Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1

verzweifelt. »Ich bin nicht einer von ihnen . Du darfst mich nicht für böse halten, denn das bin ich nicht.«
    Ich blieb eine Weile stumm, um seine Aussagen auf mich wirken zu lassen. »Du bist ein Reaper.« Meine Aussage schien mir nicht real.
    »Bitte verlier nicht das Vertrauen zu mir, weil ich es dir nicht früher gesagt habe. Du wusstest es seit dem Tag, als du mich kennen gelernt hast, und du weißt es jetzt. Ich bin ein engelhafter Reaper, aber ich bin auch dein Beschützer. Deine Beschützer waren immer engelhafte Reaper.«
    »Dann gehörst du zu den Guten«, sagte ich, verzweifelt bemüht, mich zu beruhigen. »Ist Nathaniel so wie du? Ist er deshalb auch unsterblich?«
    »Ja.«
    Ich nickte und fing an zu begreifen. »Aus diesem Grund hast du also die Fähigkeit, Reaper zu sehen. Bist du deshalb auch so stark?«
    »Ja«, sagte er. »Deswegen habe ich so lange überlebt. Du bist sterblich, Ellie. Mein Körper erträgt größere Schäden als deiner. Wir sind fast unzerstörbar, und dein Körper ist menschlich, zerbrechlicher, aber du hast die Macht des Engelsfeuers, und die haben wir nicht.«
    Ich dachte einen Augenblick darüber nach. Was er sagte, ergab einen Sinn. Mein menschlicher Körper war eine Schwachstelle. Aber was war seine Schwäche? Was konnte ihn töten? »Kann Engelsfeuer dich töten?«
    »Nein. Dämonenfeuer kann mich töten oder Narben hinterlassen, aber der henochische Schutzzauber, den du auf meinen Arm tätowiert hast, schützt mich davor und bindet mich an dich.«
    »Wurdest du je von Dämonenfeuer verletzt, bevor du die Tätowierungen bekommen hast?«
    »Nein, aber ich kenne andere, denen das passiert ist«, sagte er, »und Enthauptung oder ein gut platzierter Stich ins Herz kann mich genauso leicht töten. Ich bin nicht so viel anders als du. Bitte sag nicht, dass du mich hasst. Ich wollte, dass du dich von selbst an all das erinnerst. Du sollst keine Angst vor mir haben. Du hast keinen Grund, mich zu fürchten.«
    »Ich hasse dich nicht und habe auch keine Angst vor dir«, sagte ich tapfer und bemühte mich, den leichten Anflug von Furcht, den seine Enthüllungen in mir ausgelöst hatten, zu ignorieren. »Aber wie kann es sein, dass du andere Reaper vernichtest, wenn du selbst einer bist?«
    »Die dämonischen Reaper töten Menschen, um Luzifers Armee in der Hölle zu vergrößern. Sie treffen Vorbereitungen für den apokalyptischen Krieg, und wir müssen alles tun, um das zu verhindern.«
    »Aber wenn du den Engeln dienst, wieso können die dämonischen Reaper das dann nicht auch tun? Warum können sie nicht gut sein so wie du?«
    Er holte tief Atem. »Ich wurde als engelhafter Reaper geboren, und die Dämonischen werden ebenfalls als das geboren, was sie sind. Die Dämonischen können den Wert menschlichen Lebens nicht verstehen, und demzufolge haben sie keine Achtung davor. Kein Reaper – weder dämonisch noch engelhaft – ist je sterblich gewesen, also haben wir niemals erlebt, wie es ist, wenn man älter und schwächer wird und den Tod als etwas Unvermeidliches statt als bloße Möglichkeit akzeptieren muss. Wir werden im Laufe der Zeit immer stärker. Deswegen bleiben viele von uns für immer kindisch und impulsiv. Bei Wesen, die so machtvoll sind wie Reaper, führt das oft zu Gewalttätigkeit und Grausamkeit. Ich kenne ein paar Engelhafte, die deshalb gefährlich sind, aber man hat uns von Anfang an gelehrt, menschliches Leben zu ehren, weil es verletzlich ist und gleichzeitig so wertvoll. Die Dämonischen kümmert das nicht. Von Geburt an werden sie für Gewalttätigkeit belohnt. Ein Mensch ist für sie nichts weiter als eine Nahrungsquelle und eine weitere Seele, die sie rauben können.«
    »Geht es bei all dem in erster Linie um menschliche Seelen? «
    »Nicht ausschließlich«, sagte er. »Die Dämonischen rauben Seelen für Luzifers Armee. Wenn diese Armee groß genug ist, kommt es zum Zweiten Krieg gegen den Himmel. Zum ›Ende aller Tage‹, wie Ragnuk gesagt hat. Zur Apokalypse. Luzifers Armee hat sich bereits um ein Vielfaches vergrößert. Wenn die Legionen von Hölle und Himmel ein zweites Mal aufeinanderprallen, wird von der Welt und den Menschen nichts mehr übrig bleiben.«
    Stille senkte sich auf uns herab, während ich seine Worte sacken ließ. »Hier geht es um mehr als nur um dich und mich, nicht wahr?«
    Er nickte. »Aber wir stehen an vorderster Front. Du bist unsere größte Hoffnung, um die Katastrophe zu verhindern. Deshalb bist du hier. Um die Welt der