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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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traumatischen Vorkommnisse für mich nicht mehr abrufbar.“
    „Ein Schutzmechanismus?“ Geistesabwesend beißt Ute in eines der Tomatenbrote. „Eigentlich paradox. Das muss grauenvoll für dich sein.“
    „Das kannst du laut sagen.“
    „Und deine Familie? Leander?“
    „Wir haben so gut wie gar nicht miteinander geredet. Ehrlich gesagt, habe ich in letzter Zeit mit niemandem richtig geredet. Außer mit Lisa.“ Ich zucke hilflos mit den Schultern. „Ich kenne ja niemanden.“
    „Ach, komm her, du bedauernswertes Ding!“ Wieder nimmt Ute mich in die Arme. Sie riecht nach geröstetem Weißbrot, Tomaten, Knoblauch und Olivenöl. „Ab jetzt kannst du ja zu mir kommen!“
    Dankbar sehe ich sie an. „Ja. Das kann ich.“ Ich habe mich schon sehr lange nicht mehr so wohlgefühlt. Außerhalb meines Schrankes, meine ich. Es tut gut zu handeln und nicht alles allein mit sich auszumachen. Das sollte ich künftig beibehalten!
    Ich trinke einen weiteren Schluck und nehme mir noch ein Stück Bruschetta.
    „ Hast du es schon gehört ?“, mampft Ute neben mir. „Leander wohnt neuerdings bei Isi und Werner. Wenigstens, bis er eine passende Wohnung gefunden hat. Das hat er mir gestern am Telefon erzählt.“
    Ich verschlucke mich. Es dauert ziemlich lange, ehe ich wieder einigermaßen Luft bekomme. „Was bedeutet das?“
    „Dass er bei dieser Claudia ausgezogen ist. Nicht mehr.“
    „Aber auch nicht weniger!“ Ich schlüpfe aus meinen Sandalen und sitze mit angezogenen Beinen auf der Couch.
    „Nicht weniger?“, wiederholt sie und mustert mich erstaunt.
    Ich schaue wie elektrisiert zurück.
    „Meine Güte“, flüstert Ute. „Du willst ihn zurückhaben, oder?“
    Ich nicke.
    Ute verteilt den Rest aus der Flasche auf unsere Gläser und zieht dann ihre ebenfalls nackten Füße aufs Sofa.
    „Das kapier ich nicht, Sina-Mareen.“
    „Nenn mich nicht so. Bitte. Ich bin Sina, einfach nur Sina!“
    „Aha.“ Sie wartet ab. Als ich keine Anstalten mache, irgendwas zu erklären, wiederholt sie: „Das kapier ich nicht. Du wolltest dich scheiden lassen.“
    Ich bleibe stumm.
    „Du hast jemand anderen. Diesen Maler.“
    „Was weißt du eigentlich über ihn?“
    „Na ja. Nur das, was du mir von ihm erzählt hast.“ Sie setzt mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. „Engel!“
    Es überrieselt mich eiskalt. „Mein Gott!“ Ich schlage die Hände vor das Gesicht und verberge es eine Zeitlang. „Bin ich blöd! Warum habe ich nicht eher daran gedacht?“
    „Woran?“
„Dich, meine beste Freundin, zu fragen, wer er ist!“ Jetzt nehme ich die Hände fort und schaue sie an. „Damit ich dieses Verhältnis endgültig beenden und ihm klarmachen kann, dass er mich in Ruhe lasse soll.“
    „Du willst dich von ihm trennen? Wegen Leander?“
    „Ja.“
    „Das ist schon irgendwie abstrus.“ Sie mustert mich nachdenklich. „Ich habe keine Ahnung, wer er ist. Du hast mir lediglich einmal dieses Bild gezeigt, das er von dir gemalt hat, und gesagt, dass er dich an Leander erinnert und dich Engel nennt.“
    Sie steht auf, verschwindet und schwenkt eine weitere Flasche, als sie zurückkommt. „Sekt. Tut mir leid – Prosecco habe ich nicht mehr. Aber der tut’s auch.“ Sie schenkt uns ein und setzt sich wieder gemütlich neben mich.
    „Ehrlich gesagt, ich habe mich gefragt, was zwischen dir und Leander eigentlich vorgefallen ist. Du hast dich nie darüber ausgelassen. Also erzähl mir, was du weißt.“
    Da das Eis zwischen uns endgültig gebrochen ist, tue ich genau das: Ich erzähle von dem Augenblick an, als ich nach dem Ertrinkungsunfall im Krankenhaus erwachte, über den Albtraum, niemanden zu kennen. Von der Angst vor der unbekannten Stimme, von der ich glaube, dass sie drohte, mich umzubringen – mir dessen aber nicht sicher bin.
    Und, dass ich mich in meinen eigenen Mann verliebt habe.
    Die vielen Stunden im Schrank, die Entdeckung, dass unsere Ehe kaputt ist, er eine andere Frau hat und ich schwanger gewesen war. Dass ich unser Kind verloren und ihn deswegen belogen habe. Dass H. H. mich nicht in Ruhe lässt, obwohl er weiß, dass es für mich vorbei ist, und er Rainer Maria tötete, um mich zu verletzen. Nicht nur an dieser Stelle stöhnt Ute auf, nicht nur hier werden ihre Augen feucht.
    Ich brauche beinahe zwei Stunden, um ihr alles annähernd zu schildern.
    „Was für ein Chaos!“, bricht es am Ende aus ihr hervor. „ Aber d u solltest nicht warten, bis Leander zu dir kommt. Das wird er bestimmt

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