Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
sprechen und wirbelte herum. Mit einem gellenden Schrei schwang ich mein Schwert hoch in die Luft. Mordlust ließ meine Sicht verschwimmen, als mein Angreifer meinen Schwerthieb abwehrte. Ich trat gegen seine Brust, worauf er stöhnend zurückwich. Meine Klinge sauste nieder und schnitt diesmal ins Fleisch, aber als ich erneut ausholen wollte, packte er mein Handgelenk und quetschte es so fest zusammen, dass ich das Schwert vor Schmerzen fallen ließ, ihm jedoch mit der freien Hand einen gewaltigen Kinnhaken verpasste. Stöhnend wankte er zur Seite. Ich ging ihm an die Kehle, aber meine Brust wurde von seinem Handrücken getroffen, und ich bekam keine Luft mehr. Atemlos stürzte ich nach vorn in die Arme meines Angreifers.
»Ellie.«
Mein Herzschlag setzte aus, als meine Knie auf dem Asphalt aufschlugen und ich mit ihm zu Boden ging. Seine Stimme erschütterte meine Seele und weckte mich auf, und seine starken Hände umschlossen meine Schultern und bremsten meinen Sturz. Sein Geruch erfüllte meinen Kopf, und ich klammerte mich an ihn – entsetzt über das, was ich getan hatte, vor allem über das, was ich ihm angetan hatte.
Ich öffnete die Augen und schaute in Wills Gesicht. Bekümmert blickte er zu mir auf, und es schnitt mir ins Herz, als ich die tiefe Wunde sah, die ich seinem Arm zugefügt hatte.
»Ich habe dich verletzt«, sagte ich mit gebrochener Stimme. »Du hast mich da rausgeholt, und ich hab dir wehgetan. «
Wills Gesicht wirkte immer noch gequält. »Ist schon in Ordnung.«
Die Wunde verschwand. Ich ließ die Hand über seine Schulter gleiten, dann über seinen Hals und bis zur Wange. »Es tut mir so leid. Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen.«
»Es spielt keine Rolle. Es ist nun mal passiert. Vergiss es einfach.«
Ich hielt mir die Hände vors Gesicht und hatte wieder Ragnuks letzte Worte im Ohr. »All diese Albträume und Halluzinationen … ich werde zu einem Ungeheuer!«
Will stand auf, und seine Gegenwart umschloss mich. »Du wirst nicht zu einem Ungeheuer.«
»Woher willst du das wissen? Wieso bist du so sicher, dass ich nicht zu einem bösartigen Wesen werde?«
»Weil ich dich kenne«, sagte er, indem er mein Kinn anhob und mir in die Augen schaute. »Ich kenne dich besser, als ich irgendjemand anderen kenne. Nach all den Jahrhunderten und jedem Leben, das du gelebt hast, hast du immer an der festgehalten, die du bist.«
Ich schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Schluchzen. »Ich kann es nicht ertragen, wenn ich mich wie jemand anders fühle. Ich werde so wütend, so gewalttätig, und ich weiß, dass ich nicht so bin. Was ist, wenn ich es nicht mehr kontrollieren kann? Wenn ich dich beim nächsten Mal noch stärker verletze? Ich konnte dich nicht mehr von meinem Feind unterscheiden. Sieh dir doch nur an, was ich getan habe!« Ich deutete auf die Trümmer des Lagerhauses. »Ich bin genauso dämonisch wie die Kreaturen, gegen die ich kämpfe.«
»Du bist nicht dämonisch, und du bist kein Monster«, sagte er mit fester Stimme. »Selbst wenn deine Macht droht die Kontrolle über dich zu erlangen, so ist es ihr doch nie gelungen. Es sind ein paar Sachen passiert, ja, aber du bist immer noch du. Du musst mir vertrauen, Ellie.«
»Aber ich hab solche Angst vor mir und vor dem, wozu ich fähig bin. Und jetzt werde ich meine Seele für immer verlieren. Ich will nicht sterben, und ich will nicht als Nichts enden. «
»Ich werde nicht zulassen, dass das passiert. Ich sorge dafür, dass du überlebst.«
»Ich will nicht überleben, Will. Ich will leben !«, rief ich.
Er erstarrte, betroffen von dem, was ich ihm gerade gesagt hatte.
»Ich will leben«, wiederholte ich. »Ich will ich selbst sein und zur Schule gehen, aufs College, zu Partys, ins Kino, zum Bowling, zu Footballspielen. Ich will mich im Bikini im Schnee wälzen und dann in den heißen Whirlpool springen. Ich will mit meiner Mom Abschlussballkleider aussuchen. Ich will mit Kate eine Rundreise machen. Ich möchte erwachsen werden. Ich möchte heiraten und vielleicht eines Tages ein Baby haben. Ich will mich nicht ständig fragen, was hinter dem nächsten Busch auf mich lauert. Ich will mich nicht verstecken, weil schreckliche Bestien Jagd auf mich machen. Ich will nicht sterben und zurückkehren, ohne mich an dein Gesicht zu erinnern, Will. Ich will nicht wieder eine halbe Ewigkeit verbringen, ohne zu wissen, wer du bist!«
Er zog mich an sich und schlang die Arme um mich. Ich presste das Gesicht an seine
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