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Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims: Roman (German Edition)

Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims: Roman (German Edition)

Titel: Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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Mädchen ist und das ihre Lieblingsfarben sind. Und ich kaufte ihr eine Schachtel von ihren Lieblingspralinen, weil sie viel zu dünn ist und was essen muss.
    Wir machten uns Sandwiches mit Huhn und Pommes aus der Mikrowelle und schauten beim Essen den Spider-Man-Film. Ich fand ihn nicht mehr so gut wie an meinem Geburtstag, aber er gefiel mir trotzdem noch, vor allem als Spider-Man den grünen Kobold fertigmacht. Roger fraß ein bisschen was von meinem Sandwich, Jas rührte ihres nicht mal an. Ich lass mir Platz für meine Pralinen , sagte sie, und später aß sie drei davon, was mich freute. Sie schaute immer wieder mit traurigem Gesicht aus dem Fenster, aber wenn ich sie ansah, grinste sie sofort.
    Mum hatte keine Geschenke geschickt, und Dad weiß gar nicht, was für ein Tag heute ist, weil er nur im Bett liegt und trinkt und schnarcht und trinkt und schnarcht. Von ihm haben wir also auch nichts gekriegt. Er schlug nur auf den Boden und brüllte von oben Hört mit dem Krach auf , wenn wir unten ganz laut Weihnachtslieder sangen.
    Um neun klopfte es ans Fenster, und Jas schaute mich an und ich sie, und dann schlichen wir beide hin. Einen Moment lang dachte ich, es könnte Mum sein, und ich war sauer auf mein Herz, weil es schneller schlug, obwohl ich doch wusste, dass es nicht Mum sein konnte. Wir schoben den Vorhang beiseite, und Jas’ Atem kitzelte mich am Ohr. Ich konnte erst nichts erkennen, aber als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich, dass jemand was in den Schnee geschrieben hatte. Ich liebe dich. Jas quietschte, als sei das für sie, und ich war enttäuscht, weil es nicht für mich war.
    Jas schlüpfte in Dads Gummistiefel und schlich nach draußen. Es sah komisch aus, wie sie mit ihren rosa Haaren und ihrem grünen Morgenmantel durch den Schnee tappte. Ich drückte mir die Nase an der Scheibe platt und schaute zu, wie Jas die Karte fand, die Leo in den Garten gelegt hatte. Ihre Augen leuchteten, und ihr Lächeln funkelte, und ihr Herz schien in ihrer Brust aufzugehen wie ein Kuchen in dem rostigen Herd, den wir in der Schule zum Kochen benutzen. Jas küsste die Karte, als sei es das schönste Ding aller Zeiten, und das brachte mich auf eine Idee.
    Ich brauchte zwei Stunden dafür. Mit meinen tollen Buntstiften zeichnete ich ganz viele Schneeflocken und einen Schneemann, der wie ich aussah, und einen Schneemann, der wie Sunya aussah. Dann bestreute ich das Bild mit Glitter. Roger saß neben mir auf dem Boden, während ich zeichnete, und war mir immer im Weg. Deshalb kriegte er Silberglitter auf den Schwanz. Es fiel mir leichter, etwas zu schreiben, als Sunya etwas zu sagen. Deshalb schrieb ich alles in die Karte, was ich ihr schon ganz lange sagen wollte. Danke, dass du meine Freundin bist und Ich mag deine Sommersprosse und Dad ist ein Rüpel, aber ich bin keiner. Bitte trage den Klebknetering . Ich berichtete ihr von der Talentshow, und dass alles gut werden würde, wenn Mum erst wieder bei uns war und sich um Dad kümmerte, und dass wir deshalb nach dem fünften Januar wieder Freunde sein könnten. Ich hatte zwar nicht mehr viel Platz auf der Karte, aber ich lud Sunya noch zu der Talentshow im Manchester Palace Theatre ein und schrieb, dass Jas’ Gesang und meine Tanzschritte ihr bestimmt gefallen würden. Die Karte unterzeichnete ich dann als der einzige Superheld, von dem sie in der Schule keine Post bekommen hatte. Spider-Man.
    Ich musste warten, bis Jas schlief, bevor ich mich rausschleichen konnte. Als ich das erste Mal in ihr Zimmer schaute, flüsterte sie in ihr Handy und sagte Raus, du kleiner Spion . Aber als ich später noch mal nachschaute, schlief sie. Ihre Hand hing vom Bett, ihr Mund stand offen, und ihre rosa Haare kringelten sich auf dem Kissen. Das Windspiel klirrte, als ich die Tür vorsichtig wieder zumachte.
    Es war elf Uhr, als ich meine Gummistiefel anzog. Roger rieb sein oranges Fell an den roten Stiefeln, als wüsste er, dass wir jetzt zu einem Abenteuer aufbrachen. Seine grünen Augen sahen besonders groß aus, als wir zur Tür schlichen. Schsch , machte ich, weil er schnurrte, was sich in dem stillen Haus so laut wie ein Motor anhörte. Die Tür knarrte, als ich sie aufmachte, und der Schnee knirschte unter meinen Füßen, aber niemand bekam etwas mit, und wir tappten die Zufahrt entlang, ohne dass jemand was merkte.
    Ich fühlte mich so verwegen, weil ich am Weihnachtsabend draußen herumlief, dass ich fast auf Polizeiautos mit Sirenen und Blaulicht

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