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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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körperlichen Auseinandersetzungen verwüsteten Nasenflügel – da begriff er, dass ich keiner war, der sich so leicht ergibt. Er schien blass zu werden. Vielleicht sah er schon die uns betreffenden Überschriften in den morgigen Zeitungen vor sich: HORROR IM KRANKENHAUS – PFLEGER VON SCHEINBAR FRIEDFERTIGEM JUNGEN UMGEBRACHT.
    Er hob den Hörer und drückte auf eine Taste. »Der Sohn ist hier«, sagte er, »er möchte etwas erfahren …« Er hörte eine Weile zu. »In Ordnung«, sagte er und legte auf.
    »Und?«, fragte eine Stimme, die nicht mir gehörte. Neben mir waren Vì und die Robbe aus dem Nichts aufgetaucht.
    Der Mann erhob sich. Gut zwei Meter lang, breite Schultern, die ich gar nicht bemerkt hatte. »Es wird noch etwa eine halbe Stunde dauern, dann kommt der Chirurg, Doktor Frescotti, um mit Ihnen zu sprechen.«
    »Also …«, fragte meine Schwester mit hauchdünner Stimme, »… lebt er?«
    »Ja«, bestätigte der Pfleger, »er lebt, aber es lässt sich noch nicht sagen, in welchem Zustand er ist, darum ist es ratsam, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.«
    Ich bekam Lust, ihn zu umarmen. »Danke«, sagte ich. »Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.«
    Er schwieg betroffen.
    Ich ging in den Wartesaal zurück und setzte mich zum hundertsten Mal. Der Chef lebte. Ich hatte es ja gewusst! Dieser Mann war zäh wie Leder. Nichts und niemand würde ihn je vom Angesicht der Erde vertreiben. Bärenstark und stahlharte Eier, das waren wir. Fast verdiente er es, mein Vater zu sein. Ich sah es schon vor mir, wie ich ihn verarschen würde, sobald er sich erholt hatte, indem ich wohlwollend mit ihm umging – im Grunde hatte er das verdient, nach diesem ganzen Theater.
    Er würde in kurzer Zeit wieder auf die Beine kommen, natürlich auch dank meiner verlässlichen Unterstützung als verständnisvoller, großzügiger Sohn. Alles würde wieder so sein wie früher. Nein, besser sogar. Ich würde mein Elternhaus nicht mehr verlassen, ich würde bei den Modernisierungsarbeiten helfen und Meister Mütze bei der Überwachung der beiden Arbeitstiere ersetzen. Ach was, ich brauchte gar keine Hilfe. Die Anweisungen des Chefs würden genügen, er vielleicht im Sessel sitzend, wie er mir voller Stolz zuschaute, während ich in den kommenden Tagen unser Nest kaputtschlug und wiederaufbaute und veränderte. Und auch diese Virginia würde ich allmählich tolerieren, immerhin hatte sie bewiesen, dass sie den Chef mochte.
    Seht mich an, das bin ich, mit geschulterter Spitzhacke, bereit, Wände einzureißen und Beziehungen wiederaufzubauen …
    Draußen spaltete ein Blitz das Schwarz der Wolken. Ein ohrenbetäubender Donner folgte, und der Himmel kotzte Millionen Regentropfen über der Welt aus.
    Er kam aus der Tür wie die Chirurgen im Kino, auf dem Kopf die schweißgetränkte Haube, den Mundschutz noch halb über Nase und Mund. Dampf stieg von seinen sauberen, aber nicht gründlich abgetrockneten Armen auf.
    Seine feuchten Hände schüttelten unsere. Beim Sprechen wandte er sich an Virginia: »Ich bin Doktor Frescotti … Nun, das Lebertrauma hat die inneren Organe in Mitleidenschaft gezogen. Ihr Mann war nicht gerade in der besten körperlichen Verfassung, aber wir haben trotzdem zumindest einen konservativen Eingriff versucht, der in solchen Fällen immer die vorsichtigste Option ist.«
    Er machte eine Pause. Ich hatte keine Zeit für seine Scheißpause, darum drängte ich: »Und weiter?«
    Er sah mich zum ersten Mal an.
    »Der Eingriff darf als gelungen bezeichnet werden«, sagte er endlich. Wir wollten schon in Freudenrufe ausbrechen, da fügte er hinzu: »Aber in den nächsten Stunden können Komplikationen auftreten.«
    Wieder ging ein Eimer voll Eiswasser über mir nieder.
    »Und das bedeutet?«, fragte Virginia.
    Er räusperte sich, seine professionelle Zurückhaltung war dahin. »Da es sich auf jeden Fall um einen Risikopatienten handelt«, sagte er, »und in Anbetracht des vorhergehenden zirrhotischen Befundes, sind wir gezwungen, sollten die Ultraschallbilder im Lauf der nächsten Tage eine rezidive Hämorrhagie zeigen, ein zweites Mal zu operieren, um eine Leberresektion vorzunehmen.«
    »Ich verstehe nichts«, sagte die Robbe.
    Da erklärte Doktor Frescotti ohne Umschweife: »Wenn die Leber des Patienten wieder zu bluten anfangen sollte, sind wir gezwungen, einen Großteil zu entfernen, und bei dieser Prozedur gibt es eine hohe Mortalitätsrate.«
    »Wie hoch?«, konnte Virginia herausbringen.
    Frescotti sah

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