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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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paar Sekunden – aber zuletzt stellt er mir eine direkte Frage, die mich ehrlich überrascht.
    »Glaubst du, sie ist wegen irgendwas sauer auf dich?«
    »’tschuldige, aber wie meinst du das?«
    »Ich meine, ob du den Eindruck hast, dass es da irgendwas gibt, was sie dir vielleicht nicht verzeihen kann.«
    ›Donnerkeil‹, denke ich.
    »Ich kann dir nicht folgen«, schwindle ich.
    Pause.
    »Bist du ihr treu gewesen, Vince’?«
    »Wie bitte?«
    »Warst du mit einer anderen im Bett?«
    ›Da will es aber einer genau wissen‹, sage ich mir.
    »Ich kann da keinen Zusammenhang erkennen«, antworte ich und fächle mir mit der freien Hand Luft zu.
    »Okay, gehen wir weiter. War es nur mit einer?«
    »Espe, ich bitte dich.«
    »Zwei? Drei? Dreiundzwanzig? Da gibt’s schon einen Unterschied – lass dir das gesagt sein.«
    »Nur eine, ich schwör’s dir.«
    »Das ist der Unterschied: eine ist schlimmer.«
    »Was?«, sage ich. Aber ich verstehe ganz genau, was er meint. Immerhin sehe ich das ja genauso.
    »Läuft diese Geschichte immer noch?«
    »Da gibt es keine Geschichte, Espe.«
    »Wie lange ist das gelaufen? Und erzähl mir jetzt bloß keinen Scheiß!«
    Ich knöpfe mir das Hemd auf.
    »Zwei Monate. Vielleicht drei. Aber insgesamt hab ich sie vielleicht vier oder fünfmal gesehen.«
    »Hmm.«
    »Was soll das denn jetzt wieder heißen?«
    »Und Alessandra weiß nichts davon?«
    »Natürlich nicht!«
    »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, dass sie nichts davon weiß.«
    »Ja. Glaub schon. Also nein. Verdammt, nein. Sie weiß nichts davon.«
    Er zieht sich kurz zurück. Möglicherweise zur Beratung.
    »Jetzt muss ich dich knallhart was fragen. Aber du musst mir spontan antworten.«
    »Himmel, Espe! Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, mich dir anzuvertrauen, also wirklich.«
    »Also, was ist? Kann’s losgehen?«
    Ich hole Luft.
    »Los.«
    »Hast du zufällig irgendeine Dummheit gemacht?«
    »Eine Dummheit?«
    »Ja. Bist du unvorsichtig gewesen? Ist dir irgendwas in der Richtung passiert, dass Alessandra dich zum Beispiel fast erwischt hätte und du dich erst im allerletzten Moment nochmal aus der Affäre ziehen konntest?«
    Mir wird ganz flau, auf einen Schlag wird mir schwarz vor Augen.
    Und plötzlich verspüre ich das dringende Bedürfnis, die Wahrheit loszuwerden. Deshalb geben die Leute im Verhör irgendwann nach und gestehen.
    »Ja. Verdammt. Ja .«
    »Siehst du«, antwortet er zufrieden.
    »Aber es ist doch gut gegangen, Espe, ich schwör’s dir«, rechtfertige ich mich schnell, weshalb ich losrattere wie ein Maschinengewehr, als wollte ich ihm keine Zeit lassen, sein Urteil rechtskräftig werden zu lassen. »Die dumme Gans, ich meine die andere, die hatte mir eine SMS geschickt und nannte mich darin extra Filippo, um mich eifersüchtig zu machen, und am Ende haben wir sogar darüber gelacht, denk dir, Alessandra wollte sie nämlich anrufen, um sie nach diesem Filippo zu fragen und … oh mein Gott.«
    An der Stelle breche ich ab, weil Rechtfertigungen (das merkst du im selben Moment, in dem du sie vorbringst) kurz sein müssen, damit sie überzeugen.
    Espe spürt mein Unbehagen und kommt mir entgegen.
    »Du brauchst mir nichts zu erklären, Vince’. Wenn du sagst, sie hat nichts davon mitgekriegt, dann glaub ich dir das, okay? Nur, wenn eine Frau sich von einem Tag auf den anderen ohne ein klares Motiv abwendet und du hast kein reines Gewissen, dann musst du dich fragen, ob sie nicht vielleicht doch was weiß, von dem du dachtest, sie wüsste es nicht.«
    »Ah, so ist das«, antworte ich verwirrt.
    »Wir müssen uns in die Schuldigen reinversetzen, verstehst du, Vince’?«, geht Espe zur ersten Person Plural über, damit ich endlich begreife, wie nahe er mir steht. »Weil, wenn wir selber schon misstrauisch gegen uns sind – was glaubst du, wie es dann erst ihr geht …«
    »Ich glaube aber wirklich nicht, dass sie was mitbekommen hat.«
    Inzwischen überlege ich schon gar nicht mehr, was ich sage, und es fühlt sich gerade so an, als würde ich mit Espe unter einer Decke stecken und ganz selbstverständlich und grundsätzlich immer etwas im Schilde führen. Dabei werde ich sogar ehrlich (wenigstens ihm gegenüber).
    »Gut, dann bist du im Vorteil«, kommentiert er etwas weniger schroff; als ob ihn meine Antwort überzeugt und folglich beruhigt hätte.
    »Meinst du?«
    »Aber ja doch. Du darfst bloß nicht den Fehler machen, das Thema anzuschneiden oder sie sonstwie auf

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