Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims: Roman (German Edition)
Schmetterlingen in meinem Bauch am Schlafen. Und am nächsten Morgen fühlte es sich an, als hätte jeder von denen noch zehn quirlige Kinder gekriegt. Der Direx sagte, die Namen würden in der großen Pause am Schwarzen Brett vor seinem Büro ausgehängt. Ich musste also noch zwei ganze Schulstunden durchstehen. In Englisch sollten wir Gedichte zum Thema Meine großartige Familie schreiben. Mir wollte kein Reim auf Urne einfallen, und außerdem hätte er mir nichts genützt, weil Mrs. Farmer Rose ja für lebendig hielt. In Mathe machten wir Brüche, was ich sonst gut kann, aber die Schmetterlinge waren jetzt in meinem Hirn gelandet und machten meine Gedanken ganz flatterig.
Mrs. Farmer sagte Zieht eure Jacken an, bevor ihr nach draußen geht , und Daniel und Ryan rannten aufs Spielgelände, ohne auf die Namensliste zu schauen. Sie wussten, dass sie in der Mannschaft sein würden, weil sie im letzten Schuljahr die Einzigen aus der Fünften gewesen waren, die man genommen hatte. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich die Liste lesen wollte. Deshalb ging ich in die Bibliothek und zog, ohne hinzuschauen, irgendein Buch aus dem Regal. Dabei schielte ich auf den Zettel am Schwarzen Brett. Elf Namen standen drauf und drei Namen darunter. Als ich auf das Brett zuschlenderte, pfiff ich das erste Lied, das mir gerade in den Kopf kam, und das war Mut zum Fliegen , weil wir das auf der Fahrt nach St. Bees die ganze Zeit gehört hatten.
Die Buchstaben waren so verschnörkelt, dass ich sie nicht richtig lesen konnte. Ich ging noch einen Schritt näher ran. Jetzt konnte ich wenigstens die ersten Buchstaben der Vornamen entziffern. Es gab zwei J. Ich rückte noch weiter vor, die Lippen vorgestülpt, obwohl ich gar nicht mehr pfiff. Ich las den siebten Namen auf der Liste. James.
James. James Mabbot. Aus der Fünften. Ich war nicht mal Ersatzspieler.
Ich rannte raus, die Treppe runter, um die Ecke und stieß mit Sunya zusammen. Das Buch fiel mir aus der Hand und flog auf den Boden. Sie hob es auf und schaute es an. Auf dem Einband stand in schwarzen Großbuchstaben Ich, das Wunder. Von Eiern, Spermien, Geburt und Babys . Sunya kicherte, und ich riss ihr das Buch aus der Hand.
An diesem Abend hockte ich mich aufs Fensterbrett. Roger rollte sich an meinen Füßen ein, und ich las, was für ein Wunder ich war. In dem Buch stand, dass ich vollkommen einzigartig war, weil die Chance, als ich selbst auf die Welt zu kommen, eins zu Millionen gestanden hatte. Wenn diese eine Spermie von Dad nicht genau in diesem einen Moment auf dieses eine Ei von Mum getroffen wäre, dann wäre ich ein anderer geworden. Ich fand nicht, dass das ein Wunder war. Sondern totales Pech.
Du wirst nicht blöd aussehen , sagte Sunya. Ich hockte vorm Umkleideraum und traute mich nicht rein. Du bist doch Spider-Man. Ich wollte ihr eigentlich sagen, dass Spider-Man keinen Sport gemacht hatte. Aber weil Sunya mir helfen wollte, hielt ich den Mund. Und du hast den Zauberring. Ich schaute auf den Klebknetering an meinem Finger und berührte den weißen Stein. Danach ging es mir ein bisschen besser. Du wirst super spielen , sagte Sunya und lächelte mich an. Ich holte tief Luft und schob die Tür auf.
Bevor Daniel drei Tage vom Unterricht ausgeschlossen wurde, war er Mannschaftskapitän gewesen. Jetzt schaute er neidisch zum Direx hinüber, der mit Ryan die Taktik besprach. Ryan hatte die Arme vor der Brust verschränkt und nickte ernsthaft. Der Ball lag vor seinen Füßen, als sei er an seinen Zehen angewachsen. Daniel setzte sich wütend hin und zappelte mit dem rechten Bein. Als er mich sah, schüttelte er den Kopf, so als könne er nicht glauben, dass ich in der Umkleide erlaubt war und dann auch noch in der Mannschaft. Ich beachtete ihn nicht und holte meine Shorts aus dem Sportbeutel.
Auf dem Boden lag ein Haufen Trikots, und ich suchte mir ein langärmliges aus, um mein Spider-Man-Shirt zu verdecken. Der Direx befahl uns, einen Kreis zu bilden. Zwei Jungen legten den Arm um meine Schultern, und ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu lächeln. Der Direx sagte Das ist das wichtigste Spiel der Saison , und alle waren ganz still. Niemand wagte zu atmen, und wir starrten alle auf den Direx. Wenn wir Grasmere heute schlagen, sind wir auf Platz eins der Liga . Ich schaute die anderen Spieler an, und mir wurde ganz flau, weil ich mir so sehr wünschte, dass wir gewinnen würden. Ein paar unserer Topspieler sind ausgefallen. Deshalb müsst ihr
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