Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Tiere, mein Leben

Meine Tiere, mein Leben

Titel: Meine Tiere, mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
Vom Netzwerk:
Sie versucht es schon den ganzen Abend. Können Sie herkommen?«
    Ich sah auf die Uhr, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte. Es war zwei Uhr nachts. Ich war völlig benommen. Eine ferkelnde Sau unmittelbar nach dem Champagner, dem geräucherten Lachs und diesen kleinen Biskuits mit den schwarzen Kaviarhäufchen! Und noch dazu in Beck Cottage, einem der primitivsten Bauernhöfe in unserer Gegend. Es war gemein.
    Verschlafen streifte ich den Pyjama ab und zog mein Hemd an. Als ich nach der steifen, abgewetzten Kordhose langte, die ich bei der Arbeit trug, versuchte ich, nicht zu dem Leihanzug hinzusehen, der an einer Ecke des Kleiderschranks hing.
    Es waren nur zwei Meilen bis Beck Cottage. Das Anwesen lag in einer Senke und verwandelte sich im Winter in einen Sumpf. Ich stieg aus meinem Wagen und watete durch den Matsch zur Haustür. Da niemand auf mein Klopfen antwortete, ging ich zu den gegenüberliegenden Gebäuden und öffnete die Tür des Kuhlstalls.
    Warmer, süßlicher Rindergeruch schlug mir entgegen. Weiter hinten erspähte ich ein Licht, dessen trüber Schein eine stehende Gestalt aus dem Dunkel heraushob. Ich ging an den Kühen vorbei, zwischen denen sich schadhafte hölzerne Trennwände befanden und hinter denen sich Berge von Dung türmten. Mr. Atkinson schien nichts von allzu häufigem Ausmisten zu halten.
    Über Löcher im Boden stolpernd, durch Urinpfützen planschend, erreichte ich endlich einen provisorischen Verschlag. Von der Sau waren kaum mehr als die Umrisse zu erkennen: ein fahles, auf der Seite liegendes Etwas. Das Tier bewegte sich nicht auf seinem dürftigen Strohlager, nur von Zeit zu Zeit lief ein Zittern über seine Flanken.
    Mr. Atkinson empfing mich kühl. Er war in mittleren Jahren, hatte einen acht Tage alten Bart und trug einen verbeulten Hut, dessen Krempe ihm bis über die Ohren reichte. Er lehnte mit hängenden Schultern an der Wand. Die eine Hand hatte er in die Jackentasche gestopft, in der anderen hielt er eine Fahrradlampe mit einer fast ausgebrannten Batterie.
    »Ist das alles an Licht, das wir haben?«, fragte ich.
    »Ja, alles«, antwortete Mr. Atkinson, offensichtlich erstaunt. Er sah mich mit einer Miene an, die deutlich besagte: Sonst noch Wünsche?
    »Dann geben Sie mal her.« Ich richtete den schwachen Strahl auf meine Patientin: »Ist noch ein junges Tier, wie?«
    »Ja, wirft das erste Mal.«
    Das Schwein streckte sich, erzitterte und lag wieder still.
    »Irgendwas festgefahren, schätze ich. Würden Sie mir einen Eimer mit heißem Wasser, ein Stück Seife und ein Handtuch bringen?«
    »Hab kein heißes Wasser. Das Feuer ist aus.«
    »Gut, dann bringen Sie mir, was Sie haben.«
    Der Bauer polterte den Kuhstall entlang. Er nahm das Licht mit, und in der Dunkelheit kehrte die Musik wieder. Es war ein Walzer von Strauß, und ich tanzte ihn mit Lady Frenswick. Sie war sehr jung, sehr hübsch, und sie lachte, als ich sie herumschwenkte. Ich sah ihre weißen Schultern, die Diamanten, die an ihrem Hals funkelten, und die kreisenden Spiegel.
    Mr. Atkinson kam zurückgeschlurft und setzte den Eimer mit Nachdruck auf den Boden. Ich tauchte einen Finger ins Wasser; es war eiskalt. Und der Eimer hatte schon vieles mitgemacht – ich musste aufpassen, dass ich mich nicht an dem zackigen Rand verletzte.
    Rasch zog ich meine Jacke und das Hemd aus. Ich hielt die Luft an, denn es zog fürchterlich durch eine Ritze in der Wand.
    »Die Seife, bitte«, murmelte ich mit zusammengebissenen zahnen.
    »Im Eimer.«
    Ich tauchte einen Arm ins Wasser und suchte zitternd vor Kälte herum, bis ich einen rundlichen Gegenstand fand, der etwa die Größe eines Golfballes hatte. Ich zog ihn heraus und untersuchte ihn; er war glatt und gesprenkelt wie ein Kieselstein am Strand. Optimistisch rieb ich ihn zwischen meinen Händen, in der Erwartung, es werde sich Schaum bilden. Aber die Seife war steinhart und gab nichts her.
    Ich mochte nicht um ein anderes Stück bitten, denn vielleicht hätte das den Bauern gegen mich eingenommen. Stattdessen ließ ich mir die Lampe geben und ging nach draußen. Auf dem Hof spritzte der Schlamm an meinen Wellingtons hoch; eine Gänsehaut überzog meine nackte Brust. Zähneklappernd suchte ich im Kofferraum herum, bis ich auf eine Dose mit antiseptischer Salbe stieß.
    Als ich wieder in dem Verschlag war, schmierte ich die Salbe auf meinen Arm, kniete mich hinter das Schwein und schob meine Hand vorsichtig in die Vagina. Schließlich waren Handgelenk und Ellenbogen

Weitere Kostenlose Bücher