Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
sich aufzurichten. Sein Brustbein knackte bedenklich, und ich wusste, dass er sich etwas gebrochen hatte. Er presste das Gesicht in meine Schulterbeuge und stöhnte vor Schmerzen.
Eine kräftige Hand packte mir von hinten ins Haar und riss mich zurück. Ich kreischte und wand mich hin und her, aber Geirs Griff war wie ein Schraubstock. Er erhöhte den Druck, sodass ich vor Schmerzen aufschrie.
»Das tat weh, du kleines Flittchen!«, zischte er gegen meine Wange und blies mir seinen stinkenden, heißen Atem ins Gesicht. »Bastian hätte bestimmt nichts dagegen, wenn ich dich ein bisschen verunstalte, bevor ich dich zu ihm bringe. Ich werde dich ein wenig verstümmeln, bevor ich deinem Beschützer das Licht auspuste.«
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Will etwas in unsere Richtung schleuderte, das Geirs Brust durchbohrte. Ein gewaltiger spitzer Holzspieß ragte zwischen seinen Rippen hervor, nur wenige Zentimeter vom Herzen entfernt. Ohne mich loszulassen, riss er sich den Spieß aus der Brust und schleuderte ihn auf Will. Seine Schulter wurde durchbohrt, er taumelte rückwärts. Mein Herzschlag setzte aus, als ich in seiner Schulter etwas brechen hörte.
»Mit bestem Dank zurück, Bruder«, knurrte Geir.
Will schrie vor Schmerzen und riss den Spieß aus seiner Schulter, bevor er das Schwert hob, um weiterzukämpfen. Er drückte den verwundeten Arm gegen die Brust, während Knochen und Gewebe verheilten.
»Wag es bloß nicht«, sagte Geir warnend und presste eine Krallenspitze gegen meinen Hals. »Du willst doch nicht, dass dieses kleine Mädchen hier stirbt.«
Ich versuchte mich loszureißen, aber sich gegen den Griff des Reapers zu wehren war wie ein Ringkampf mit einem Felsklotz. Er drückte seine Kralle tiefer, und als die Haut durchstochen wurde, schnappte ich nach Luft. Ich sah das Blut aus Wills Gesicht weichen und erkannte, dass Geir mich töten würde.
Ich kniff die Augen fest zusammen und versuchte, meine Energie zu bündeln, indem ich mir ins Gedächtnis rief, was Will mir gesagt hatte: »Hör niemals auf zu kämpfen.«
Mit einem Schrei ließ ich meine Kraft explodieren und richtete sie mit voller Wucht gegen Geir. Der Angriff kam so überraschend, dass er zurückgeschleudert wurde. Sofort holte ich aus und verpasste ihm einen gewaltigen Hieb ins Gesicht. Er schlug hart auf dem Boden auf und blieb auf dem Rücken liegen. Seine Flügel waren bebend vor Schmerzen zusammengesackt.
»Du kleines Luder!«, brüllte er und hielt sich die Hände vors Gesicht.
Ich schnappte mir eins der am Boden liegenden Schwerter in der Absicht, es ihm ins Herz zu rammen, aber er rollte zur Seite und sprang auf. Geschickt wich er jedem meiner Hiebe aus, doch dann begann irgendetwas in meinem Inneren zu toben, ein wirbelnder Strudel aus Zorn und Besessenheit. Während ich den Reaper weiter bekämpfte, spürte ich, wie mir mehr und mehr die Kontrolle entglitt. Etwas Dunkles pochte in meinem Schädel und nahm mir die Luft zum Atmen. Die Welt um mich herum wurde schwarz, bis ich nur noch Geirs grässliche Fratze wahrnahm. Ich schwang zwar unablässig mein Schwert, konnte jedoch keinen klaren Gedanken mehr fassen. Am liebsten hätte ich mein Schwert zu Boden geschleudert und seine Kehle mit bloßen Händen gewürgt.
Wie ein Blitz sauste Will plötzlich zwischen uns nieder, schob mich beiseite und attackierte Geirs Gesicht mit den Fäusten. Geir fauchte und spuckte vor Zorn.
»Lauf, Ellie!«, schrie Will. »Mach, dass du hier rauskommst! «
Der Klang seiner Stimme brachte mich wieder zur Besinnung. Ich blinzelte, und der Rest der Welt kam mir wieder ins Bewusstsein, doch Will versperrte mir den Blick auf den Reaper. »Ich kann ihn schlagen!«, schrie ich. »Lass es mich versuchen! «
Mit eisernem Griff hielt er mich zurück. »Du verlierst dich. Wenn ich dich weiter gegen ihn kämpfen lasse, geht es übel aus. Jetzt lauf!«
»Und du?«, schrie ich. »Ich lass dich hier nicht allein zurück! «
»Du bist das Einzige, das für mich zählt«, sagte er. »Du musst überleben!«
Ich konnte mich nicht vom Fleck rühren, selbst wenn ich es gewollt hätte. Mein Pulsschlag dröhnte wie ein Horde Buschtrommeln in meinem Kopf und übertönte Wills Bitten. Ich brachte es nicht fertig, mich umzudrehen und wegzulaufen. Nicht wenn er verwundet war. Ich konnte ihn nicht im Stich lassen.
Geir stand auf, verschwand für einen Augenblick, nur um kurz darauf in der Luft über Will wieder aufzutauchen. Mit schwingenden Fäusten stieß er
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