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Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims: Roman (German Edition)

Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims: Roman (German Edition)

Titel: Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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noch eine Faust, die auf mein Gesicht zuflog. Meine Augäpfel fühlten sich an, als würden sie mir in den Schädel gedrückt. Ich hob die Hände vors Gesicht, und ein Knie traf mich in den Bauch. Ich fiel zu Boden. Dann wurden mein Bein, mein Ellbogen, meine Rippen von einem Fuß getreten, und ich schmeckte irgendwas Metallisches, das wohl Blut war.
    Ich wälzte mich herum, um meinen Bauch zu schützen, und Daniel drosch mir die Faust auf den Rücken. Dann packte er mich an den Haaren und schüttelte meinen Kopf so heftig hin und her, dass Blut aufs Pflaster spritzte. Er brüllte mir ins Ohr Das hast du jetzt davon. Wegen dir hab ich Stress mit dem Direx . Ich versuchte, etwas zu sagen, aber mein Mund war voller Blut und Galle und irgendwas Hartem, das ein Zahn sein konnte. Du bist ein Arschloch , schrie Daniel. Jeder hasst dich . Da ändert auch ein Siegtor nichts dran. Ich lag einfach nur da, ohne mich zu rühren, bis er sagte Hau ab nach London. Und nimm bloß die Scheißpaki mit . Das machte mich irgendwie total sauer, und ich versuchte aufzustehen, aber mein Körper weigerte sich.
    Dann trat Daniel mir noch auf die Hand, bevor er wegrannte. Ich sah seine Sneakers um die Ecke verschwinden. Meine Knochen schmerzten, und mein Kopf hämmerte, und ich war schrecklich müde. Ich schloss die Augen und versuchte, mich aufs Atmen zu konzentrieren. Irgendwie muss ich dabei eingeschlafen sein. Als ich aufwachte, war es dunkel, die Berge sahen aus wie Schatten, und die Äste der Bäume zeichneten sich schwarz und stachlig vor dem milchigen Mond ab.
    Ich schleppte mich nach Hause. Auf der Zufahrt stand kein Wagen mit Blaulicht, und Mums Wagen war auch nirgendwo zu sehen. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es war, aber ich wusste, dass es schon spät in der Nacht sein musste. Ich fragte mich, ob Dad sich vielleicht Sorgen gemacht und herumtelefoniert hatte.
    Als ich ins Haus ging, rechnete ich damit, dass Jas die Treppe heruntergerannt kam oder Dad schrie Wo zum Teufel hast du gesteckt . Aber es war ganz still im Flur. Unter der Wohnzimmertür war gräuliches Licht zu sehen, und ich humpelte darauf zu. Jeder Schritt tat furchtbar weh. Dad schlief auf dem Sofa. Auf seinem Bauch lag ein aufgeschlagenes Fotoalbum. Das Bild von Rose glitzerte im Licht vom Fernseher. Sie trug ein Blumenkleid, eine Strickjacke und flache Schuhe mit Schnallen. Ich stand lange da und starrte Dad an, und obwohl mir alles wehtat und mein Auge zugeschwollen war, hatte ich mich noch nie unsichtbarer gefühlt. Man braucht dazu gar keine Superkraft.
    Der Ton vom Fernseher war abgestellt, aber ich sah das Werbebild für die größte Talentshow Großbritanniens. Tanzende Kinder mit strahlenden Gesichtern, und die Eltern klatschten im Publikum mit. Und als die Telefonnummer gezeigt wurde und die Worte Wählen Sie diese Nummer, um ein neues Leben zu beginnen über den Bildschirm wirbelten, nahm ich mir einen Stift vom Kaminsims und schrieb mir die Zahlen in meine wunde Hand.

10
    Es stellte sich dann raus, dass ich doch gar nicht so lange auf der Straße gelegen hatte. Es wird jetzt schon so früh dunkel, dass man nicht richtig weiß, wie viel Uhr es ist. Es war erst halb sieben, als ich den Fernseher ausschaltete und mich in mein Zimmer schleppte. Roger sprang vom Fensterbrett und rieb sich an meinen Beinen. Wenigstens er freute sich, dass ich da war. Ich sah plötzlich vor mir, wie Roger mit seiner Pfote den Notruf wählte und mich als vermisst meldete. Da musste ich lächeln, aber das tat auch mörderisch weh.
    Einundzwanzig Minuten nach zehn kam Jas nach Hause. Die Haustür knarrte, und ich wusste, dass Jas sich reinschleichen wollte. Ich verschränkte die Finger. Dann hörte ich etwas trampeln und einen Schrei. Ich zog mir die Decke über den Kopf und summte ganz laut. Dad hörte sich an, als sei er ziemlich betrunken.
    Wo warst du , fragte er Jas immer wieder, und sie sagte Mit einer Freundin unterwegs , was natürlich gelogen war. Aber ich konnte gut verstehen, dass sie nichts von Leo erzählte. Dad will bestimmt nicht, dass Jas einen Freund hat, und schon gar keinen mit grünen Haaren. Warum hast du nicht angerufen , schrie Dad, und ich wusste, was Jas eigentlich sagen wollte. Ich sah die Wörter in ihrem Kopf. Aber sie sagte nur Nächstes Mal ruf ich an , und Dad gab zurück Es gibt kein nächstes Mal . Jetzt schrie Jas WAS , und Dad antwortete Du hast Hausarrest .
    Das war so dumm, dass ich eigentlich lachen musste, aber ich versuchte, mein

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