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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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macht gutgelaunt eine wegwerfende Geste.
    „Wo sind die Blumen?“, fragt Lisa statt einer Begrüßung.
    „Welche Blumen?“
    „Welche Blumen?“, äfft sie mich nach. „Die Gartenrosen für Mutter, selbstverständlich!“
    „Äh“, mache ich. „Ich denke, ich habe sie vergessen, Lisa. Vergessen . Verstehst du?“
    Für eine Sekunde starrt sie mich an. Dann platzt sie los und lacht. „Oh, ja natürlich!“ Sie schlägt mit der Hand auf das Lenkrad. „Klar. Also, die Sache ist die: Mutter erwartet ein Mitbringsel. Ein persönliches, versteht sich, nicht irgendeines. Von mir bekommt sie selbst eingekochte Marmelade. Die Erdbeeren hierfür habe ich eigenhändig auf dem Feld von Bauer Bechtel gepflückt. Das wenigstens denkt Mutter. In Wahrheit kaufe ich die Marmelade in Bechtels Hofladen und entferne lediglich die Etiketten von den Einmachgläsern.“
    „Warum, in aller Welt, tust du das?“, frage ich fassungslos.
    „Es ist eine saublöde Geschichte. Vor vier Jahren hatte ich glatt den Muttertag verschwitzt und Mutter ist, was solche Dinge anbelangt, sehr empfindlich. Bis auf die Blumengeschäfte hatten alle Läden geschlossen. Da kam mir die Idee mit dem Hofladen. Ich kaufte ein paar Gläser Marmelade, und um das Geschenk aufzuwerten, erzählte ich Mutter, ich hätte sie für sie gekocht. Nun, in diesem Jahr ist unser Muttertagsbesuch längst überfällig, weil wir nicht zu ihr gefahren sind. Du wegen deines Unfalls, ich, weil ich in Washington war, und später ist Mutter zur Kur gefahren. Glaub mir, Sina, sie erwartet diese Marmelade.“
    „Was ist mit den Blumen?“
    „Die auch! Rosen. Aus deinem Garten. Bunt und eigenhändig geschnitten. Nicht zu viele aufgeblühte, aber auch nicht zu viele Knospen. Gelbe mag Mutter nicht. Rote, rosafarbene, Lachstöne und ein paar weiße dazwischen. Ich weiß, wo die Rosenschere liegt. Komm mit .“
    Mit zerkratzen Händen, verschwitzt, aber mit einem herrlichen Rosenstrauß, den ich für die lange Autofahrt in feuchtes Zeitungspapier geschlagen habe, brechen wir mit einer halben Stunde Verspätung auf.
    „Wir kommen zu spät zum Mittagessen.“ Lisa schneidet eine Fratze. „Das kann ja heiter werden ! “
     
    Landstraße.
    Meine Schwester hat sich entschieden, einen eben im Verkehrsbericht gemeldeten Stau zu meiden, indem sie über Land fährt. Wir kommen durch einen Ort, dessen Einwohnerzahl sich schätzungsweise auf drei- bis vierhundert belaufen dürfte. Eine Bauernschaft, die mir seltsam vertraut erscheint.
    Es ist ein Dorf wie aus einem alten Bilderbuch. Ein Kirchlein und urige Fachwerkhäuser, um einen blühenden Anger gruppiert. Ein paar braune Hennen picken auf den Wegen nach Futter. Eine alte Frau, die einen Korb nach Hause trägt, ein Polizist, der seinen Dienst auf dem Fahrrad erledigt. Die einzige Gastwirtschaft heißt „Zum Krug“, und das teilweise eingesunkene Holzdach eines Bildstocks verbuche ich unter Romantik des Verfalls. Aber es ist der Dorfladen, den ich wiedererkenne und bei dessen Anblick ich schreie: „Halt an, halt sofort an!“
    Lisa tritt auf die Bremsen. Die Reifen quietschen und qualmen ein wenig. Es stinkt nach verbranntem Gummi.
    „Sag mal, bist du jetzt völlig durchgedreht oder was, Sina?“
    Die Alte mit dem Korb bleibt auf dem Gehweg stehen, beäugt uns misstrauisch und zuckelt langsam weiter.
    „Jede Wette, dass sie aus dem Laden da drüben kommt“, sage ich.
    „Na und?“
    Ich öffne die Autotür und steige aus. Lisa fährt an den Straßenrand. Sie folgt mir zu dem Geschäft. Es ist ein Dorfladen mit einem bescheidenen Schaufenster, in dem verschiedene Würste und ein Schinken an schmiedeeisernen Haken hängen. Holzkistchen mit Obst und Gemüse stehen in der Auslage und eine Pyramide aus altmodisch anmutenden Honiggläsern, die in der hiesigen Imkerei abgefüllt wurden. Das steht auf einem handgeschriebenen Schild daneben.
    „Sina, was ist los?“
    „Ich weiß, warum du diesen Weg genommen hast.“
    „Ja. Ich auch. Wegen des Staus auf der Autobahn.“
    „Von wegen! Du hast gehofft, dass ich mich erinnere, wenn wir durch das Dorf fahren.“ Ich deute hektisch auf das Schaufenster. „Hier, in diesem Laden, waren wir einkaufen. Du und ich! Wahrscheinlich haben wir irgendwo in der Nähe Ferien gemacht. Ja, genau! Auf einem Bauernhof! Da waren noch mehr Kinder. Drei Jungen, glaube ich. Und noch ein Mädchen. Britta hieß die!“
    „Sina ...“, setzt Lisa entgeistert an.
    „Britta!“, fahre ich unbeirrt fort. „Du

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