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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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Sesti Orfeo bei der Stange und seinen Blick von den Monitoren zu halten.
    »Das will aber alles nichts heißen, Herr Ingenieur. Es beweist nicht, dass alles so zugegangen ist, wie Sie es uns gesagt haben. Wir wissen jetzt kein bisschen mehr über den Mord an Ihrem Sohn. Sie wollten einen Prozess simulieren, haben aber nur Ihre Verzweiflung ausgestrahlt. Und Ihre Verzweiflung, machen Sie sich das endlich klar, Herr Ingenieur: Ihre Verzweiflung ist kein Recht. Sie gibt Ihnen keinerlei Befugnis (und genau das sind Rechte: Voraussetzungen für Befugnisse), schon gar nicht die, ein Todesurteil auszusprechen. Sie sind wie ein Mörder, der wahllos in die Menge schießt. Nur dass Sie nicht auf sie losfeuern, sondern der Menge eine Leiche hinwerfen. Und dafür erwarten Sie auch noch Anerkennung? Dass ich nicht lache! Das ist definitiv der mieseste Beitrag, den Sie zur Erinnerung an Ihren Sohn leisten können.«
    Die Lippen von Ingenieur Romolo Sesti Orfeo flattern nervös. Sein Blick verliert sich in der Luft. (Ich möchte wetten, dass es das Bild mit der Leiche war, das ihn so umgehauen hat.)
    Mulder ist wirklich supergeschickt gewesen, den richtigen Moment abzupassen, um loszulegen. Wer weiß, wie weit er inzwischen damit ist. Ich kann es nicht anders sagen – aber ich bin neugierig.
    Ihr habt keine Vorstellung davon, welche Anstrengung es mich kostet, die Augen von den Monitoren fernzuhalten.
    Die einzige Möglichkeit ist, mit meiner Anklage weiterzumachen.
    »Sie können sich sagen, Sie hätten sich und allen etwas demonstriert. Klar, das steht Ihnen frei. Das Dumme an demonstrativen Akten ist nur, dass sie nichts beweisen. Weil sie sich selbst genug sind: Sie beanspruchen ein Recht, das sie sich auf anderem Weg nicht verschaffen können. Sie sind reine Verbissenheit. Und bestenfalls lassen die demonstrativen Akte eine Frage offen.«
    Habt ihr schon mal das Gesicht von einem gesehen, der glaubt, er hätte alles falsch gemacht? Tja, so eins hab ich jetzt vor mir.
    Gern würde ich noch was sagen, um diese erträgliche Erwartung zuzustopfen, aber mir fällt auch nicht das Geringste mehr ein.
    Ingenieur Romolo Sesti Orfeo schüttelt den Kopf, wie um einen Schwindel loszuwerden, dann hebt er die Augen zum Monitor und sieht Mulder, der exakt in dem Moment den Gang in seinem Rücken betritt.
    Er nickt.
    Er hat mein Spiel durchschaut.
    Er schaut mir direkt in die Augen, enttäuscht und bewundernd zugleich (vorausgesetzt, die beiden Empfindungen können gleichzeitig vorhanden sein).
    »Nicht schlecht, Herr Anwalt.«
    Er umklammert den Pistolenknauf.
    Ich mache einen Schritt zurück und stelle mir vor, wie mir der Vorstand der Anwaltskammer auf seiner Versammlung eine schöne Marmortafel widmet mit so einer Aufschrift wie:
    D EM K OLLEGEN M ALINCONICO
    DER AUCH AUSSERHALB DER G ERICHTSSÄLE
    SEINE WÜRDIGE R OBE TRUG
    UND DEN UNSCHÄTZBAREN ZIVILEN W ERT
    DES A NWALTSBERUFS
    MIT SEINEM L EBEN BEZEUGTE .
    ›Leckt mich doch alle‹, denke ich.
    »Werfen Sie die Pistole weg!«, brüllt Mulder jetzt. Er steht keine drei Meter entfernt vor uns.
    Ich stelle fest, dass er die Beine auseinandergespreizt hat und seine Pistole mit beiden Händen festhält. (Wahrscheinlich eine Haltung optimalen Gleichgewichts, um gut zielen zu können. – An was man in manchen Augenblicken nicht alles denkt …)
    Ingenieur Romolo Sesti Orfeo dreht sich um und richtet seinerseits die Pistole auf ihn.
    Jetzt sind wir wirklich in einem Western.
    »Sie haben nichts davon, wenn Sie mich abknallen. Glauben Sie mir, Herr Ingenieur«, rät ihm Mulder mit der Sicherheit des erfahrenen Scharfschützen. Ich weiß nicht, ob das eine einschüchternde Wirkung auf Ingenieur Romolo Sesti Orfeo ausübt, mir jedenfalls verursacht diese Argumentation Paranoia, zumal ich mich in der Schusslinie befinde.
    Ich mache einen Schritt zur Seite, falls es denn was bringt.
    »Ich bin bis an diesen Punkt gekommen. Ich habe nicht vor, jetzt klein beizugeben«, antwortet Ingenieur Romolo Sesti Orfeo.
    Matrix kauert sich unterdessen ganz in sich zusammen und zieht den Kopf ein.
    »Runter mit der Pistole, Herr Ingenieur«, warnt Mulder, als er einen Schritt vorwärts macht. »Ich sage es kein zweites Mal.«
    Ingenieur Romolo Sesti Orfeo stößt einen Seufzer aus und verzieht die Lippen zu einem resignierten Lächeln.
    Erst lässt er die Pistole sinken, dann den Kopf.
    »Gut«, sagt Mulder. »Jetzt gehen Sie auf die Knie und legen sie sie auf den Boden. Schön langsam.«
    Ingenieur Romolo

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