Meine Spur löscht der Fluß
ausdrücklich, daß er der wohlerzogenste Mann sei, den sie kenne, einige Professoren der Universität mit eingeschlossen.«
»Ich plansche nie so«, sagte Gifford schmollend wie ein kleiner Junge.
»Aber du singst, Liebling. Und du hinterläßt mir trotzdem eine Überschwemmung. Jedesmal.« Sie ging wieder in die Küche zurück, und ihr Mann folgte ihr maulend.
»Ich mache dieses Bad nicht sauber«, raunzte er.
»Als ob du je das Bad saubergemacht hättest, sogar die Wanne muß ich nach dir putzen.«
»Ich bin noch zu kurz verheiratet, um zu wissen, wie man alles richtig macht.«
»Andere Dinge hast du aber viel schneller begriffen«, sagte sie und warf ihm einen Blick zu, daß er errötete. Damit sie es nicht merkte, steckte er den Kopf zur Tür hinaus.
»Psst«, machte er dann.
»Was ist, Liebling?«
»Es ist so furchtbar still im Bad. Ob er ertrunken ist?«
»Als Robbe?« Delila wusch den Salat zwei-, dreimal, und aus dem Bad kam noch immer kein Ton.
»Zwei Minuten warte ich noch«, sagte Gifford, »dann verständige ich den Seenotdienst.«
Gifford mußte nicht mehr so lange warten. Vor Ablauf der Frist wurde die Badezimmertür von innen auf gesperrt, und ein strahlender Ishi erschien korrekt gekleidet im Flur.
»Bring ihn schnell ins Eßzimmer«, flüsterte Delila, »damit ich das Bad in Ordnung bringen kann.«
Kaum war Edward mit Ishi im Eßzimmer, fragte er: »Nun, wie war euer Tag im Sutro Forest?«
Ishi fand keine Zeit zu antworten. Delila erschien und sagte: »Es war ein wunderbarer Tag, nicht wahr? Ein ganz wunderbarer Tag.« Und zu ihrem Mann sagte sie mit einem eigenartigen Unterton: »Er ist der besterzogene Mann, den ich kenne. Du könntest dir an ihm ein Beispiel nehmen.«
»Willst du damit sagen, daß ich mich schlecht benehme?« fragte Gifford etwas beleidigt zurück.
Delila tat, als suche sie etwas. »Oh, ich habe eine Haarspange verloren. Würdest du im Bad nachsehen, ob sie dort liegt?«
Edward Gifford ging etwas gekränkt ins Badezimmer, sicherlich wurde jetzt von ihm verlangt, Ishis Aquarium trockenzulegen.
Als er die Tür öffnete, prallte er jedoch zurück. Nicht nur der Fußboden, auch die Wanne war trocken und sauber, und die beiden Badetücher, die Ishi benutzt hatte, hingen ordentlich gefaltet über der Stange.
Mißmutig ging Gifford zurück zu seiner jungen Frau. »Ich kann die Spange nicht finden«, sagte er.
Delila strahlte Ishi an und sagte mehr zu Ishi als zu ihm: »Verzeih, ich hab’ das vergessen. Ich trage ja keine Haarspangen mehr.«
Ishi blieb die Nacht über im Haus der Giffords.
Als die Giffords schlafen gingen, sagte Edward: »Er ist ein sehr merkwürdiger Mann. Hast du dich, ich meine, im Wald war außer euch wohl kein Mensch, hast du dich da nicht ein bißchen gefürchtet? Ich meine, er ist ein Mann ohne Frau...«
»Edward!« schalt Delila. »Was hast du für schmutzige Gedanken! Er hat mich nicht mit der Kuppe seines kleinen Fingers berührt.«
»Ich fand, du warst ein bißchen sehr nett zu ihm.«
»Ich bin nur so, wie er zu mir ist. Und ich weiß, er wird die Distanz von sich aus nie verringern. Ich habe das Gefühl...«
»Was für ein Gefühl?«
»Er achtet mich wie eine Frau seines Stammes.«
»Merkwürdig.« Edward Gifford schien ganz in Gedanken versunken.
»Was ist merkwürdig, Liebling?«
»Er hat eine starke Ausstrahlung, nicht?«
»Ja«, sagte sie, »die hat er.«
Teil 3
DER MANN HINTER DEM WASSERFALL
Sie waren wieder im Sutro Forest, Popy und Ishi. Popy hatte frischen Lachs gekauft, und Ishi hatte ihn auf seine Art gebraten. Er hatte den Lachs im Bach ausgewaschen, dann seitlich ein paarmal eingeschnitten, mit Kräutern bestreut und auf den zischend heißen Stein gelegt. Zum Lachs hatte es grünen und Tomatensalat gegeben. Und weil Popy den Lachs bezahlt hatte, hatte Ishi als Dessert eine Dose Pfirsiche spendiert und sie redlich geteilt.
Jetzt lagen sie etwa zwei Meter voneinander entfernt im schattigen Moos und verdauten.
Zwischendurch versuchte Ishi, aus Popy herauszubekommen, warum es mehr kranke weiße Männer als Frauen gäbe.
»Ach, laß doch. Ist es nicht herrlich? Hab’ ich nicht gut getroffen vor dem Essen?«
»Siehst du«, sagte Ishi, »du weißt nicht. Du bist kein guter Doktor. Weißer Mann ist mehr krank als Yahimann, weil er bei seiner Frau bleibt, wenn sie das böse Blut ausscheidet. Blut macht krank, Blut macht schwach. Die Yahifrau ging immer in Frauenhaus, bei Sake makale. Nach sechs Tagen kam sie wieder
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