Meine Tochter Amy (German Edition)
Glückwünsche ausrichten. Am nächsten Tag erzählte sie, sie habe sich im Roundhouse sehr amüsiert: Dionne habe sie auf die Bühne geladen, und sie habe getanzt, während Dionne sang.
Es war Amys letzter öffentlicher Auftritt.
Am Samstag, den 23. Juli 2011 ist meine geliebte Tochter gestorben.
21
LEB WOHL, CAMDEN TOWN
Am Sonntagmorgen, den 24. Juli landete ich am Flughafen Heathrow. Mein Freund Hayden holte mich ab und brachte mich zu seinem Haus in Nordlondon, wo Jane auf mich wartete. Wir weinten und weinten, bis wir keine Tränen mehr hatten.
Dann gingen wir zu Janis rüber und weinten noch mehr. Alex und Riva waren schon da, und den ganzen Tag kamen Leute. Ich war wie betäubt und kann mich nicht mehr an viel erinnern. Dinge geschahen um mich herum, und doch war alles weit entfernt; es war, als würde ich einen Film ansehen.
Immer wieder fragte ich mich: Wie konnte das passieren?
Ich hatte Amy am Tag vor meiner Abreise nach New York gesehen, da war sie wohlauf. Janis, Richard und Reg hatten sie tags darauf gesehen, und es ging ihr gut. Auch später am Abend ging es ihr gut, obwohl sie laut Andrew „angeheitert“ war. Als er später nach ihr schaute, sang und trommelte sie in ihrem Zimmer. Morgens hatte er noch mal nachgesehen und gedacht, sie schlafe. Dann, ein paar Stunden später, wurde ihm klar, dass sie nicht schlief. Sofort schlug er Alarm.
Viele Leute denken, Amys Leben sei in ihren letzten 18 Monaten das reinste Chaos gewesen. Nichts liegt der Wahrheit ferner. Ja, sie erlitt Rückfälle, aber diese Rückfälle kamen nun immer seltener vor. Die Menschen, die ihr nahestanden, hegten keine Zweifel, dass ihr Leben die richtige Richtung eingeschlagen hatte. In meinen Augen gab es immer eine Verbindung zwischen Amys Sinn für Sauberkeit und Ordnung, beziehungsweise dem Mangel daran, und ihrer mentalen Verfassung. In diesen letzten eineinhalb Jahren waren die Kleider in ihren Schränken gepflegt und aufgeräumt, ihre Bücher und CDs alphabetisch geordnet, ihre Notizbücher nummeriert.
Ich wusste, dass Amy nicht an einer überdosis Drogen gestorben sein konnte, weil sie seit 2008 keine Drogen mehr nahm. Auch gegen den Alkohol hatte sie tapfer und mutig gekämpft, aber sie muss wohl erneut einen Rückfall erlitten haben. Ich glaubte, Amy sei seit drei Wochen trocken. In Wirklichkeit hatte sie schon bei Dionnes Gig im Roundhouse am Mittwoch wieder zu trinken begonnen. Das wusste ich damals nicht.
Am nächsten Morgen gingen Janis, Jane, Richard Collins (Janis’ Verlobter), Raye, Reg und ich in die Aussegnungshalle von St. Pancras, um Amy offiziell zu identifizieren. Alex brachte es nicht über sich, mitzugehen, was ich vollauf verstand. Vor dem Gebäude hatten sich Horden von Paparazzi versammelt, sie waren jedoch alle sehr respektvoll. Man führte uns in einen Raum, und wir sahen Amy hinter einem Fenster. Sie wirkte sehr, sehr friedlich, als wäre sie nur eingeschlafen, was es in gewisser Weise viel schwerer machte. Sie war schön. Auf ihrer Haut waren leichte rote Flecken zu sehen, deshalb dachte ich damals, sie habe vielleicht wieder einen Anfall gehabt: Nach früheren Anfällen hatte sie so ausgesehen.
Schließlich ließen die anderen Janis und mich allein, um uns von Amy zu verabschieden. Wir waren etwa eine Viertelstunde bei ihr, legten die Hände an die Trennscheibe und sprachen mit ihr. Wir sagten ihr, Mama und Papa seien bei ihr und würden sie in alle Ewigkeit lieben. Ich finde keine Worte, um es zu beschreiben. Es war das schrecklichste Gefühl der Welt. Dann fuhren wir zum Camden Square, wo sich Alex und Riva uns anschlossen. Die Polizei ermittelte immer noch wegen einer möglichen Fremdeinwirkung, daher ließ man uns nicht ins Haus. Hunderte von Fans waren da und hatten den ganzen Platz in eine Andachtsstätte verwandelt. Wir versammelten uns und betrachteten die Blumen und Abschiedsgrüße am Rand der Polizeiabsperrungen. Ich dankte den Reportern und Fans, dass sie gekommen waren, gab vielen von ihnen die Hand und kämpfte mit den Tränen. Es gab Drinks und Zigaretten, liebevolle Grußkarten und schöne Zeichnungen, Plüschtiere, Blumen und Kerzen. Zu wissen, wie sehr Amy geliebt wurde, war anrührend und tröstlich. Irgendwann brach ich zusammen und konnte nicht mehr aufhören zu weinen.
Danach gingen wir wieder zu Janis, wo unsere Freunde und andere Familienmitglieder auf uns warteten. Ich berichtete ihnen, was mir auf dem Heimflug während der trostlosen Stunden über dem Atlantik
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