Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
feiern wir, ich schwör’s. Ich komm auch schon eher. Wie wär’s mit ner Runde Lasergame?«
»Okay-tschüss-hab-dich-lieb«, sagte sie in einem Atemzug.
Ich legte auf und warf das Telefon aufs Bett, bevor ich meine Aufmerksamkeit auf Will richtete. »Wieso bist du zurückgekommen? «, fragte ich. »Ich dachte, du hättest eben schon gute Nacht gesagt.«
»Es fällt mir schwer, dich allein zu lassen. Ich wollte sichergehen, dass wirklich alles in Ordnung ist mit dir.«
»Oh. Danke.«
Ich hasste das verlegene Schweigen, das folgte, nachdem sich unser Verhältnis kurz zuvor noch so ungezwungen und richtig angefühlt hatte. Ich suchte nach einem Vorwand, mich zurückzuziehen.
»Ich geh duschen«, sagte ich schließlich. »Willst du solange … hierbleiben?« Es kam mir ein bisschen komisch vor, dass ein Junge in meinem Zimmer herumsaß, während ich unter der Dusche stand. Andererseits gab es nicht viel, was ich zu verbergen hatte. Das Peinlichste war wohl meine Filmesammlung. Andererseits war es ihm wahrscheinlich egal, dass im Regal sämtliche Folgen von Sailor Moon und High School Musical standen. Wenigstens hatte ich auch Gossip-Girl , was das Niveau ein wenig hob.
Er nickte. »Ich werde nicht herumschnüffeln, versprochen. Ich kenne dich seit fünfhundert Jahren, was sollte mich da noch schocken?« Er musste sich das Lachen verkneifen, und ich fragte mich beklommen, was er alles über mich wissen könnte.
So schnell ich konnte, verschwand ich in der Dusche. Als ich fertig war, trocknete ich mich ab. Beim Blick in den Spiegel, gefiel mir mein Gesicht schon wieder etwas besser. Ich konnte meinen Bademantel nicht finden und wickelte mir ein Handtuch um.
»Oh nein«, stöhnte ich. Mein Bademantel hing tatsächlich nicht im Bad, und ich brachte es nicht über mich, wieder in meine blutverschmierten Sachen zu steigen. »Igittigitt«, murmelte ich und trat gegen den Wäschehaufen.
Mir blieb nichts anderes übrig, als mit dem Handtuch in mein Zimmer zu gehen und mir saubere Sachen zu holen. Wie peinlich! Ich wollte nicht quasi nackt vor irgendeinem Jungen herumlaufen, und vor Will schon gar nicht. Zitternd öffnete ich meine Zimmertür einen Spalt.
»Will?«, flüsterte ich vorsichtig.
»Ja?«
»Könntest du dich kurz umdrehen?«
Er zögerte kurz. »Okay.«
Auf Zehenspitzen schlich ich hinein, sorgsam darauf bedacht, mein Handtuch an Ort und Stelle zu halten. Er hatte sich umgedreht und sah zum Fenster.
»Entschuldigung, ich brauche meine Sachen.« Ich trippelte in meinen begehbaren Schrank und schloss die Tür hinter mir. Mit einem lauten Seufzer ließ ich das Handtuch fallen, schlüpfte in Spitzentop und Pyjamahose und trat ins Zimmer.
»Ich wünschte, die Bekanntschaft mit Ivana wär dir noch eine Weile erspart geblieben«, sagte Will, ohne den peinlichen Moment mit dem Handtuch zu erwähnen, wofür ich ihm sehr dankbar war.
»Ja«, sagte ich mit bebender Stimme. »Ich konnte ihre Macht spüren, Will. Sie war so anders als Ragnuk. Seine Energie fühlte sich zornig an, einfach nur brutal und gewalttätig. Aber ihre … Ivanas Macht war dunkel. Sie hat mich Angst spüren lassen. Ich hab mich nicht gefürchtet. Aber es fühlte sich an wie Angst. Ergibt das einen Sinn?«
Seine Lippen wurden schmal. »Du hast schon einmal etwas in dieser Art gesagt.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Du beginnst zu erwachen, als Preliatin, meine ich«, sagte er und zupfte gedankenverloren an seinem zerrissenen Hemd herum. »So wie deine Kraft und deine Erinnerungen nach und nach zurückkehren, erlangst du auch deine Fähigkeiten zurück. Es wird einige Zeit dauern, bis du wieder dein gesamtes Potential ausschöpfen kannst.«
Ich seufzte. »Und ich dachte, Ragnuk wäre das furchterregendste Ungeheuer weit und breit, aber Ivana ist ihm haushoch überlegen.«
»Du wirst noch auf weitere Vir treffen – alles Bastians Schergen«, sagte er ernst. »Einer schlimmer als der andere. Und wie ich Bastian kenne, spart er sich seine grässlichsten bis zum Schluss auf.«
»Na, klasse!«, stöhnte ich. »Dann gehören dieser gruselige Vogel und Ragnuk also zu den schwächeren.«
»Sie sind nicht schwach«, versicherte er mir. »Sie können mit vielen Schandtaten angeben, glaub mir. Ivana könnte Ragnuk mit einem einzigen Schlag niederstrecken. Und sie ist nicht die Schwächste von Bastians Vir. Sie wurde als Botschafterin ausgeschickt, aber nicht, um dich zu töten, was ich nicht verstehe. Ich habe das Gefühl, Bastian will uns
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