Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1

auf ihn nieder. Will sprang hinter eine Statue, und Geirs Faust brach durch ihren Bauch. Marmorsplitter flogen durch die Luft. Will sprang auf die andere Seite der Statue und drosch gnadenlos auf Geir ein. Geir wurde zurückgeschleudert und krümmte sich würgend, während ihm das Blut von den Lippen tropfte. Er schaute auf seine Brust herab, aus der der Speer eines steinernen Ritters ragte. Blut strömte aus der Wunde und tropfte an der Lanze herab. Knurrend und mit den spitzen Haifischzähnen knirschend fixierte er Will mit seinen gelben Glitzeraugen. Er packte die steinerne Lanze und versuchte sich zu befreien.
    »Ellie!«, rief Will und eilte zurück zu mir. »Wir müssen hier weg, sofort ! Ich nehme den Sarkophag.«
    Ich nickte, ließ meine Schwerter verschwinden und stürmte zurück ins Haus. Will blieb mir dicht auf den Fersen. Er bückte sich und hob den Sarkophag zu meinem großen Erstaunen fast mühelos auf und rannte los.
    »Nein!« , kreischte Geir. »Das dürft ihr nicht! Zur Hölle mit euch, nein! «
    Als ich Will folgte, schaute ich mich nach Geir um, der immer noch versuchte, sich zu befreien. Ich sah, wie er die Lanze mit den Fäusten bearbeitete, bis sie in der Mitte durchbrach. Seine dunklen Schwingen schlugen heftig. Er kreischte wie eine gefiederte Ausgeburt der Hölle, und seine Augen glühten vor Zorn. Im schwindenden Licht veränderte sich sein Gesicht. Die Zähne wurden länger und spitzer, die Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich wandte den Blick ab und lief schneller.
    Schließlich erreichten wir den Lieferwagen, und ich riss die hinteren Türen auf, damit Will den Sarkophag hineinschieben konnte. So schnell wir konnten, stiegen wir ein, Will sprang auf den Fahrersitz, startete den Motor, und wir rasten mit quietschenden Reifen davon.
     

EINUNDZWANZIG
     
    D u bist verletzt«, sagte ich und schob seinen zerfetzten Ärmel beiseite, um die tiefen Wunden an seinem Arm zu untersuchen. Obwohl wir den Limbus verlassen hatten, war Wills Laune immer noch grimmig und abweisend.
    Er rückte von mir weg. Mit seiner guten Hand umklammerte er das Lenkrad mit eisernem Griff, während er seinen verwundeten Arm gegen die Brust presste. »Mir geht’s gut. Du machst dir viel zu viele Sorgen um mich.«
    »Was ist mit deiner Schulter?«
    »Mir geht’s gut .«
    »Du wurdest aufgespießt .«
    »Geir war schlimmer dran, als wir da abgehauen sind, und er ist in null Komma nichts wieder auf den Beinen.«
    »Aber du bist nicht Geir.«
    Er sah mich an. Seine Augen hatten wieder ihren normalen Grünton angenommen. »Unsere Kräfte sind sich nicht unähnlich.«
    »Hast du gesehen, was er mit seinen Händen gemacht hat?«, fragte ich und hielt meine eigenen hoch. »Er hat sich praktisch vor unseren Augen transformiert.«
    »Das kommt bei einem Vir nicht gerade selten vor«, erklärte er. »Viele von uns verfügen über gestaltwandlerische Fähigkeiten.«
    »Kannst du etwa auch deine Hände in Klauen verwandeln? «
    »Nein«, erwiderte er.
    »Was kannst du dann?«
    »Ich bin nicht wie er.«
    »Oh.« Ich dachte über seine sonderbaren Augen nach. Die Farbe von Geirs und seinen Augen schien sich mit zunehmender Kraft und Wut zu intensivieren. Sie veränderten nicht direkt ihre Farbe, aber der Ton wurde strahlender, fast glühend. Vielleicht war das ja Wills Fähigkeit. Zumindest verwandelte er sich nicht in ein Monster.
    Ich nickte und starrte nach vorn. »Fahren wir zurück in die Bibliothek?«
    »Aber nein«, sagte er in sorglosem Tonfall. »Bastians Vir erwartet doch nur, dass wir den Sarkophag zu Nathaniel bringen, da ich sonst niemanden wüsste, der in der Lage wäre, die Inschriften zu lesen. Sie werden versuchen ihn aufzuspüren. Bald kriegen sie sicher heraus, dass er in der Bibliothek arbeitet. «
    »Dann ist Nathaniel jetzt nicht dort, oder?«, fragte ich mit bebender Stimme. »Was ist, wenn sie ihn finden? Dann bringen sie ihn um!«
    »Es geht ihm gut«, sagte Will. »Mach dir keine Sorgen. Er ist in der Lagerhalle.«
    »In unserer Lagerhalle?«
    »Ja. Bastian kann noch nichts von dem Ort wissen. Wir lassen den Enshi dort. Zumindest fürs Erste.«
    »Was ist, wenn Geir uns folgt?« Ich hatte eine schreckliche Vision, wie er durch die Wand schoss und uns alle umbrachte.
    »Er wird’s versuchen«, sagte Will furchtlos. »Aber wir haben zu viel Vorsprung. Bis er sich befreit hat, ist die Spur längst kalt. Vir mögen vielleicht stärker sein als andere Reaper, aber dafür können wir nicht so gut Spuren