Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
rausfinden will, ob ich ihn mag. Das kommt mir falsch vor. Ich will ihn nicht verarschen.«
»Na ja, so gesehen …«
Ich musterte sie argwöhnisch. »Warum setzt du dich plötzlich so für ihn ein? Magst du ihn etwa selbst?«
»Oh Gott, nein. Hat er gefragt, ob du mit ihm gehen willst?«
»So ungefähr. Ich hatte keine Gelegenheit, ihm zu antworten. «
Sie wurde munterer. »Und wenn er dich noch mal fragt?«
Mir sank der Mut. »Ich weiß nicht. Ich muss nein sagen. Mir bleibt keine andere Wahl.«
»Stimmt.«
»Mit Will ist es so seltsam. Ich hab ihn erst vor ein paar Tagen getroffen, aber es fühlt sich an, als würde ich ihn schon ewig kennen. Ich fühle mich so sicher bei ihm. Das ist schön.«
Sie grinste. »Ach, Süße, wir träumen doch alle von einem weißen Ritter. So sind wir nun mal programmiert.«
Diesmal war mein Lächeln echt. »Er ist wirklich wie ein weißer Ritter.«
»Ja, und ein arroganter heißer Typ. Glaubst du, er will mit dir gehen?«
»Keine Ahnung. Im Moment hängen wir einfach so zusammen rum. Also von miteinander gehen kann keine Rede sein. Ich glaube nicht, dass er solche Gefühle für mich hat.«
Kate verdrehte die Augen. »Okay, rumhängen bedeutet für mich in diesem Fall was ganz anderes als das, was du sonst damit meinst. Bitte sag mir nicht, dass du schon mit ihm rumgemacht hast.«
»Nein, nein!«, versicherte ich ihr hastig. »So ist es nicht.«
»Hast du ihn wenigstens schon geküsst?«
»Nein.«
»Möchtest du gern?«
»Keine Ahnung.« Der Gedanke ließ mich erneut erröten.
»Ellie, wenn man einen Jungen kennenlernt, weiß man doch schon nach fünf Sekunden, ob man ihn küssen möchte oder nicht. Willst du nun oder nicht?«
Wollte ich? Die Vorstellung schreckte mich nicht ab, aber ich wusste ja nicht einmal, wie Will für mich empfand. Vor ein paar Minuten waren wir uns nähergekommen, aber kaum hatte er sich mir ein wenig geöffnet, hatte er sich auch schon wieder abgeschottet. Er konnte wirklich charmant sein und dann wieder launisch. Er war mein Beschützer. Meinen Hintern zu retten war wahrscheinlich Routine für ihn. Er hatte mich seit Jahrhunderten beschützt. Was hätte ich darum gegeben, mich an irgendetwas aus dieser Zeit zu erinnern … ich bezweifelte langsam, dass meine Erinnerungen jemals vollständig wiederkehren würden. Es half, an Will zu denken, aber es machte mich auch verrückt. Er machte mich verrückt. Ich wollte ihn einfach verstehen und seine Geheimnisse erfahren. Was war Will? Was war ich ? Meine Wiedergeburt, seine Unsterblichkeit, unsere übermenschlichen Fähigkeiten, die Reaper … Und der Enshi – was mochte es mit all dem auf sich haben? Konnte Will einer der Engel sein, von denen er mir erzählt hatte?
»Ell?« Kate musterte mich prüfend.
»Ich schlaf gleich ein«, seufzte ich.
»Okay.«
Wir kletterten beide in mein Bett und schliefen sofort ein.
VIERZEHN
D as zerbrochene Wohnzimmerfenster wurden mit unansehnlicher Teerpappe verklebt, bis der Glaser die Ersatzscheibe liefern und einbauen würde. Ich konnte es kaum erwarten, die Zerstörung nicht mehr ansehen zu müssen.
Während meines dreiwöchigen Arrests durfte ich das Haus nur verlassen, um zur Schule zu gehen, wo Kate versuchte, das zu Bruch gegangene Fenster nicht zu erwähnen. Landon schien immer noch keine Ahnung zu haben, was genau mit ihm passiert war. Hoffentlich würde er sich niemals daran erinnern, dass ich es war, die ihn zu Boden gestoßen hatte, wenn auch nur, um ihm das Leben zu retten. Falls er sich doch erinnerte, behielt er es für sich, was wohl auch besser so war. Ich konnte ihm nichts erklären. Ich hatte ihm wehgetan und konnte mich nicht einmal dafür entschuldigen. Das machte mich ganz krank.
Trotz meines Hausarrests schlich ich mich nachts zur Hintertür hinaus, damit Will und ich Ausschau nach Reapern halten konnten. Wir trainierten oder jagten jede Nacht, und ich wurde immer besser. Ich lernte, Kopf und Herz zu attackieren und den Reaper schneller zu erledigen, wodurch ich nicht mehr so leicht verletzt wurde. Mit unermüdlicher Geduld arbeitete Will mit mir, und nach und nach kehrte auch mein Erinnerungsvermögen zurück. Es war sehr tröstlich, ihn ständig in meiner Nähe zu wissen, immer mit mir in Verbindung. Ich wusste, dass er die Kraft hatte, mich zu beschützen, war mir jedoch nicht sicher, ob ich die Kraft hatte, mich selbst zu schützen.
Die dunkle neue Welt, in die ich plötzlich eingetaucht war, wurde langsam
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