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Meine Tiere, mein Leben

Meine Tiere, mein Leben

Titel: Meine Tiere, mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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meiner Clique nachkommen, und wann immer ich mich in Helens Richtung bewegte, wurde sie schon von einem ihrer männlichen Freunde entführt, bevor ich überhaupt in ihre Nähe gekommen war. Gelegentlich bildete ich mir ein, dass sie zu mir herübersah, doch sicher war ich mir nicht; ich wusste bloß, dass mir der Spaß vergangen war. Der Zauber und die Heiterkeit waren verflogen, und mein Trübsinn wuchs bei dem Gedanken, dass dies eine weitere frustrierende Begegnung mit Helen werden würde, die ich nur hoffnungslos ansehen konnte. Nur war es diesmal noch schlimmer: Ich hatte nicht einmal mit ihr gesprochen.
    So war ich beinahe erleichtert, als der Wirt zu mir kam und mir mitteilte, ich werde am Telefon verlangt. Mrs. Hall, unsere Haushälterin in Skeldale House, war am Apparat. Eine Hündin hatte Probleme beim Werfen und brauchte meine Hilfe. Ich sah auf die Uhr – es war nach Mitternacht, also war damit der Ball für mich beendet.
    Einen Moment lang stand ich da und lauschte dem gedämpften Wummern von der Tanzfläche, dann zog ich mir langsam den Mantel an, bevor ich hineinging, um mich von Tristan und seinen Freunden zu verabschieden. Ich wechselte einige Worte mit ihnen, winkte, drehte mich um und stieß die Schwingtür auf.
    Etwa einen halben Meter von mir entfernt stand Helen. Auch sie hatte die Hand an der Tür. Ich fragte mich nicht, ob sie kam oder ging, sondern starrte bloß benommen in ihre lächelnden blauen Augen.
    »Schon im Aufbruch, Jim?«, fragte sie.
    »Ja, ein Notfall, fürchte ich.«
    »Ach, wie schade. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.«
    Ich wollte etwas entgegnen, war jedoch ganz und gar von ihrer dunklen Schönheit und ihrer Nähe erfüllt, und eine Woge verzweifelten Verlangens schlug über mir zusammen. Wie ein Ertrinkender ließ ich meine Hand ein paar Zentimeter nach unten gleiten, ergriff die ihre und spürte voller Erstaunen, wie sich ihre Finger entschlossen mit den meinen verschränkten.
    Augenblicklich war die Musik verschwunden, der Lärm, die Leute. Es gab nur noch uns beide, so nahe beieinander im Eingang.
    »Komm mit mir«, sagte ich.
    Helens Augen waren sehr groß, als sie mir jenes Lächeln schenkte, das ich so gut kannte.
    »Ich hole nur schnell meinen Mantel«, murmelte sie.
    Das bin doch nicht ich, dachte ich, als ich vom Flur aus Helen nachsah, die schnell die Treppe hinauflief, doch ich musste es wohl glauben, als sie am Absatz wieder auftauchte und ihren Mantel anzog. Draußen, auf dem Kopfsteinpflaster des Marktplatzes, schien selbst mein Wagen überrumpelt zu sein, denn beim ersten Zünden sprang er röhrend an.
    Ich musste in die Praxis zurück, um meine Instrumente zu holen. Im stillen Mondlicht stiegen wir aus, und ich öffnete die große weiße Tür zu Skeldale House.
    Und als wir den Korridor erreicht hatten, war es das Natürlichste von der Welt, sie in die Arme zu nehmen und dankbar und ohne Hast zu küssen. Darauf hatte ich lange gewartet, und die Minuten verstrichen unbemerkt, während wir dort standen, die Füße auf den schwarzroten Fliesen aus dem achtzehnten Jahrhundert, die Köpfe beinahe an dem riesigen Gemälde von Nelsons Tod, das den Eingangsbereich beherrschte.
    Wir küssten uns erneut an der ersten Ecke des Korridors, unter dem Gemälde, das wiederum das Zusammentreffen von Wellington und Blücher in Waterloo porträtierte. Wir küssten uns wieder an der zweiten Ecke, am großen Schrank, in dem Siegfried seine Reiterausrüstung nebst Stiefeln aufbewahrte. Wir küssten uns in der Praxis, während ich meine Instrumente zusammensuchte. Dann probierten wir es im Garten aus, was am schönsten war: die Blumen still und verheißungsvoll im Mondschein, der Duft von Gras und feuchter Erde, der um uns herum aufstieg.
    Noch nie war ich so langsam zu einem Hausbesuch gefahren. Ungefähr fünfzehn Stundenkilometer, mit Helens Kopf auf meiner Schulter und allen Frühlingsdüften, die durch das offene Fenster hereinströmten. Es war, als würde ich aus stürmischen Gewässern in einen süßen, sicheren Hafen segeln, als käme ich nach Haus.
    Das Licht, das aus dem Cottagefenster drang, war das einzige im ganzen schlafenden Dorf. Bert Chapman öffnete die Tür. Bert war Straßenarbeiter in diesem Bezirk – eine Spezies, für die ich eine hartnäckige Zuneigung hegte. Die Straßenarbeiter waren meine Brüder. Wie ich verbrachten sie die meiste Zeit auf den einsamen Nebenstraßen um Darrowby, und an fast jedem Tag sah ich sie, beim Reparieren des Straßenbelags, im

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