Meine Tochter Amy (German Edition)

durch den Kopf gegangen war: „Ich dachte an eine Stiftung“, sagte ich. „Amys Stiftung. Um benachteiligte junge Menschen zu unterstützen, die mit Sucht, Krankheit oder Obdachlosigkeit fertigwerden müssen.“

    © Rex Features
    Die schlimmste Woche unseres Lebens: mit Alex, Reg und Janis am Camden Square beim Lesen der schönen und bewegenden Nachrufe auf Amy, 25. Juli 2011
    Weiter nachgedacht hatte ich noch nicht, aber jetzt war die Idee in die Welt gesetzt. Andere trugen dazu bei, sie weiterzuspinnen.
    Die Obduktion lieferte kein eindeutiges Ergebnis – „keine offizielle Todesursache“, wie Scotland Yard bekannt gab. Man warte die Resultate weiterer toxikologischer Untersuchungen ab, die zwei bis vier Wochen dauern würden. Einstweilen betrachtete die Polizei Amys Tod als ungeklärt.
    Eine Untersuchung wurde eingeleitet und auf den 26. Oktober vertagt, damit wir die Bestattung arrangieren konnten.
    Nach jüdischer Tradition muss die Beerdigung zum frühestmöglichen Zeitpunkt stattfinden, und da die Rechtsmedizin die Leiche freigegeben hatte, wurde sie auf den folgenden Tag angesetzt, den 26. Juli. Gewisse Strömungen des Judentums lassen Feuerbestattungen nicht zu, aber meine Mutter war eingeäschert worden, und wir glaubten, es entspreche Amys Wunsch, auf diese Weise mit ihrer Großmutter Cynthia wiedervereinigt zu werden. Es gab so viel zu erledigen; meine wunderbaren Freunde scharten sich um uns und sorgten dafür, dass alles, was zu tun war, rechtzeitig zum Begräbnis getan wurde. Ich schrieb derweil Amys Grabrede.

    Amy wurde am 26. Juli 2011 im Beisein von Familie und Freunden im Krematorium von Golders Green in Nordlondon eingeäschert; in derselben Halle, in der im Mai 2006 die Begräbnisfeier meiner Mutter stattgefunden hatte. Nach der Zeremonie begaben wir uns hinaus in den Park und überließen es Amys Wachmännern, im Tode auf sie aufzupassen, wie sie es zu Lebzeiten getan hatten. Zehn Minuten später kamen sie heraus, und ich wusste, es war vorüber.
    Anschließend gingen wir zur Schindler Hall in Southgate, Nordlondon, wo die Schiv’a begann, die jüdische Trauerwoche. An den folgenden drei Tagen kamen jeden Abend Hunderte von Verwandten und Freunden, um Amy die letzte Ehre zu erweisen und sich unseren Gebeten anzuschließen. Die Schiv’a lindert ein klein wenig den Schmerz. Meine treuen Freunde wichen an den folgenden Tagen nicht von meiner Seite, was mich sehr tröstete.
    Vor der Beerdigung hatte im Betsaal des jüdischen Friedhofs Edgwarebury in Nordlondon eine Trauerfeier für Amy stattgefunden. Als wir an jenem Morgen am Friedhof eintrafen, war ich immer noch wie benommen und hatte das Gefühl, nichts von alldem geschehe wirklich. Ich konnte es nicht begreifen. Nur geladene Gäste waren zugelassen; drinnen hatten sich wohl um die 500 Menschen versammelt, mehr als 500 weitere draußen vor der Halle. Wir beteten auf Englisch und Hebräisch, und die Feier endete mit Carole Kings „So Far Away“ – Amys Lieblingslied.
    Zuvor verlas ich meine Trauerrede, die ich größtenteils am Tag davor geschrieben und dabei bewusst Lücken an Stellen gelassen hatte, wo ich nichts Schriftliches brauchte, um zu wissen, was ich sagen wollte:
Liebe Verwandte und Freunde, wir sind hier, um das Leben unserer geliebten Tochter Amy zu feiern. Ich könnte sagen, Amy sei die prägendste Sängerin des 21. Jahrhunderts gewesen. Ich könnte sagen, dass sie mehr als 22 Millionen CDs verkauft hat, dass Tony Bennett meinte, sie sei die größte Sängerin seit Ella Fitzgerald. Aber was ich sagen will, ist, dass Amy Winehouse die großartigste Tochter, Verwandte und Freundin war, die man sich nur wünschen kann. Meine Freunde und Janis’ Freunde waren Amys Freunde .
    Ich erzählte der Trauergemeinde die Geschichten aus Amys Jugend, die ich hier niedergeschrieben habe, über ihre Spielchen und Streiche, die Zeiten an ihren Schulen, die Freunde, die sie damals und später im Musikgeschäft fand.
Amys Freundschaften waren tief und hielten ein Leben lang. Tyler, Naomi, Jevan, Catriona, Chantelle, John und Kelly, Nicky Shymansky, Lucian Grainge, alle bei Metropolis und 19 sowie selbstverständlich Raye Cosbert, Selena und Petra. Raye ist mehr als Amys Manager: Er ist unser Bruder und Ratgeber. Amys Jungs – Andrew, Anthony, Neville und Chris – gehören zur Familie. Ich würde ihnen mein Leben anvertrauen. Ihre Fürsorge und Geduld über die Jahre waren unvergleichlich .
    Ich wollte den Leuten erklären, was wir über