Meine Schwiegermutter trinkt - Roman
nehme ich Ihnen nicht ab.
Da tun Sie gut daran.
Welche Begegnung hat Ihr Leben verändert?
Die hatte ich ganz vergessen.
Wie bitte?
Nichts, vergessen Sie’s.
Ihr häufigster Traum?
Ich bin in einer früheren Wohnung von mir, mach’s mir bequem, plötzlich fällt mir ein, dass ich sie verkauft habe und mich packt die Angst, dass jeden Moment die neuen Eigentümer aufkreuzen könnten.
Wen würden Sie gern wieder lebendig machen?
Massimo Troisi.
Ihr Lieblingssänger?
Sting.
Welches Lied pfeifen Sie meistens unter der Dusche?
Oh! Susanna.
Ihr ganz persönlicher Kultfilm?
Die Reisen des Mr. Leary.
Ihr Lieblingsschauspieler?
William Hurt.
Ihre Lieblingsschauspielerin?
Emmanuelle Béart.
Wenn Sie ein paar Millionen Euro hätten …
… ginge es mir viel besser.
Ihr Lieblingsessen?
Spaghetti mit Spunzilli und Basilikum.
Spunzilli?
Cherrytomaten.
Ihr Lieblingsgetränk?
Amarone.
Und was ist für Sie ein anspruchsloser Wein?
Also bitte, wenn ich schon über ein paar Millionen Euro verfügen kann, sollte ich dann Tavernello trinken?
Ihre Lieblingsstadt?
New York.
Ihre erste Liebe?
Eine blöde Kuh.
Ihre Lieblingssendung im Fernsehen?
Magazine 3.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Diejenigen, die nur leichte Strafen nach sich ziehen.
Das war jetzt echt Anwalt.
Ich wollte nicht wie ein Moralapostel antworten.
Ihr Lieblingssong?
Verranno a chiederti del nostro amore von Fabrizio De André .
Wenn Sie nicht Anwalt geworden wären …
… wäre ich Rockgitarrist geworden.
Warum, spielen Sie Gitarre?
Nein.
Also was soll das denn?
Könnten Sie bitte aufhören, meine Antworten zu kommentieren?
Ihre Devise?
Wenn du nicht den richtigen Augenblick erwischst, lass dir ruhig Zeit.
Was ist denn das für eine Devise?
Sind wir jetzt bald durch?
Ich habe den Eindruck, Sie haben mir einen Haufen Kokolores erzählt.
Entschuldigen Sie bitte.
Vorzeitige Kapitulation
Als ich auf dem Weg zu Assunta bin, zwingt mich die Vibration des Handys langsamer zu gehen. Ohne stehen zu bleiben, ziehe ich es aus der Jackentasche und rechne schon damit, einem weiteren Journalisten Rede und Antwort stehen zu müssen.
Es ist aber eine SMS .
Ratet, von wem.
Mein Herz fängt ein Speed-Metal-Stück zu hämmern an.
Jetzt bleibe ich doch stehen, lehne mich an den Kofferraum eines Smart, der quer zwischen einem Panda und einem Glascontainer eingefädelt steht, und fächle mir Luft zu.
Eine vorbeigehende Frau mit einem karierten Stoff-Einkaufstrolley beäugt mich mit einer Indiskretion, über die ich gerade noch hinwegsehen könnte, wenn sie nicht so triefend vor Abscheu wäre.
So balle ich aber die Hand zur Faust und schüttle sie ihr entgegen (nach dem Motto: ›Was gibt’s denn da zu glotzen?‹), und prompt zieht sie Leine.
Nee, jetzt mal ganz im Ernst: Ich habe wirklich genug von den Hausfrauen, die durch die Gegend gurken und ihre Mitmenschen nicht nur im Stillen aburteilen, sondern sich mit Gesten und Blicken auch noch das Recht herausnehmen, ihre Opfer damit zu konfrontieren. Bleibt doch gefälligst zu Hause, wenn ihr unsere Gesellschaft so abstoßend findet! Glaubt ihr vielleicht, euereins würde einen schöneren Anblick abgeben?
Vor dem Lesen lasse ich mir noch eine Minute Zeit, verachte mich aber selber für den Schrecken, den mir die Vorstellung einjagt, ich könnte den Inhalt der Nachricht, die gleich auf dem Display erscheinen wird, kennen. Endlich gebe ich mir einen Ruck.
Bin angekommen.
Der Flug war okay.
Ich küsse dich. Ale
›Ah, der Flug war okay‹, denke ich.
Was für eine Nachricht.
Ich kneife die Augen zusammen, öffne sie wieder, lese nochmal:
Bin angekommen.
Der Flug war okay.
Ich küsse dich. Ale
Und nochmal:
Bin angekommen.
Der Flug war okay.
Ich küsse dich. Ale
Der totale Mangel an Pathos ernüchtert mich dermaßen, dass ich unbedingt an Zauberei glauben will: deshalb lese ich die abgeschmackte SMS wieder und wieder, als könnte sie sich am Ende unter meinen Augen in etwas ganz anderes verwandeln, was weiß ich, vielleicht irgendwas in der Richtung:
Wie schön du auf unserem Bett gelegen hast, so traurig, so niedergeschlagen, weil es zwischen uns vielleicht zu Ende geht.
Es war dumm von mir, dir nicht zu sagen, wie sehr ich dich in dem Moment liebte.
Ich hätte dir erklären sollen, dass ich mich in der letzten Zeit aus irgendeinem Grund zwar immer mehr von dir entfernt habe, dass ich aber trotzdem nur eins will: dich.
Verzeih mir und erwarte beruhigt
Weitere Kostenlose Bücher