dingern im Frühjahr so etwas Fröhliches und Fröhlichkeit Verbreitendes herausbrechen wird. Das ist oft schwer zu vermitteln, zumal in einer Jahreszeit wie dem Herbst, in dem noch manches blüht und viele Farben im Beet stehen.
    Das Frühjahrsglück vom Moment der ersten grünen Spitze, die da aus dem Boden kommt, bis zur vollen Blüte und dem Verblühen in den Garten zu holen, setzt voraus, im Herbst in weiser Voraussicht zu kaufen. Dazu braucht es Mut, dazu sollte man planen, dazu braucht es Geduld. Wir können uns zwar wunderbare Farben aussuchen, die auf den Verpackungen abgebildet sind, aber letztlich enthalten die Tüten ein Geheimnis, das wir dann in der Erde verschwinden lassen. Und dabei wissen, dass wir lange warten müssen, bis unsere Mühen und unser Mut belohnt werden. Während wir noch an die Wartezeit denken, vergessen wir allmählich, wo wir welche Farben und welche Sorten hingesteckt haben, wissen bald nicht mehr, wo wir all die Zwiebeln genau untergebracht haben. In den nächsten Wochen liegen die Blätter der Bäume gemütlich an den Stellen, an denen wir unser zukünftiges Glück vergraben haben, und bald sind die Gedanken an diese Pflanzung vollends verschwunden, während wir über den gefrorenen Boden laufen und uns ins Haus in die gemütliche Wärme zurückziehen.

    Wenn sie dann alle vergessen sind, die stummen, unsichtbaren Zeitzeugen, drängen sie auf die ersten positiven Zeichen der Natur hin heraus aus ihrer Überwinterung, wollen aus dem Boden springen, suchen nach Entfaltung. Es ist März, April, da kommen sie in Schüben, die kleinen Krokusse, weiß, dazu das leichte Blau, Lila und Gelb, dann die Hyazinthen und Narzissen, dann die Tulpen, und plötzlich ist der ganze Garten ein blühendes Farbenspektakel, obwohl sonst kaum etwas da ist. Die Bäume haben noch kein Laub, sodass noch viel Licht durch die kahlen Äste dringt. Ein Grund, warum Schattengärten Frühjahrsgärten sind. Wer Schattengartenbereiche hat, der sollte sich bemühen, dort den Winter und den Frühling stattfinden zu lassen.
    Das Schneeglöckchen zum Beispiel ist ja tatsächlich eine Waldpflanze. Im frühen Frühjahr ist der Boden wunderbar vorbereitet, da ist es recht kuschelig unter den alten, schützenden Blättern. So zappeln sich die Schneeglöckchen durch die Blätterschicht und kommen heraus, weil in dieser Jahreszeit das Licht an sie herankommt. Da sind sie dann die Stars, bis gegen Ende April, Anfang Mai die ersten Blätter sich aufdrehen. Das merken die da unten am Boden recht schnell, sie wachsen noch ein bisschen höher, gleichzeitig mit dem wilden Knoblauch, der auch noch etwas von dem Licht abbekommen will und große weiße Felder in den Wäldern bildet, begleitet von der Waldhyazinthe, auch Atlantisches Hasenglöckchen genannt oder noch bekannter unter dem Namen Bluebells - in riesigen

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