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Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Titel: Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fröhlich
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dem Fenster. So weit man blicken konnte, erstreckte sich eine Öde aus schwarzem Lavagestein, gesprenkelt mit Kakteen und vereinzelten Palmen. Von den Kanarischen Inseln kannte ich bislang nur La Gomera, ein grünes und blühendes Paradies. Nach den Reizen Fuerteventuras suchte ich vergeblich.
    Die letzten Kilometer zum Hotel führten an der Küste entlang. Endlich, der Atlantische Ozean. Ruhig lag er da und glitzerte in der Nachmittagssonne. Der Anblick entschädigte mich für die Strapazen der letzten Stunden, meine Laune besserte sich und etwas, das annähernd einem Urlaubsgefühl glich, stellte sich ein.
     
    Der Club Sunshine Paradise an der Costa Calma bestand aus mehreren weißen dreigeschossigen Gebäudereihen, die Appartements und Rezeption beherbergten. Am Empfang wies man uns in die Örtlichkeit ein – Minigolfanlage an einem Ende, Pools und Poolbar nebst Zugang zum Strand am anderen, Restaurant, Wellness- und Fitnessbereich, Showbühne und Vergnügungsmeile im Souterrain.
    Restaurant im Keller, dachte ich, na super, hoffentlich gibt’s da überhaupt Fenster.
    Unsere drei Appartements, alle im Erdgeschoss mit handtuchgroßer Terrasse, lagen direkt am Minigolfplatz. Dort tummelten sich Heerscharen kreischender Kinder, die mit ihren Schlägern wahlweise auf den Boden oder die Köpfe ihrer Kontrahenten eindroschen.
    »Oh, wie schön«, sagte Mutter.
    Alle wollten, dass Artjom und ich das Appartement in der Mitte bezogen, ich weigerte mich.
    »Rechts oder links außen«, beharrte ich stur, ich ließ mich nicht einkesseln. Wir zogen nach rechts, nach einem kurzen Blick in die Zimmer – klein, aber nett eingerichtet, das Bad pieksauber – begann ich, die Koffer auszupacken.
    »Lass das«, Artjom schob mich aus dem Zimmer, »das kannst du später machen. Wir gehen erst mal zum Strand.«
    Wir marschierten los, vorbei an unzähligen handtuchgroßen Terrassen, entdeckten den Abgang zum Souterrain und stießen auf die Pools: ein Becken für Babys, eines, in dem gerade eine Seniorengruppe unter Anleitung Wassergymnastik machte, und ein großes, in dem man tatsächlich ordentliche Bahnen ziehen konnte. Hier waren noch mehr Kinder, die einen Höllenlärm veranstalteten, sich gegenseitig über den Haufen rannten und den Schwimmern mit Anlauf auf den Rücken sprangen. Vielleicht war es am Minigolfplatz gar nicht so schlecht.
    Hinter den Pools führten zwei kleine Treppen zum Strand. Wir ließen uns in den Sand fallen, zogen Schuhe und Socken aus und hielten unsere blassen Hamburger Füße in die Sonne. Ich legte meinen Kopf auf Artjoms Bauch und grunzte wohlig.
    »Hier kann man’s aushalten«, meinte Artjom.
    »Mmmhh …«
    »Das sind bestimmt zwanzig Grad.«
    »Mmmhh …«
    »Was hältst du davon, wenn ich uns an der Poolbar einen Drink besorge?«
    »Mmmhh!«
    Er entschwand eilfertig, ich schloss, einigermaßen mit meinem Schicksal versöhnt, die Augen, ließ meinen Kopf in den Sand sinken und lauschte entspannt dem Rauschen des Wassers. Dann flog mir etwas Nasses ins Gesicht. Ich richtete mich auf und schluckte eine Ladung Steine. Die drei Blagen aus dem Flugzeug standen vor mir und grinsten mich an.
    »Was macht ihr denn hier?«, fragte ich.
    »Ferien«, sagte der Älteste und bohrte schon wieder in der Nase.
    »Hier? In diesem Hotel?«
    Er nickte. Mein Schöpfer meinte es nicht gut mit mir.
    »Und wo ist eure Mutter?«
    Allgemeines Achselzucken.
    »Dürft ihr alleine an den Strand?«
    Allgemeines Nicken.
    »Wie alt bist du?«, fragte ich den Großen.
    Er streckte mir eine seiner klebrigen, verdreckten Hände mit allen Fingern entgegen. »Fünf.«
    »Und deine Brüder?«
    Die Antwort waren drei Finger.
    »Beide?«
    Nicken.
    »Ach, das sind Zwillinge?«
    Augenrollen. Okay, Paula, dachte ich, das war eine blöde Frage. Natürlich sind das Zwillinge, wenn beide drei sind.
    »Wollen wir mal eure Mutter suchen?«
    Allgemeines Kopfschütteln.
    Ich stemmte mich hoch. »Ich such die Mama. Und ihr bleibt hier und rührt euch nicht vom Fleck, klar?«
    Ich kannte mich nicht gut aus mit Kindern, aber dass ein Fünfjähriger mit seinen dreijährigen Geschwistern allein am Meer herumlief, kam mir komisch vor. Ab welchem Alter lernten die Biester eigentlich schwimmen?
    »Hier stehen bleiben!«, schnauzte ich die drei an und ging zur Poolbar. Dort standen Artjom und Marlene, die schon Zeit gefunden hatte, sich in einen Hauch von Strandkleid zu werfen. Sie lachte affektiert, warf ihren Kopf zurück und strich sich dabei durch

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