Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
hinhalten. Vielleicht hat er gar nicht vor, dich zu töten, was ja auch keinen Sinn hätte, da du ja eh wiedergeboren wirst.«
Ich presste die Lippen zusammen. Das klang nicht gut. Wie konnte ich einen von ihnen bezwingen, wo Ragnuk mich in diesem Leben schon zweimal fast getötet hätte und es ihm in einem meiner früheren Leben bereits gelungen war? Was sollte ich tun, wenn ich Ivana und den anderen Vir oder sogar Bastian gegenübertreten musste? Und was war das für ein Spiel, das Bastian mit meinem Leben spielte, indem er einen Mörder auf mich hetzte und ihn dann wieder zurückrief? Wollte er mich ablenken, während er nach diesem Enshi suchte? Würde all dies tatsächlich die Apokalypse heraufbeschwören?
Will schien meine Gedanken zu lesen. Mit einer sanften Bewegung strich er mein feuchtes Haar zurück. »Du kannst es schaffen«, sagte er, und in seiner Stimme schwang Hoffnung mit. »Du bist stärker als sie alle zusammen.«
»Warum drehen sie mich dann ständig durch den Wolf?«, wollte ich wissen.
Er atmete hörbar aus. »Du musst mehr Selbstvertrauen haben. Du musst daran glauben, dass du es schaffst.«
»Zuerst brauche ich Beweise«, sagte ich. »Wie soll ich glauben, dass ich Ragnuk besiegen kann, wenn er mich ständig fertigmacht? « Ich setzte mich auf die Bettkante.
»Darum geht es, wenn man an etwas glaubt. Auf deiner Reise gibt es so viel Zweifel und Kummer, dass du dich an irgendetwas halten musst, wenn du nicht scheitern willst.«
Ich verdrehte die Augen. »Quatsch nicht so weise daher. Du machst mir ein schlechtes Gewissen. Hast du eine Ahnung, von welcher Änderung Ivana gesprochen hat?«
»Höchstwahrscheinlich hat es mit dem Enshi zu tun. Wir müssen unsere Nachforschungen intensivieren. Vielleicht hat Nathaniel mittlerweile was herausgefunden.« Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll, nach Informationen zu suchen.«
»Dann müssen wir uns in der Zwischenzeit wohl darauf konzentrieren, Ragnuk und Bastians Vir zu töten?«, fragte ich und konnte den Zweifel in meiner Stimme nicht unterdrücken.
Er nickte. »Ragnuk macht Jagd auf dich. Wir haben heute Nacht Glück gehabt, dass Ivana ihn abkommandiert hat. Aber ich weiß nicht, was wir im Endeffekt davon haben.«
»Wie meinst du das?« Dann ging mir ein Licht auf. »Oh Gott, glaubst du etwa, sie haben den Enshi schon gefunden?«
»Wir können nur beten, dass es nicht so ist«, erwiderte er. »Aber Bastian hat Ragnuk nicht ohne Grund zurückrufen lassen. Sie wollten dich tot sehen und jetzt nicht mehr. Aber fürs Erste bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten.«
Vergeblich versuchte ich, meine Nerven zu beruhigen. Tatenlos abzuwarten behagte mir ganz und gar nicht. »Und wieso sitzen wir dann hier herum? Während wir uns unterhalten, könnten sie den Enshi längst in der Hand haben!«
»Was willst du machen, Ellie?«, fragte er. »Einfach bei ihnen aufkreuzen? Erstens wissen wir gar nicht, ob sie den Enshi heute Nacht gefunden haben. Es könnte eine Finte gewesen sein. Und zweitens wissen wir nicht, wo sie überhaupt sind. Ich habe keine Ahnung, wohin Bastian sich verziehen würde, wenn er den Enshi in seinen Fängen hätte. Wir haben einfach nicht genug Informationen, um sichergehen zu können.«
»Aber müssen wir bei der ganzen Sache nicht immer auf Risiko spielen?«
Er legte mir die Hand auf die Schulter, und seine grünen Augen sahen ein wenig strahlender aus. »Wir haben es schon oft drauf ankommen lassen und verloren. Was dein Leben betrifft, weigere ich mich, irgendein Risiko einzugehen.«
»Aber ich komme doch zurück …«
»So einfach ist es nicht, Ellie.« Er schloss für einen Moment die Augen. »Es ist nicht wie in einem Videospiel, wo Supermario stirbt und zwei Sekunden später wieder in Aktion tritt. Du stirbst . Und es dauert fast zwei Jahrzehnte, bis du zurück auf dem Spielfeld bist. Diesmal brauchtest du vier Jahrzehnte. Du musst wieder ganz von vorn anfangen. Es ist jedes Mal schwieriger geworden. Zurzeit bist du geschwächt, und Bastian weiß das. Er wird dich fertigmachen wollen, bevor deine Kraft vollständig zurückgekehrt ist. Wenn er versagt, können wir ihn vielleicht leichter daran hindern, den Enshi in seine Gewalt zu bekommen. Dieses Wesen muss in der Lage sein, dich zu vernichten, wenn ihm so viel daran liegt, es aufzuspüren. «
»Also, wenn sie den Enshi erst einmal haben, werden sie sich mit voller Wucht auf mich stürzen?« Wieder hatte er mir Angst
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